Saas (Bayreuth)

Gemeindeteil der Stadt Bayreuth, Bayern, Deutschland

Die Saas ist ein Stadtteil im Süden von Bayreuth.[2] Sie umfasst auch die Quartiere Lerchenbühl und Bärenleite.

Saas
Gemeinde Bayreuth
Koordinaten: 49° 55′ N, 11° 34′ OKoordinaten: 49° 55′ 19″ N, 11° 33′ 38″ O
Höhe: 361 m ü. NHN
Einwohner: 1494 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 95447
Vorwahl: 0921
Siedlungshäuschen in der Saas
Siedlungshäuschen in der Saas

Lage Bearbeiten

 
Die Saas zwischen Buchstein (links), Studentenwald (rechts) und Bärenleite (unten)

Die Saas liegt südlich der Innenstadt zwischen dem Stadtteil Glocke, dem Naherholungsgebiet Studentenwald und dem Höhenzug Bärenleite–Buchstein.[3]

Name Bearbeiten

Beim Namen handelt es sich vermutlich um eine Lokalitätsbezeichnung für eine günstige Siedlungsstelle im Sinn von Sitz (mittelhochdeutsch saz bzw. saze),[4] vergleichbar mit Ortsnamen wie Gesees und Aufseß.[5] Das spätere Dorf Saas könnte aber auch eine Raststätte an der heute „Hezilostraße“ genannten Altstraße von Creußen über die Altstadt nach Kulmbach gewesen sein.[4]

Geschichte und Beschreibung Bearbeiten

Dorf Bearbeiten

 
Das Dorf Saas im Bayerischen Urkataster von 1850
 
Bauernhäuser am Hang des Saaser Bergs

Im Landbuch von 1398 sind in der Saas fünf Höfe und eine Selde verzeichnet. Die Bauern hießen Ziegenthaler, Bauer, Grauenschedel und Leubser, sie alle leisteten Steuern und den Zehnten an den Burggrafen Johann III. von Nürnberg, der auch oberster Gerichtsherr war. Der Seldner Friedel Bauer musste zudem Fron leisten. Vom Dorf wurden „zu den drei Weysaten“ (Ostern, Pfingsten und Weihnachten) der Herrschaft mit 33 Käsen zusätzliche Abgaben verlangt, darüber hinaus an Ostern 32 Eier und an Fastnacht sechs Hühner.[4]

1517 ist der Bau einer Kapelle nachweisbar. Ein Bauer aus dem Umland hatte im Spätsommer 1516 am Kreuzweg auf dem Saaser Berg eine „Marienerscheinung“, was bald zu ersten Wallfahrten führte. Um die zahlreichen Opfergaben unterzubringen, ließ der Saaser Bauer, auf dessen Grund sich die Stelle befand, einen kleinen Sakralbau aus Fachwerk errichten. 1519 wurde dieses Gebäude abgetragen, um durch ein solches aus Stein ersetzt zu werden. Bereits 1522 drang jedoch lutherisches Gedankengut in Bayreuth ein, 1528 schlossen sich die Landesherren der fränkischen markgräflichen Gebiete – und damit ihre Untertanen – dem lutherischen Bekenntnis an. Restliche Gelder der Kapellenverwaltung wurden bei der Stadtpfarrkirche und dem Almosenkasten verbucht. Die Steine der Kapelle „zur Eichen bey der saß“ dienten 1545 zum Bau einer Mauer um den neu angelegten Stadtfriedhof.[6][7]

Im Zusammenhang mit den Täufern wurde die Saas 1528 als Pfarrdorf erwähnt.[8]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Saas aus 11 Anwesen. Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Hofkastenamt Bayreuth. Grundherren waren das Hofkastenamt Bayreuth (1 Hof, 1 Halbhof, 1 Gut, 1 Pottaschsiederei, 1 Haus mit Zapfenschenke), der Almosenkasten Bayreuth (1 Söldengütlein) und das Hospital Bayreuth (1 Hof, 2 Söldengütlein, 1 Sölde, 1 Tropfgütlein).[9]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Mit dem Gemeindeedikt wurde Saas dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Bayreuth und der zugleich gebildeten Munizipalgemeinde Bayreuth zugewiesen.[10]

Siedlung Bearbeiten

 
Nelkenweg mit Auferstehungskirche

Der überwiegende Teil der Gebäude in der Saas entstand während des „Dritten Reichs“ Mitte der 1930er Jahre. Die Planung der Siedlung für kinderreiche Arbeiterfamilien geht bis in die Weimarer Republik zurück. Jedoch wurde die Siedlung erst zwischen 1933 und 1937 planmäßig konzipiert und einheitlich gebaut. Die ersten 84 Siedlerstellen wurden in den Jahren 1933/34 errichtet, 94 weitere entstanden bis 1937. Das Richtfest für die erste Baugruppe wurde am 27. Juli 1933 gefeiert. Bauträger war die Stadt Bayreuth, die die Grundstücke in Erbpacht vergab. Die Bauausführung erfolgte durch örtliche Handwerker und die Siedler selbst.[11]

