Süßer die Glocken nie klingen

deutsches Weihnachtslied

Süßer die Glocken nie klingen ist ein bekanntes deutsches Weihnachtslied aus dem 19. Jahrhundert, das erstmals 1860 veröffentlicht wurde.

Süßer die Glocken nie klingen. Text in: Weihnachtsbüchlein für Schule und Haus (1866).

Geschichte Bearbeiten

Den Text verfasste der deutsche Theologe und Pädagoge Friedrich Wilhelm Kritzinger (1816–1890), der Direktor der Lehrerinnenbildungsanstalt in Droyßig. Veröffentlicht wurde das Lied erstmals unter dem Titel Die Weihnachtsglocken in der Sammlung Liederstrauß von Bernhard Brähmig, der ebenfalls an den Droyßiger Anstalten als Musiklehrer tätig war.[1] Kritzinger veröffentlichte den Text 1866 nochmals in seinem Weihnachtsbüchlein für Schule und Haus.[2]

Die Melodie, der Kritzinger sein Gedicht ausdrücklich unterlegte, stammt von dem Volkslied Seht, wie die Sonne dort sinket, das seit 1841 in Thüringen sowie seit 1847 in Schlesien überliefert ist.[3] Gelegentlich wird eine Entstehungszeit vor 1826 vermutet.[4] Karl Kummerel (1822–1857) schuf 1847 eine Umdichtung des Liedes, weswegen er oft fälschlich als Autor angegeben wird.[3][5][6] Als Vorlage dieses Volkslieds gilt seinerseits das volkstümliche Kunstlied Dort sinket die Sonne im Westen[7] auf einen Text des Zittauer Lehrers Ernst Heinrich Schwabe (1787–1818),[8] zu dem der Komponist August Harder 1808 eine (allerdings andere) Melodie veröffentlichte.[3][9] Die Melodie des Volksliedes war auch in zahlreichen weiteren Varianten (u. a. Das Liebchen im Grabe) verbreitet.[10][11] Bezeichnenderweise ist auch schon in den älteren Texten zu der Melodie von Glocken die Rede, was Kritzinger als Anregung gedient haben mag.[12]

Spätestens seit den 1890er Jahren,[13] und von da an sehr häufig, ist das Lied in Gebrauchsliederbüchern zu finden.[14]

Eine weitere Vertonung des Textes von einem gewissen Wilhelm Ritzmann ist 1893 im Liederbuch Frohe Lieder der deutschen baptistischen Gemeinde in Cleveland (Ohio) nachgewiesen.[15]

Das Lied schafft eine hoffnungsvolle und heilsame Stimmung. Der Glockenklang steht als Symbol für Friede, Freude und Weihnachtswonne.

Liedtext Bearbeiten

 
Süßer die Glocken nie klingen, Text und Noten

Der Text ist in mehreren, leicht voneinander abweichenden Fassungen überliefert. Im Folgenden ist Kritzingers Originaltext abgedruckt:

Süßer die Glocken nie klingen,
Als zu der Weihnachtszeit,
Ist, als ob Engelein singen
Wieder von Frieden und Freud’,
𝄆 Wie sie gesungen in seliger Nacht! 𝄇
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang!

O wenn die Glocken erklingen,
Schnell sie das Christkindlein hört:
Thut sich vom Himmel dann schwingen,
Eilet hernieder zur Erd’.
𝄆 Segnet den Vater, die Mutter, das Kind; 𝄇
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang!

Klinget mit lieblichem Schalle
Ueber die Meere noch weit,
Daß sich erfreuen doch Alle
Seliger Weihnachtszeit,
𝄆 Alle aufjauchzen mit einem Gesang! 𝄇
Glocken mit heiligem Klang,
Klingt doch die Erde entlang![2]

Melodie Bearbeiten

 

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Süßer die Glocken nie klingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Süßer die Glocken nie klingen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bernhard Brähmig: Liederstrauß. Auswahl heiterer und ernster Gesänge für Töchterschulen. Heft 3. Merseburger, Leipzig 1860. 18. Auflage 1897, S. 84 f. (Textarchiv – Internet Archive).
  2. a b Wilhelm Kritzinger: Weihnachtsbüchlein für Schule und Haus. Webel, Zeitz 1866, OCLC 246776240, S. 12.
  3. a b c Franz Magnus Böhme: Volksthümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1895, S. 180 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Hildegard Meyberg (Hrsg.): Laßt uns singen in der Weihnachtszeit. Auer, Donauwörth 1985, ISBN 3-403-01602-1, S. 248.
  5. Seht wie die Sonne dort sinket bei volksliederarchiv.de, abgerufen am 18. November 2021
  6. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Karl Hermann Prahl: Unsere volkstümlichen Lieder. 4. Auflage. W. Engelmann, Leipzig 1900, S. 217 (Textarchiv – Internet Archive).
  7. Dort sinket die Sonne im Westen bei volksliederarchiv.de, abgerufen am 1. Dezember 2019
  8. Karl Goedeke, Edmund Goetze: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Siebentes Buch: Zeit des Weltkrieges (1790–1815): Phantastische Dichtung. Abteilung II. 2. Auflage. Ehlermann, Dresden 1900, S. 307 (Textarchiv – Internet Archive).
  9. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Karl Hermann Prahl: Unsere volkstümlichen Lieder. 4. Auflage. W. Engelmann, Leipzig 1900, S. 60 (Textarchiv – Internet Archive).
  10. Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. Band 2. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1893, S. 539 f. (Digitalisat).
  11. Bernd Pachnicke (Hrsg.): Deutsche Volkslieder. Singstimme und Klavier. Edition Peters, Leipzig 1976, DNB 1006936580, S. 337.
  12. Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 1031 f.
  13. Julius Hofmann (Hrsg.): Deutsches Liederbuch: Sammlung von Chorälen und Liedern für Schule und Haus. Sonntags-Schule der Zions-Gemeinde, Baltimore, Md. 1895, S. 126 (online bei hymnary.org);
    Ludwig Tiesmeyer, Paul Zauleck (Hrsg.), Helias Putsch (musikalisch bearb.): Das Buch der Weihnachtslieder. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Heinsius, Bremen 1896, S. 106 f. (Wikisource).
  14. deutscheslied.com, abgerufen am 9. Juli 2020
  15. Süsser die Glocken nie klingen. hymnary.org (englisch), abgerufen am 8. Juli 2020.