Südzucker

deutscher Zuckerproduzent

Die Südzucker AG mit Sitz in Mannheim ist ein börsennotierter Zuckerproduzent, der mehrheitlich von genossenschaftlich organisierten Rübenanbauern kontrolliert wird. Sie ist der größte Zuckerproduzent der Welt[3] und einer der größten Nahrungsmittelkonzerne Deutschlands. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 19.200 Mitarbeiter. Südzucker erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 (1. März 2019 bis 29. Februar 2020) einen Konzernumsatz von rund 6,67 (Vorjahr: 6,75) Milliarden Euro. Das operative Geschäftsergebnis betrug 116 (Vorjahr: 27) Millionen Euro.[2] Gegliedert ist Südzucker in die Unternehmenssegmente Zucker, Spezialitäten, CropEnergies (Bioethanol) und Frucht.

Südzucker AG

Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0007297004
Gründung 1926
Sitz Mannheim, Deutschland Deutschland
Leitung Niels Pörksen[1] (Vorstandsvorsitzender)

Ingrid-Helen Arnold
Thomas Kirchberg
Thomas Kölbl

Stefan Streng (Aufsichtsratsvorsitzender)

Mitarbeiterzahl 18.019[2]
Umsatz 7,59 Milliarden Euro (2021/22)[2]
Branche Nahrungsmittel
Website www.suedzuckergroup.com
Stand: 26. Juli 2022

GeschichteBearbeiten

 
Aktie über 1000 RM der Süddeutschen Zucker-AG vom März 1927
 
Historische Entwicklung der Werbefigur „Susi Südzucker“

Südzucker geht auf die Süddeutsche-Zucker-AG zurück, die 1926 aus einem Zusammenschluss von fünf regionalen Zuckerfabriken hervorging (Zuckerfabrik Frankenthal AG; Zuckerfabrik Heilbronn AG; Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation; Zuckerfabrik Offstein AG; Zuckerfabrik Stuttgart). Gesellschaftsrechtlicher Vorgänger der Süddeutschen-Zucker-AG ist die Zuckerfabrik Frankenthal AG.

Im Zweiten Weltkrieg wurden nahezu die gesamten Produktionskapazitäten zerstört, zudem verlor das Unternehmen nach Ende des Krieges die im Besatzungsgebiet der Sowjetunion gelegenen Standorte durch Enteignung. In den 1950er Jahren wurden die verbliebenen Werke wieder auf- und ausgebaut. 1988 kam es zur Fusion mit der Zuckerfabrik Franken GmbH aus Ochsenfurt und zur Umbenennung des Unternehmens in Südzucker Mannheim/Ochsenfurt mit Sitz in Mannheim und je einer Hauptverwaltung in Mannheim/Ochsenfurt. Mit der Zusammenführung dieser Hauptverwaltungen im erweiterten Gebäude in der Maximilianstraße Mannheim zum Jahreswechsel 2014/15 wurde das Unternehmen in Südzucker AG umfirmiert.

Das neu entstandene Unternehmen expandierte hauptsächlich durch Akquisitionen in ganz Europa:

  • 1989 Raffinerie Tirlemontoise, Brüssel/Belgien
  • 1989 Agrana-Beteiligungs-AG, Wien/Österreich
  • 1990 Erwerb der ostdeutschen Zuckerfabriken von der Treuhandanstalt
  • 1995 Schöller-Holding (wurde 2001 an den schweizerischen Lebensmittelkonzern Nestlé weiterverkauft)
  • 1996 Freiberger Lebensmittel GmbH & Co. KG, Berlin (Produzent von Fertigpizzen und Pasta), Mehrheitsbeteiligung
  • 2001 Saint Louis Sucre Paris/Frankreich (zweitgrößter Zuckerproduzent Frankreichs)[4]

Durch den seit 1996 erfolgten Zukauf einzelner Zuckerfabriken in Europa, insbesondere in Frankreich und Polen, stieg Südzucker zum mit Abstand größten Zuckerproduzenten Europas auf. Im Jahr 2005 wurden 5,2 Millionen Tonnen Zucker produziert (das entspricht einem Anteil an der EU-25-Zuckerproduktion von 21,8 %).

