Saint-Victor-d’Épine

französische Gemeinde

Saint-Victor-d’Épine ist eine französische Gemeinde mit 336 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Eure in der Region Normandie.

Saint-Victor-d’Épine
Saint-Victor-d’Épine (Frankreich)
Saint-Victor-d’Épine (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Bernay
Kanton Brionne
Gemeindeverband Intercom Bernay Terres de Normandie
Koordinaten 49° 13′ N, 0° 36′ OKoordinaten: 49° 13′ N, 0° 36′ O
Höhe 110–169 m
Fläche 7,89 km²
Einwohner 336 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 43 Einw./km²
Postleitzahl 27800
INSEE-Code

Mairie (Rathaus)

Geografie Bearbeiten

Saint-Victor-d’Épine liegt im Lieuvin, 1,4 Kilometer nördlich von Notre-Dame-d’Épine, 2,4 Kilometer südwestlich von Neuville-sur-Authou und 13 Kilometer nordöstlich von Bernay[1] am Ostrand des Lieuvin.

Alte Weiler und Lehensgüter die heute noch zu Saint-Victor-d’Épine gehören, sind: La Boudinière, Le Chemin-Chaussé (benannt nach der Römerstraße von Brionne nach Cormeilles), La Forge-Courtin, La Gosseaumerie, Le Hamel, Le Manoir, La Minardière, La Morinière, La Prévotière und La Rochelle.[2]

In Saint-Victor-d’Épine besteht die Gefahr, dass Marnières, alte Mergelgruben, einen Erdrutsch verursachen. Die 1,5 bis 2 Meter breiten und mehrere Meter tiefen Löcher können zum Beispiel nach starkem Regen entstehen. Es sind Öffnungen der Zugangsschächte, deren Schuttfüllung in die Seitengänge geschwemmt wurde. Die Decken der Abbauschächte können ebenfalls einstürzen, was breitere Löcher entstehen lässt. Erdrutsche durch starken Regenfall ereigneten sich in der Gemeinde im Dezember 1999.[3]

Geschichte Bearbeiten

Épine ist das französische Wort für „Stachel“, sowohl Schlehdorn als auch Rotdorn enthalten das Wort épine. Es hat also wahrscheinlich besonders viele Dornbüsche vor Ort gegeben.[4] Die Ländereien namens Épine gehörten bis zum 11. Jahrhundert zur Baronie von Saint-Philbert-sur-Risle.[5]

Gegen Ende des Jahres 846 oder 847 war Bayeux in der Hand der Bretonen unter Nominoë († 851). Die Gegend um Bayeux wurde häufig von Normannen heimgesucht. Ein Mann namens Hervé aus Saint-Victor-d’Épine beschloss aufgrund von Visionen, und nachdem er sich mit Frechulf, dem Bischof von Lisieux, beraten hatte, die Leichen der Heiligen Regnobert de Bayeux und Zénon, der Diakon von Bayeux gewesen war, zu sich nach Hause zu bringen. Zwei Priester halfen ihm dabei. Sie schlichen sich in die Stadt, in die Kirche Saint-Exupère und stahlen die Reliquien. Über Norolles zogen sie dann mit viel Gesang und Prozessionen zurück nach Saint-Victor-d’Épine, wo die Leichen der beiden Heiligen eine Weile auf dem Altar ausgestellt waren, bis Hervé ihnen eine eigene Kirche in Suiacum Villa erbaute.[6]

Im 11. Jh. schenkte der damaligen Besitzer Guillaume Giroie d’Echauffour Épine der Abtei Saint-Léger von Les Préaux.[7] Épine wurde in die Pfarreien Saint-Victor-d’Épine und Notre-Dame-d’Épine geteilt.

In Urkunden wurde es 1317 Saint-Victor-d’Espineuse, 1400 Saint-Victor-de-la-Haie-d’Eppines, und im 17. Jahrhundert Saint-Victor-d’Epinne (Notiz des Chambre des comptes, des französischen Finanzministeriums im Ancien Régime) genannt.[2]

Saint-Victor-d’Épine erhielt 1793 im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) den Status einer Gemeinde (noch als Saint Victor d’Epine) und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung (mit der heutigen Namensschreibweise).

