Sa’ar-1-Klasse

nach einem Design von Lürssen bei CMN gebaute israelische Schnellboote
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Die Sa’ar-1-Klasse (hebräisch: סער, deutsch: Sturm) war eine Schnellbootklasse der israelischen Marine, die nur mit Rohrwaffen bewaffnet war. Sie bestand aus ursprünglich zwölf Booten, die 1967 und 1968 in Frankreich vom Stapel liefen. Durch Nachrüstung mit Torpedorohren und Raketen entstanden daraus die Klassen Sa’ar 2 und Sa’ar 3. Die ursprünglich nur Sa’ar genannte Klasse wurde daraufhin als Sa’ar 1 bezeichnet. 1974 wurde das letzte Boot auf den Stand der Klasse Sa’ar 2 nachgerüstet.

Flagge
Sa’ar-Klasse
Übersicht
Typ Schnellboot
Einheiten 12
Bauwerft

Chantiers des Constructions Mechaniques de Normandie

Dienstzeit

1968–1974

Technische Daten
Verdrängung

(Einsatz) 240 t

Länge

45 Meter

Breite

7 Meter

Tiefgang

2,3 Meter

Besatzung

45 (?)

Antrieb

4 Propeller
4 Dieselmotoren

Geschwindigkeit

>40 kn (≈74 km/h)

Bewaffnung

optional:

Geschichte Bearbeiten

Angesichts der Bedrohung durch ägyptische und syrische Flugkörperschnellboote sowjetischer Produktion begannen schon Anfang der 1960er-Jahre in Israel Planungen zur Beschaffung entsprechender Boote. Da es im Westen zu dieser Zeit noch keine Seezielflugkörper gab, begann Israel selbstständig die Entwicklung, die schließlich zum Gabriel-Seezielflugkörper führte. Als geeignete Plattform wurden die Boote der deutschen Jaguar-Klasse befunden und davon ausgehend die Boote der Sa’ar-Klasse für die israelischen Marine entwickelt. Die israelische Marine sah in den Booten die Hauptwaffe ihrer Überwasserkräfte, darum mussten sie eine vollständige Ausstattung mit Kommunikations-, Aufklärungselektronik, sowie Mitteln zur elektronischen Kampfführung erhalten. Der dafür notwendige Raum wurde geschaffen, indem der Rumpf um 2,4 m (zwei Spanten) verlängert wurde.

Ursprünglich sollten die Boote als Ausrüstungshilfe der Bundesrepublik geliefert werden. Durch politische Probleme in der Folge des Sechstagekrieges wurde der Entwurf schließlich 1967/68 in Lizenz von der französischen Werft „Chantiers des Constructions Mechaniques de Normandie“ in Cherbourg realisiert. Ein Teil der Ausrüstung, wie etwa die Dieselmotoren von MTU, wurden noch aus Deutschland bezogen. Auch wurden die Boote weiterhin vollständig von der Bundesrepublik Deutschland finanziert. Nach der Ablieferung der ersten fünf Boote kam es aber auch mit Frankreich zu politischen Problemen, da dieses seine sich nach dem Algerienkrieg wieder entwickelnden Beziehungen zur arabischen Welt durch einen solchen Rüstungsexport belastet sah. Darum wurden vier Boote ohne Genehmigung der französischen Regierung nach Israel überführt und die letzten drei Boote sogar in einer geheimen Kommandounternehmung entwendet. Aus dem Entwurf der Sa’ar-Boote wurden in Frankreich die im Export sehr erfolgreichen La-Combattante-Klassen entwickelt, die schließlich auch als Tiger-Klasse von der Bundesmarine angeschafft wurden.