Im Februar 2014 wurde gegen das Unternehmen – zusammen mit den Konkurrenzfirmen Nordzucker und Pfeifer & Langen – wegen vorgeworfener wettbewerbsbeschränkender Absprachen eine gemeinschaftliche Geldbuße in Höhe von 280 Millionen Euro durch das Bundeskartellamt verhängt.[5]

UnternehmensführungBearbeiten

Als Vorsitzender des Vorstandes fungiert Niels Pörksen[1], Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Stefan Streng.

Vorstand:

  • Niels Pörksen[1] (Vorsitzender)
  • Ingrid-Helen Arnold
  • Thomas Kirchberg
  • Thomas Kölbl
  • Markus Mühleisen (auch Vorsitzender des Vorstands der Agrana Beteiligungs-AG)[6]

StandorteBearbeiten

Südzucker hat unter dem Namen Südzucker nur in drei Ländern Europas Fabriken: in Deutschland, Polen und Moldawien. In Polen und Moldawien wurde jeweils eine Tochterfirma gegründet: Südzucker Polska und die Südzucker Moldova.

Nachdem der Standort Warburg 2020 geschlossen wurde, werden nunmehr nur in Rain Zuckerrüben aus ökologischer Landwirtschaft zu Bio-Zucker verarbeitet (seit 2019). Dies geschieht jeweils am Anfang der Kampagnen, bevor die Verarbeitung der Zuckerrüben aus konventioneller Landwirtschaft beginnt.[7]

DeutschlandBearbeiten

Bezeichnung Standort Bundesland Gründung Mitarbeiter Status Quelle
Hauptverwaltung Mannheim Baden-Württemberg  Baden-Württemberg 1988 aktiv [8]
Werk Waghäusel Baden-Württemberg  Baden-Württemberg 1837 - geschlossen 1995 [9]
Werk Straußfurt Thüringen  Thüringen 1871 - geschlossen 1996 [10]
Werk Brottewitz Brandenburg  Brandenburg 1872/73 - geschlossen 2020 [11]
Werk Wabern Hessen  Hessen 1880/81 ca. 80 Mitarbeiter aktiv [12]
Werk
(Zuckerfabrik Warburg)
Warburg Nordrhein-Westfalen  Nordrhein-Westfalen 1882 - geschlossen 2020 [13][14]
Werk Obrigheim-Neuoffstein Rheinland-Pfalz  Rheinland-Pfalz 1883 ca. 300 Mitarbeiter aktiv [15]
Werk Groß-Gerau Hessen  Hessen 1883 - geschlossen 2008 [16][17]
Werk Regensburg Bayern  Bayern 1899 - geschlossen 2008 [16][17]
Werk mit Verwaltung Ochsenfurt Bayern  Bayern 1951 ca. 330 Mitarbeiter aktiv [18]
Werk Rain Bayern  Bayern 1957 ca. 240 Mitarbeiter aktiv [19]
Werk Zeil Bayern  Bayern 1959 - geschlossen 2001 [20]
Werk Plattling Bayern  Bayern 1961 ca. 230 Mitarbeiter aktiv [21]
Werk Offenau Baden-Württemberg  Baden-Württemberg 1971 ca. 200 Mitarbeiter aktiv [22]
Werk Zeitz Sachsen-Anhalt  Sachsen-Anhalt 1858, Neubau 1993 ca. 200 Mitarbeiter aktiv [23]
Werk Oldisleben Thüringen  Thüringen 1872 seit 1990 Museumswerk [24]
Werk Frankenthal (Pfalz) Rheinland-Pfalz  Rheinland-Pfalz 1843 - geschlossen 1943 [25]
Werk Kaiserslautern Rheinland-Pfalz  Rheinland-Pfalz 1819 - geschlossen 1843
Verlegung nach Frankenthal
[25]