Anzahl Einwohner
(Quelle: [8])
Jahr 179318311881193119751982199019992006
Einwohner 9221.017643342256293286280320

Die meisten Einwohner hatte Saint-Victor-d’Épine 1831 (1017). Danach nahm die Zahl der Einwohner fast kontinuierlich bis 1975 (256) ab. Nach 1975 erholten sich die Einwohnerzahlen wieder leicht.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Echte und unechte Schwäne in den Gärten des Clos Saint-François
 
Die Kirche Saint-Victor
 
Le Mont-Criquet

Die Kirche Saint-Victor wurde im 16. Jh. erbaut und im 19. Jh. umgebaut, wobei das Kirchenschiff vergrößert wurde. In der Kirche befindet sich ein Gemälde, das die Kreuzigung Jesu Christi darstellt. Es wurde im 17. Jh. gemalt und ist seit 1907 als Monument historique (historisches Denkmal) klassifiziert.[9]

Eine der beiden großen Eiben hinter der Kirche ist etwa Tausend Jahre alt. Und damit wesentlich älter als die Kirche selbst. Die Eibe wurde 1925 als arbre remarquable (Baumdenkmal) klassifiziert. Sie ist 15 Meter hoch und ihr Stamm hat an der Basis einen Umfang von 11 Metern. Eiben gelten im Volksglauben der Normandie als Verbindungen zwischen dem Reich der Toten und der Lebenden. Sie schützen die Seele des Verstorbenen auf dem Weg ins Totenreich. Daher wurden sie auf den Friedhöfen gepflanzt.[10]

Das Herrenhaus Le Mont-Criquet wurde im 18. Jh. erbaut. Die Mauern bestehen aus Bruchstein und Backstein. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließ die comtesse de Vaugiraud das Zwerchhaus und die seitlichen Pavillons vergrößern. Es befindet sich im Privatbesitz.[11]

Die Gartenanlage Jardins du Clos Saint-François wurde 1985 um ein normannisches Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert herum eingerichtet. Das Gelände ist zwei Hektar groß und liegt am Rande des Gemeindegebiets von Saint-Victor-d’Épine auf halbem Weg nach Saint-Georges-du-Vièvre. Auf den Wiesen, Blumenbeeten und Teichen werden Skulpturen und Installationen ausgestellt. Zwischen den Kunstwerken laufen Schwäne, Enten und Gänse herum. Von Anfang Mai bis Ende August sind die Gärten von Freitag bis Montag geöffnet.[12]

Wirtschaft Bearbeiten

Auf dem Gemeindegebiet gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für Pont-l’Évêque-Käse, Calvados und Pommeau (Pommeau de Normandie) sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).[1]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Saint-Victor-d'Épine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Saint-Victor-d’Épine auf annuaire-mairie.fr (französisch) Abgerufen am 7. Juli 2012.
  2. a b Ernest Poret Blosseville (vicomte de): Dictionnaire topographique du département de l’Eure: comprenant les noms de lieu anciens et modernes. Hrsg.: Société libre d'agriculture, sciences, arts et belles-lettres de l'Eure. Imprimerie Nationale, Paris 1878 (französisch, auf archive.org [abgerufen am 8. Oktober 2009]).
  3. Liste der Gemeinde von Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture von Eure, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. April 2013; abgerufen am 14. August 2011 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eure.pref.gouv.fr
  4. Quelques origines de noms de lieux en Normandie, Eure (französisch) Abgerufen am 7. Oktober 2009.
  5. Auguste Le Prévost, Léopold Delisle, Louis Paulin Passy, Andrew Dickson White: Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. Hrsg.: Société d'agriculture des belles-lettres, sciences et arts de L’Eure. Band 3. Évreux 1869, S. 184+212 (französisch, auf archive.org [abgerufen am 8. Oktober 2009]).
  6. Association normande (Hrsg.): Annuaire des cinq départements de la Normandie. Caen 1834, S. 19 f. (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. @1@2Vorlage:Toter Link/www.quid.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2016. Suche in Webarchiven) Saint-Victor-d’Épine auf quid.fr (französisch) Abgerufen am 8. Oktober 2009, seit dem 25. März 2010 nicht mehr abrufbar.
  8. Saint-Victor-d’Épine auf cassini.ehess.fr (französisch) Abgerufen am 6. Oktober 2009.
  9. Saint-Victor-d’Épine in der Base Mérimée (französisch) Abgerufen am 11. Februar 2010.
  10. L’Éveil Normand (Hrsg.): Raconte-nous l’Histoire ! Saint-Victor-d’Épines If millénaire. 24. August 2011 (französisch).
  11. Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 2-902091-31-2 (formal falsch), S. 297 (französisch).
  12. A. Blanchard, M. Delafenêtre, Lisa Pascual: Jardins en Normandie. Eure. Connaissance des Jardins, Caen 2001, ISBN 2-912454-07-7, S. 70 (französisch).