Sackstich

Verbindungsknoten aus Überhandknoten

Der Sackstich ist ein Verbindungsknoten auf Basis des Überhandknotens, der schnell und einfach zu binden ist.

Sackstich (Tropfenform)
Sackstich (Tropfenform)
Typ Verbindung
Anwendung
Ashley-Nr. 1410
Synonyme Überhandknoten, Daumenknoten, Offenhandknoten[1]
Englisch Overhand Bend, Thumb Knot, European Death Knot
Liste der Knoten
Die vordere Reihe zeigt drei Variationen des Sackstichs:
– Tropfenform (links)
– Ringform (mitten)
– Schlaufe (rechts)
gegenübergestellt dem Achterknoten (hinten)

Anwendung Bearbeiten

Der Sackstich dient zum Herstellen einer einfachen und schnellen Verbindung zweier Seile oder als Schlaufe. Die Knotenfestigkeit ist in der Ringform besser als in der Tropfenform. So beträgt sie bei einer 5-mm-Reepschnur aus Dyneema in Ringform 33 %, in Tropfenform dagegen nur 28 %; bei 4,5 mm aus Kevlar sind es 53 % gegenüber 38 %.[2] Nach Belastung ist der Sackstich kaum mehr zu lösen.

Beim Abseilen mit Doppelseil verwenden Bergsteiger diesen Knoten in Tropfenform häufig. Er ist leicht zu kontrollieren und verklemmt sich selten in einer Felsspalte beim Abziehen.[3] Da die Kräfte verhältnismäßig gering sind gegenüber der Zugfestigkeit des Seils, spielt die Knotenfestigkeit eine untergeordnete Rolle. Er kann auch bei unterschiedlich dicken Seilen verwendet werden.[4] Auch wenn der Knoten im amerikanischen Englisch den Beinamen European Death Knot trägt, gilt er dennoch als zuverlässiger Knoten zum Verbinden zweier Kletterseile.[5]

Der Sackstich in Tropfenform rutscht besonders gut durch einen Karabinerhaken, da er auf einer Seite glatt ist. Als kurze Endlosschlinge kann er auch als Knotenschlinge in eine Felsspalte gelegt werden und so als provisorischer Sicherungspunkt dienen.

Knüpfen Bearbeiten

Tropfenform Bearbeiten

Für die tropfenförmige Variation des Sackstichs werden die beiden Seilenden nebeneinander gelegt. Dann wird mit dem doppelten Seil ein Überhandknoten geknüpft. Der Knoten muss gut festgezogen werden und das lose Ende sollte mindestens das Zehnfache des Seildurchmessers betragen (siehe Abbildung). Überlange Seilenden bieten keine Vorteile, sondern nur das Risiko eines Verhängers.[3]

Ringform Bearbeiten

Um diese Form zu knüpfen, muss der Knoten gesteckt werden. In ein Seilende wird ein loser Überhandknoten geschlungen. Mit dem anderen Seilende fährt man gegenläufig parallel dem ersten genau nach.

Die Ringform wurde früher zum Knüpfen von Bandschlingen aus Meterware verwendet und trägt bei dieser Anwendung den Namen Bandschlingenknoten oder Wasserknoten. Wegen Sicherheitsrisiken heißt er auch Todesknoten und wird mittlerweile nicht mehr genutzt.[7]

Schlaufenform Bearbeiten

 
Stangenlasching
 
„Sackstich als Schlaufe“, auch Überhandschlaufe genannt
 
Doppelte Überhandschlaufe
 
Dreifache Überhandschlaufe

Als Schlaufe geknüpft, heißt der Knoten bei Kletterern ebenfalls Sackstich. Schweizer Bergsteiger nennen ihn auch Führerknoten. Zum Anseilen in Zweierseilschaften eignet er sich jedoch nicht, da er keine Redundanz bietet, und nach einem Sturz nicht mehr zu öffnen ist. Zu diesem Zweck findet man ihn höchstens am Toprope-Seil in Kletterhallen, wo ein Öffnen nicht erwünscht ist. Bei Gletscherbegehungen kann der Mittelmann den Knoten aber als Anseilknoten nutzen.[8] Ebenso wird er beim Anseilen mit Brustgurt verwendet.[9] Auch dient er als Stopper am Seilende als Alternative zum Achtknoten.[10] Laut Clifford W. Ashley ist er die einfachste und gebräuchlichste Schlaufe. Er nennt ihn Schlaufenknoten oder auch Überhandschlaufe[11]. Im Geschäft und zu Hause wird er oft beim Verschnüren von Paketen verwendet, auf dem Bauernhof und allgemein beim Transportieren, um die Seilenden der Ladungssicherung (Laschings) reinzuhängen. Für Tauwerk ist er aber nicht besonders geeignet, weil die Schlaufe im Gegensatz zum Palstek und anderen Schlaufen wieder schwer aufzubinden ist.[12] Man kann die Überhandschlaufe auch als einen dicken Stopperknoten verwenden[13].