Tochterunternehmen und Beteiligungen (Auszug)Bearbeiten

Segment ZuckerBearbeiten

 
Zuckerfabrik Franken, Ochsenfurt, Oktober 1955
 
Das inzwischen geschlossene Werk Groß-Gerau der Südzucker AG

Segment SpezialitätenBearbeiten

Segment CropEnergiesBearbeiten

  • CropEnergies AG, Mannheim (Bioethanolproduktion)
  • vier Produktionsstandorte in Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien

Segment FruchtBearbeiten

  • Fruchtzubereitungen
  • Fruchtsaftkonzentrate
  • 39 Produktionsstandorte

Aktie und AnteilseignerBearbeiten

Das Grundkapital der Gesellschaft ist aufgeteilt in rund 204 Millionen Stückaktien.[26] Die Aktien befinden sich mehrheitlich im Festbesitz durch die Süddeutsche Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft eG (SZVG) mit einem Anteil von 60,7 %[26] und die Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG aus Österreich mit einem Anteil von rund 10,3 %. Die übrigen rund 29 % gelten als Streubesitz.

MuseumBearbeiten

Südzucker unterhält in Oldisleben im Norden Thüringens die Zuckerfabrik Oldisleben als Museum und als Technisches Denkmal. Die Fabrik wurde 1872 gegründet und war in nahezu unverändertem technischen Zustand bis 1989 in Betrieb. Das Museum kann nach Anmeldung besichtigt werden.[27][28]

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. a b c Dr. Niels Pörksen. Südzucker AG, abgerufen am 14. April 2020.
  2. a b c Geschäftsbericht 1. März 2021 bis 29. Februar 2022 (Memento vom 28. Mai 2019 im Internet Archive)
  3. Tongas: Annual report (Memento vom 2. Juli 2015 im Internet Archive)
  4. a b Bauern wollen Zuckerfabriken retten. In: schweizerbauer.ch. 9. Mai 2019, abgerufen am 9. Mai 2019.
  5. Wegen Kartellabsprachen: Drastische Strafen für deutsche Zuckerhersteller. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  6. Vorstand > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  7. Tobias Chmura, Veronika Scheidl: Erster Bio-Zucker aus Bayern: Verarbeitung der Bio-Rüben beginnt. In: br.de. 9. September 2019, abgerufen am 11. September 2019.
  8. Hauptverwaltung > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  9. Zuckerfabrik Waghäusel – Stadtwiki Karlsruhe. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  10. Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  11. Werk Brottewitz > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  12. Werk Wabern > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  13. Ralf Benner: Ein Abschied mit Wehmut. In: www.westfalen-blatt.de. 29. Dezember 2019, abgerufen am 13. Februar 2020.
  14. Werk Warburg > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  15. Werk Offstein > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  16. a b Zuckerfabrik auf GG-Online. Abgerufen am 29. Januar 2019.
  17. a b Südzucker schließt Zuckerfabriken - Arbeitsplätze in Gefahr. In: diepresse.com. Abgerufen am 29. Januar 2019: „Damals hatte die Politik die Zuckerbranche gedrängt, sechs Millionen Tonnen Kapazitäten aus dem europäischen Markt zu nehmen“
  18. Werk Ochsenfurt > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  19. Werk Rain > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  20. Zeil > Zuckerfabriken > Unternehmensgeschichte > Geschichte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  21. Werk Plattling > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  22. Werk Offenau > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  23. Werk Zeitz > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
  24. Zuckerfabrik Oldisleben – ein Industrie-Denkmal (Memento vom 6. August 2014 im Internet Archive)
  25. a b Zuckerfabrik Frankenthal - Südzucker. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  26. a b Kenndaten Südzucker-Aktie. In: suedzuckergroup.com. Abgerufen am 15. November 2022.
  27. Programm. In: Tag des offenen Denkmals. Abgerufen am 5. Februar 2019.
  28. TIPP 016: Zuckerfabrik Oldisleben. In: rottenplaces.de. 2. März 2016, abgerufen am 5. Februar 2019.

WeblinksBearbeiten

Commons: Südzucker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 28′ 57,7″ N, 8° 29′ 5,6″ O