Der Grundriss der Siedlung ist schachbrettartig, nach Osten hin wird er durch eine halbringförmige Straße abgeschlossen. Die Bausubstanz des Viertels umfasst im Kernbereich kleine Siedlungshäuschen als Doppelhaushälften mit Satteldach. Nach dem Reichsheimstättengesetz von 1920 wurden die Häuser auf je rund 700 Quadratmeter großen Grundstücken mit 46 bis 50 Quadratmeter Wohnfläche errichtet.[11] Die Kosten je Haus lagen bei 2700 bis 3500 Reichsmark. Eigenleistung beim Hausbau wurde erwartet, weitere Vorgaben waren das Halten von Hühnern und Kaninchen sowie der Anbau von Nahrungsmitteln.[12]

Nach 1945 Bearbeiten

 
Reihenhäuser aus den 1960er Jahren am Südlichen Ringweg

Nach der Zeit des Nationalsozialismus erhielten die Straßen neue Namen,[13] bevorzugt von Blumen.

Aufgrund der kleinen Wohnflächen wurde die Bausubstanz in der Nachkriegszeit oft umfangreich erweitert, was den ursprünglich einheitlichen Charakter der Siedlung veränderte.[11] Häufig wurde auch das Dachgeschoss zu Wohnzwecken ausgebaut und mit Gauben versehen. In den 1960er Jahren entstanden neue Gebäude wie Reihenhauszeilen am Südlichen Ringweg, 1962 wurde die Auferstehungskirche eingeweiht.[14] Jüngeren Datums ist die Bebauung – vorwiegend mit Einfamilienhäusern – im Bereich des Ginsterwegs und des alten Dorfkerns, die zum Saaser Berg hin weiter fortgesetzt wird.

 
Gewerbegebiet und Umspannwerk am Fuß der Bärenleite

Am Südrand der Saas liegt der 1981 übergebene Südfriedhof der Stadt mit Krematorium, südöstlich davon das Gewerbegebiet An der Bärenleite. Dort befand sich das um 1900 gebaute Schießhaus Saas,[15] das in der NS-Zeit zur Motorsportschule des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) wurde.[16] Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand dort ein kleines Industriegebiet, in dem ehemalige sudetendeutsche Betriebe einen Neustart wagten. So eröffnete der ehemalige Karlsbader Wilhelm Wolf, nach einem Anfang in der Richard-Wagner-Straße (August 1947) und einer Zwischenstation in Wendelhöfen (mit bereits 70 Beschäftigten) dort 1948[17] die Erste Bayreuther Oblatenfabrik; das sorgsam gehütete Familienrezept für die berühmten Karlsbader Oblaten hatte er aus der alten Heimat mitgebracht.[18] Auch die Gardinenweberei Zappe siedelte sich dort an.[17] Aktuell ist das Gelände u. a. Standort eines Umspannwerks.

Mit Ablauf des Jahres 1990 schloss die Deutsche Bundespost ihre Außenstelle in der Saas.[19] In jüngerer Zeit entstanden südlich und westlich der Siedlung Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern.

Baudenkmäler Bearbeiten

  • Sandsteinsäule

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr 001818 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 101 119 135 128 83 1546 1986 1931 1494
Häuser[20] 15 15 19 16 209 343 467
Quelle [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [1]

Lerchenbühl Bearbeiten

 
Landwirtschaftliche Lehranstalten „Bezirkslehrgut“

Der Name Lerchenbühl lässt sich vermutlich auf einen Vogelherd (Bühl) zurückführen, auf dem Lerchen gefangen wurden.[7]

Auf dem Flurstück Lerchenbühl westlich der Glocke ist im Urkataster von 1850 eine Fallmeisterei (Abdeckerei) verzeichnet. Die Bauern waren verpflichtet, sämtliche Tierkadaver dem Abdecker zu übergeben. Dieser verwertete die Reste und vergrub oder verbrannte, was nicht verwertet werden konnte. Aufgrund der Geruchsbelästigung zwang man die Fallmeister, außerhalb der Orte zu wohnen.