Die Boote erreichten Israel unbewaffnet und wurden dort zunächst lediglich mit 40-mm-Geschützen und Maschinengewehren bewaffnet. In dieser Konfiguration wurden sie später rückwirkend als Sa’ar 1 klassifiziert. Da die Bewaffnung nur schleppend voranschritt, wurden einige Boote auch gar nicht mehr ohne Raketen in Dienst gestellt. Die verfügbaren Aussagen über die Nachrüstungsschritte und den Ausrüstungszustand der einzelnen Klassen sind zum Teil widersprüchlich. Dies mag daran liegen, dass die Bewaffnung der Boote immer uneinheitlich blieb. Anfang der 1970er-Jahre wurden alle Boote der Sa’ar-1-Klasse durch Bewaffnung mit Gabriel-Raketen (5–8) und teilweise mit 76-mm-Oto-Melara-Geschützen auf dem Vorschiff sowie vier Torpedorohren zur Sa’ar-2-Klasse umgerüstet. Dabei fielen die hinteren Geschütze weg. Dies war bis 1974 abgeschlossen. Anfang der 1980er-Jahre wurde die Hälfte der Boote weiter zur Klasse Sa’ar 3 umgerüstet. Dabei wurden die Gabriel-Raketen teilweise durch Harpoon-Seezielflugkörper ersetzt, die Gesamtzahl der Raketen erhöht und die Torpedorohre entfernt. Außerdem wurden die Einrichtungen zur U-Bootbekämpfung entfernt.

Beim Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges waren zwei Boote noch nicht nachgerüstet worden. Diese dienten oft als Führungsboote bei Einsätzen mehrerer Boote, da aufgrund der fehlenden Kontrolleinrichtungen der noch nicht installierten Flugkörper auf diesen Booten mehr Platz im CIC (Plottraum) war.

Die letzten Boote der ehemaligen Sa’ar-1-Klasse wurden 1995 außer Dienst gestellt.

Technik Bearbeiten

Die Boote waren 45 m lang, 7 m Breit und hatten einen Tiefgang von 2,3 m, wobei letzterer genau wie die Verdrängung von 240 t beladungsabhängig war. Darum schwanken hier auch die verfügbaren Angaben. Auf Testfahrten, allerdings ohne Bewaffnung, erreichten die Boote Geschwindigkeiten von deutlich über 40 kn. Der Antrieb erfolgte auf vier Wellen durch vier MD/871-Dieselmotoren, als 16-Zylinder-Reihenmotoren mit Turboaufladung der Firma MTU. Sie erbrachten eine Leistung von je 3600 PS. Im Gegensatz zu den deutschen Vorläufern wurden die Boote mit Metallrümpfen gebaut.

Die Boote erhielten neben Funk, Radar und Sonar auch für die Zeit ihrer Indienststellung ungewöhnlich viele Mittel zu Elektronischen Kampfführung und Täuschkörper. Die Bewaffnung bestand aus zwei 40-mm-Kanonen in Einzellafetten je eine auf dem Vorder- und dem Achterdeck, sowie zwei 12,7-mm-Maschinengewehren in Doppellafette oder einem dritten 40-mm-Geschütz hinter dem Brückenaufbau. Die Feuerleitung der Geschütze erfolgte mittels einer Artillerierichtsäule, durch welche die Geschütze zentral gerichtet und abgefeuert werden konnten. Weiterhin wurden Wasserbomben mitgeführt und es bestand die Möglichkeit, Schienen zum Legen von Minen an Deck zu installieren.

Liste der Boote Bearbeiten

 
Zur Sa’ar-2-Klasse umgerüstetes Boot
  • Auf den Stand Sa’ar 2 nachgerüstet
    • INS Mivtach (311)
    • INS Miznak (312)
    • INS Misgav (313)
    • INS Eilat (321)
    • INS Haifa (322)
    • INS Akko (323)
  • Auf den Stand Sa’ar 3 nachgerüstet
    • INS Sa’ar (331)
    • INS Sufa (332)
    • INS Ga’ash (333)
    • INS Herev (341)
    • INS Hanit (342)
    • INS Hetz (343)

Verweise Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Abraham Rabinovich: The Boats of Cherbourg. 1. Aufl., New York 1988, ISBN 0-8050-0680-X.
  • Peter Steinmüller: Stille Nacht, stürmische Nacht, in: VDI nachrichten 51/52 2019, S. 26

Weblinks Bearbeiten