Alternativen Bearbeiten

Ein Achterknoten lässt sich als Seilverbindung nach Belastung leichter lösen. In Tropfenform wird er beim Abseilen allerdings nicht empfohlen,[5] da er bereits bei 2 kN rollt. Es gab bereits Unfälle mit dieser Anwendung.[14] Auch in Ringform ist er dem Sackstich unterlegen, weil er aufgrund der größeren Knotenform eher in Felsspalten hängen bleibt. Zum Anseilen verwenden Kletterer den Achterknoten als Schlaufe.

Der Paketknoten hat eine deutlich höhere Knotenfestigkeit als der Sackstich, ist aber etwas schwieriger zu knüpfen und hat ein komplexeres Knotenbild.

Sehr sichere Verbindungen auch mit rutschigen Seilen erreichen Spierenstich, doppelter Spierenstich und Zeppelinstek. Sie sind auch sehr leicht zu lösen.

Für dicke Trossen eignet sich der Trossenstek.

Der Schotstek verbindet Seile sehr zuverlässig und lässt sich leicht lösen. Steht das Seil aber nicht ständig unter Last, kann er sich selbständig lösen.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Edition Maritim, Hamburg 1999, ISBN 3-922117-37-6, #1410, S. 268.
  2. Chris Semmel: Drum prüfe, wer sich bindet. In: Panorama. Nr. 4, 2007, S. 76–79 (Volltext [PDF; abgerufen am 2. April 2020]).
  3. a b Christiane Nastarowitz-Bien: Nur noch Abseilen? Über die Tücken des „Wieder-Runterkommens“ (Teil 2). In: Berliner Bergsteiger. Nr. 5, 2007, S. 10–11 (dav-berlin.de [PDF; 345 kB; abgerufen am 15. März 2019]).
  4. Chris Semmel: Kleine Knotenkunde fürs Alpine. 18. Juni 2017, abgerufen am 15. März 2019.
  5. a b The Euro Death Knot. In: American Alpine Institute - Climbing Blog. 9. März 2009, abgerufen am 15. März 2019.
  6. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Edition Maritim, Hamburg 1999, ISBN 3-922117-37-6, #1412, S. 269.
  7. Walter Siebert: Warten wir noch ein paar Tote ab. In: bergundsteigen. Nr. 2, 2007, S. 6 (Online [PDF; 1,9 MB; abgerufen am 16. April 2015]).
  8. Bernd Eberle: Wer andern in die Spalte fällt. In: Panorama. Nr. 4, 2014, S. 54–57 (alpenverein.de [PDF; abgerufen am 15. März 2019]).
  9. Karl Schrag: Anseilen und Einbinden beim Klettern. In: Panorama. Nr. 4, 2000, S. 66 (alpenverein.de [PDF; abgerufen am 15. März 2019]).
  10. Chris Semmel: Abwärts – aber sicher. In: Panorama. Nr. 3, 2008, S. 75–77 (alpenverein.de [PDF; abgerufen am 15. März 2019]).
  11. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. 6. Auflage. Edition Maritim, Hamburg 2005, S. 200 (#1046)
  12. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Übersetzt von Gerhard Meyer-Uhl. Edition Maritim, Hamburg 1999, ISBN 3-922117-37-6, S. 196 (#1009) (englisch: The Ashley Book of Knots.).
  13. Clifford W. Ashley: Das Ashley-Buch der Knoten. Über 3800 Knoten. Wie sie aussehen. Wozu sie gebraucht werden. Wie sie gemacht werden. 6. Auflage. Edition Maritim, Hamburg 2005, S. 94 (#518)
  14. Knots for Rappelling. In: American Alpine Institute. 3. Februar 2017, abgerufen am 14. April 2020.