Karawanentee

Auf dem Landweg transportierte Teesorten
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Karawanentee (chinesisch 商隊茶 / 商队茶, Pinyin shāngduìchá – „Karawanentee“, meist 俄羅斯商隊茶 / 俄罗斯商队茶, Éluósī shāngduìchá – „Russischer Karawanentee; Karawanentee nach russischer Art“) ist der Tee, der aus China per Karawanen nach Europa kam und nicht wie die Hauptmenge auf dem billigeren Seeweg.

Geschichte Bearbeiten

Die ersten Tee-Importe nach Europa erfolgten per Handelsschiff durch die Niederländische Ostindien-Kompanie um das Jahr 1610, wobei die salzige, feuchte Seeluft die Qualität beeinträchtigte. Der alternative Landtransport nahm dabei die Route meistens über die Seidenstraße.

Für diesen Tee bürgerte sich der Name „Karawanentee“ ein. Zunächst wurde er in Russland getrunken, dann auch ins weitere Europa transportiert. Die ersten Importe werden 1618 dem Russen Wassili Starkow (auch Wassilij Storkow) zugerechnet, der als russischer Gesandter in China tätig war und 200 Kisten geschenkten Tee von China auf dem Landwege nach Russland zum Zaren transportierte, der dort Anklang fand.[1][2] Später erfolgten die Transporte zunehmend über die Mongolei, Sibirien und Russland ans Schwarze Meer oder an die Ostseeküste, wo sie von friesischen Kaufleuten entgegengenommen wurden.[3][4]

Als eine Besonderheit des Tees wurde früher das Aufbewahren neben den Lagerfeuern gesehen, wodurch sich das Raucharoma auf die Teeblätter übertrug. Dieser Rauchtee fand seine Liebhaber und das Raucharoma ist ein Charakteristikum noch heute angebotener Karawanentees, die über speziellen Hölzern geräuchert werden.[5] Auch der Transport in großen Höhen bei der Überwindung der Gebirgszüge, die Körperwärme des Pferdes (beim Transport unter der Satteltasche) oder die Reibung haben die Teequalität offenbar positiv beeinflusst.[1]

Als „Russischer Tee“ oder „Russischer Karawanentee“, wie der Karawanentee wegen seines Weges über Russland auch genannt wurde, bezeichnete man später eine feine Mischung aus verschiedenen chinesischen Teesorten wie Oolong, Keemun und Lapsang Souchong mit und ohne Raucharoma.[6][7] Der Begriff wurde im deutschsprachigen Raum breit verwendet, teilweise auch als Synonym neben Englischer Tee für den Schwarztee ganz allgemein.

Literatur Bearbeiten

  • Mike Heneberry, Kerren Barbas (Illustrationen): Little Black Book des Tee. Das Handbuch rund um den Tee. 2. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2013, ISBN 978-3-527-50742-9, S. 53 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – englisch: Little Black Book of Tea – The Essential Guide to All Things Tea (Little Black Book Series). White Plains (New York) 2006. Übersetzt von Katrin Krips-Schmidt, Alternativ-ISBN 978-1-59359-935-5 [englische Originalausgabe]).
  • Peter Rohrsen: Der Tee. Anbau, Sorten, Geschichte (= C.H.Beck Wissen). 1. Auflage. C.H.Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65417-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Online-Leseprobe. [PDF; 230 kB]).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Der Mann, der den berühmten Karawanen-Tee erfand. Wissenswertes – Mythen. In: tee-magazin.de. Tee Magazin, 26. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2014; abgerufen am 29. Juli 2023 (deutsch, Schreibweise des Namens „Storkow“).
  2. A. Sprecher von Bernegg: Tropische und subtropische Weltwirtschaftspflanzen: ihre Geschichte, Kultur- und volkswirtschaftliche Bedeutung. Band 3, Ausgabe 3, F. Enke 1929, S. 5 (Name „Starkow“, der sich auch in anderen Quellen findet) und S. 271, 273 („Karawanentee“)
  3. Peter Rohrsen: Der Tee. Anbau, Sorten, Geschichte (= C.H.Beck Wissen). 1. Auflage. C.H.Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65417-6, S. 83 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Russischer Samowartee. Karawanentees. In: tee-import.de. Berliner Teesalon, abgerufen am 29. Juli 2023.
  5. No.153 Russischer Karawanentee. (Memento vom 4. Januar 2014 im Internet Archive) In: teespeicher.de, Hamburger Teespeicher, abgerufen am 29. Juli 2023
  6. Christian Stobitzer: Karawanentee. Was ist Karawanentee? In: teelexikon.com. Teelexikon, abgerufen am 29. Juli 2023.
  7. Peter Rohrsen: Der Tee. Anbau, Sorten, Geschichte (= C.H.Beck Wissen). 1. Auflage. C.H.Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65417-6, S. 40 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).