Ryžovna

Ortsteil der Gemeinde Boží Dar in Tschechien

Ryžovna, früher Sejfy (deutsch Seifen) ist ein Ortsteil der Stadt Gottesgab (Boží Dar) in Tschechien.

Ryžovna
Ryžovna (Tschechien)
Ryžovna (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Karlovarský kraj
Bezirk: Karlovy Vary
Gemeinde: Boží Dar
Fläche: 2935,0368[1] ha
Geographische Lage: 50° 24′ N, 12° 50′ OKoordinaten: 50° 24′ 23″ N, 12° 50′ 24″ O
Höhe: 1000 m n.m.
Einwohner: 0 (2011[2])

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

 
Blick auf die verbliebenen Häuser von Seifen

Seifen liegt in etwa 1.000 m Höhe und sechs Kilometer westlich von Gottesgab am Plattner Kunstgraben (Blatensky přikop) auf dem Kamm des Erzgebirges. Die Ortschaft zwischen dem Blatenský vrch (Plattenberg) und dem Božídarský Špičák (Gottesgaber Spitzberg) umfasst heute nur noch 18 Häuser, von denen einige nicht mehr bewohnt sind.

Im Ort kreuzen sich die Straßen Gottesgab – Platten (Horní Blatná) und Breitenbach (Potůčky)-Abertham (Abertamy). In Richtung Breitenbach verläuft die Straße durch das romantische Tal des Schwarzwassers (Černá).

Etwas südlich liegt das Naturschutzgebiet Ryžovna.

Ortsgliederung Bearbeiten

Zu Seifen gehören noch die Ortschaften Försterhäuser (Myslivny), Böhmische Mühle (Český Mlýn) mit einst fünf Häusern und 18 Häuser von Bludná (Irrgang); drei Häuser von Irrgang waren Teil der Gemeinde Bäringen (Pernink).

Die Ortslagen von Halbmeil (Rozhraní) und Steinhöhe (Kopeček) liegen heute wüst.

Geschichte Bearbeiten

 
Seifen vor 1900
 
Seifen April 2005

Die Gemeinde Seifen ist ein alter Bergbauort der Herrschaft Schwarzenberg, der etwa um 1530 entstand und dessen Name vom Zinnseifnen herrührt. Nach dem Schmalkaldischen Krieg kam der Ort im Bergrevier Gottesgab 1546 zu Böhmen. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1654[3].

Der Ort war bis 1786 nach Gottesgab gepfarrt und erhielt hernach eine eigene Pfarrstelle. Zwischen 1805 und 1807 entstand unter Leitung von Florian Fischer und Johann Bleier aus Sankt Joachimsthal die Seifener Wenzelskirche (Kostel Sv. Václava), die im Jahr 1968 abgerissen wurde[4]. An ihrer Stelle steht heute ein Denkmal. 1847 zählte Seifen 60 Häuser mit 622 Einwohnern, 1 Lokalie, 1 Schule unter dem Patronat des Religionsfonds, 1 Wirtshaus und 1 Mühle.[5] Seit 1869 war in Seifen eine staatliche Klöppelschule ansässig.

Im Jahr 1938 hatte Seifen 407 Einwohner, von denen 400 katholisch waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner vertrieben und der Ort verfiel. 90 Prozent der Häuser wurden abgerissen und Seifen im Jahr 1955 nach Gottesgab eingemeindet. Die alte Schule wurde rekonstruiert. 1991 hatte der Ort zwei Einwohner. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus zwei Wohnhäusern, hatte jedoch keine ständigen Einwohner.

Ein Unwetter vom 29. Juli 2005 sorgte für mehrere Sturmschäden. Vor allem am Wagnerberg und in Richtung Försterhäuser riss der Tornado zahlreiche Bäume um. Das Dach eines alten Bauernhauses an der Straße in Richtung Breitenbach stürzte ein und musste abgetragen werden.

Entwicklung der Einwohnerzahl Bearbeiten

Jahr Einwohnerzahl[2]
1869 648
1880 644
1890 632
1900 606
1910 641
Jahr Einwohnerzahl
1921 546
1930 526
1950 84
1961 21
1970 0
Jahr Einwohnerzahl
1980 0
1991 2
2001 0
2011 0

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

  • Dora Richter (1892–nach 1939), trans Pionierin, erste namentlich bekannte Person, die sich einer kompletten Geschlechtsangleichung unterzog.
  • Gernot Wottawah (1940–2007), deutscher Missionsbenediktiner und 1. Abt der Abtei Inkamana in Südafrika.

Literatur Bearbeiten

  • Anton Kreißl: Der ehemalige Bergort Seifen. In: Neudeker Heimatbrief Nr. 87–100, S. 1ff.
  • Ulrich Möckel: Seifen. Einst eine lebendige Gemeinde auf dem rauhen Kamm des Erzgebirges. Eigenverlag, Schönheide 2007.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ryžovna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi/608874/Ryzovna
  2. a b Historický lexikon obcí České republiky - 1869-2015. Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 15. Januar 2016 (tschechisch).
  3. ing. Jiřina Růžková CSc., ing. Josef Škrabal et al.: Historický lexikon obcí ČR, I. díl, s. 348. Český statistický úřad, abgerufen am 10. Dezember 2022 (tschechisch).
  4. Zničené Kostely: kostel sv. Václava. Abgerufen am 10. Dezember 2022.
  5. Elbogner Kreis: 15. Ehrlich, 1847 (google.de [abgerufen am 19. März 2020]).