Auf dem Lerchenbühl am Nordrand der Saas befinden sich neben der Wohnbebauung die im November 1951 eingeweihte[29] gleichnamige Grundschule, der Sportplatz des BSC Saas, ein Tennisclub und das Tierheim Bayreuth. Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten („Bezirkslehrgut“) liegen am nordwestlichen Rand des Flurstücks Lerchenbühl. In den 1960er und 1970er Jahren befand sich neben der Lerchenbühlschule ein Campingplatz für Wohnwagen.[7]

Ab 1952 wurde der Bayreuther Müll (einschließlich Problemmüll) in die 4 Hektar große nahegelegene Mülldeponie Am Lerchenbühl verbracht. Sie wurde 1964 geschlossen, ausreichende Schutzmaßnahmen für Umwelt und Grundwasser gab es damals nicht.[30]

Religion Bearbeiten

Saas ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach Heilig Dreifaltigkeit (Bayreuth) gepfarrt.[9] Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es die Auferstehungskirche, die ursprünglich eine Filiale von Heilig Dreifaltigkeit war.[27]

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

 
Saaser Waldfest
  • Juni/Juli: Saaser Waldfest (seit 1938)[12]
Das dreitägige Fest der Siedler- und Eigenheimvereinigung Bayreuth-Saas (Juni) und des BSC Bayreuth-Saas (Juli) im Wäldchen am Lerchenbühl bietet u. a. Livemusik und einen Kindernachmittag.

Verkehr Bearbeiten

Die Saas wird werktags tagsüber im 20-Minuten-Takt von der VGN-Linie 314 (ZOH–Saas Südfriedhof) im Stadtbusverkehr erschlossen.

Sonstiges Bearbeiten

Am 21. Juni 1942 gegen 11:30 Uhr wurde der tschechoslowakische Widerstandskämpfer Václav Hošek „zwischen Lerchenbühl und Saas“[31] erschossen. Der politische Häftling hatte bei einem Arbeitseinsatz außerhalb des Zuchthauses Sankt Georgen einen Fluchtversuch unternommen.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Saas (Bayreuth) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten Bearbeiten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 287 (Digitalisat).
  2. Stadt Bayreuth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 19. Oktober 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 19. Oktober 2023.
  4. a b c Wie die Saas zu ihrem Namen kam bei bayreuther-tagblatt.de vom 14. Januar 2020, abgerufen am 4. April 2020
  5. Herbert Popp: Bayreuth – neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9, S. 350.
  6. Walter Bartl: Die Marienkapelle in der Saas In: Heimatkurier 3/2003 des Nordbayerischen Kuriers, S. 21.
  7. a b c Glocke, Lerchenbühl und Pottaschhütte bei bayreuther-tagblatt.de vom 25. Januar 2020, abgerufen am 4. April 2020
  8. J. W. Holle: Geschichte der Stadt Bayreuth. Bayreuth 1901
  9. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 386.
  10. R. Winkler: Bayreuth, S. 464.
  11. a b c Die Entstehung der Siedlung Saas in: Heimatkurier 4/2007 des Nordbayerischen Kuriers, S. 12 f.
  12. a b Aus Liebe zur Saas in: Nordbayerischer Kurier vom 13. März 2018, S. 10.
  13. Rosa und Volker Kohlheim: Bayreuth von A–Z. C. und C. Rabenstein, Bayreuth 2009, ISBN 978-3-928683-44-9, S. 89 u. a.
  14. http://www.steh-auf.de/sa18_Kirche.htm, abgerufen am 23. März 2022
  15. Schützen: Bayreuths ältester Bürgerverein in: Heimatkurier 2/1998 des Nordbayerischen Kuriers, S. 12.
  16. Dorothee Hochstetter: Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps (NSKK), 1931-1945. In: Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 24. April 2016.
  17. a b Bernd Mayer: Ein industrielles Nachkriegswunder in: Heimatkurier 4/2010 des Nordbayerischen Kuriers, S. 13.
  18. Bernd und Gerda Mayer: Arbeiten und Leben in Bayreuth. Sutton, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-745-7, S. 45 f.
  19. Stephan-H. Fuchs: Bayreuth Chronik 1991. Gondrom, Bindlach 1991, ISBN 3-8112-0782-2, S. 19.
  20. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  21. R. Winkler: Bayreuth, S. 463.
  22. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 998, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 944 (Digitalisat).
  24. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 986 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1004 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 866 (Digitalisat).
  27. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 637 (Digitalisat).
  28. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 145 (Digitalisat).
  29. Bernd Mayer: Bayreuth im zwanzigsten Jahrhundert. Nordbayerischer Kurier, Bayreuth 1999, S. 102.
  30. So war’s früher in: Nordbayerischer Kurier vom 4./5. April 2020, S. 10.
  31. Sterbeurkunde Nr. 406 aus dem Jahr 1942 im Stadtarchiv Bayreuth