Rulewo (deutsch Rohlau) ist eine Ortschaft in der Landgemeinde Warlubie (Warlubien) im Powiat Świecki (Schwetzer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern.

Geographische Lage Bearbeiten

Die Ortschaft liegt in der historischen Region Westpreußen, etwa fünf Kilometer südlich von Warlubie (Warlubien), 20 Kilometer nordöstlich von Świecie (Schwetz), 60 Kilometer nördlich von Toruń (Thorn) und 65 Kilometer nordöstlich von Bydgoszcz (Bromberg).

Westlich des Ortskerns fließt die Montau, ein linkes Nebenflüsschen der Weichsel, das aus einem kleinen See bei Montasske in der Tucheler Heide kommt und bei Nowe (Neuenburg i. Westpr.) in die Weichsel mündet.[1] Auf der Gemarkung des ehemaligen Gutsbezirks Rohlau war die Montau im Ortsteil Roßgarten früher aufgestaut worden, um für den Gutsbetrieb mittels eines Wasserkraftwerks elektrischen Strom zu erzeugen.

Geschichte Bearbeiten

 
Ehemaliges Gutshaus Rohlau, erbaut 1865, wurde in neuerer Zeit zum „Hotel Hanza“ umgebaut (Aufnahme 2010)

Ältere Formen des Ortsnamens sind Rulewo (1295 und 1310), Rulaw (1350, 1445 und 1478), Rolaw (1489), Relaw (1526), Rullaw (1533), Rullau (1542), Rulewa (1598)[2] und Rolau (1785,[3] 1818[4] und 1864[5]).

Um 1785 hatte das adlige Gut Rolau 13 Feuerstellen (Haushaltungen) und lag im Kreis Stargard.[3] Durch die preußische Gebietsreform kam der Gutsbezirk 1815 zum Landkreis Schwetz.

Nachdem der Vorbesitzer des Ritterguts Rolau in Konkurs gegangen war, wurde es am 28. Dezember 1828 von dem Kreisdeputierten Rudolf Maercker als Meistbietendem für 15.050 Taler ersteigert.[6] Ihm gelang in den folgenden Jahren die Sanierung des Gutsbetriebs.[7] Im März 1865 folgte die Witwe, Therese, geb. von Kries, im Besitz und nach deren Tod 1872 Hans Maercker.[6] Letzterer wurde 1902 in den preußischen Adelsstand erhoben.[8] Für diese Zeit ist die Fläche des Gutsbezirks mit 2499 ha bewertet worden, wovon 480 ha Ackerland und 1900 ha Holzungen waren.[9][8] Der Gutsbetrieb verfügte bereits um 1900 über ein Wasserkraftwerk, in dem ein von einer Turbine angetriebener Drehstromgenerator zur Erzeugung von elektrischem Wechselstrom eingesetzt wurde, über ein Sägewerk und über eine Brennerei.[9] Nach dem Tod Hans von Maerckers 1908 kam das Gut an seinen ältesten Sohn, Rudolf Julius Emil von Maercker,[8] der es mit seiner Familie bis 1945 besaß.

Von 1818 bis 1919 gehörte der Gutsbezirk zum Landkreis Schwetz im Regierungsbezirk Marienwerder der Provinz Westpreußen. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Rohlau zusammen mit dem gesamten Kreis Schwetz 1920 aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden. Die Familie Maercker blieb weiterhin im Besitz des Gutsbetriebs.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kreisgebiet 1939 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Anschließend war das Gut bis 1945 dem Landkreis Schwetz im Regierungsbezirk Bromberg, Reichsgau Danzig-Westpreußen, zugeordnet.[10]

Letzter deutscher Besitzer des Ritterguts, das sich seit 1828 im Besitz der Familie Maercker befunden hatte, war vor Ende des Zweiten Weltkriegs Rudolf von Maercker, der am 24. Januar 1945 vor dem Heranrücken der Roten Armee zusammen mit anderen Bewohnern den Gutsbezirk Rohlau in einem von ihm organisierten Pferdewagen-Treck verließ und Westdeutschland erreichen konnte.[11] Nach Kriegsende 1945 wurden die im Kreisgebiet verbliebenen deutschen Einwohner unter dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen systematisch vertrieben; sie durften nach Kriegsende nicht in ihren Besitz zurückkehren.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1773 122 katholische Einwohner in 25 Haushaltungen[2]
1818 129 [4]
1852 190 [12]
1864 210 am 3. Dezember, davon 43 Evangelische und 167 Katholiken[5]
1867 310 am 3. Dezember[13]
1871 342 am 1. Dezember, davon 96 Evangelische und 246 Katholiken[13]
1910 286 am 1. Dezember, davon 150 Evangelische und 136 Katholiken (150 mit deutscher und 136 mit polnischer Muttersprache[14][15][16]

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Hans von Maercker (1850–1908), Landwirt und Reginalhiatoriker, wurde 1902 in den preußischen Adelsstand erhoben

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 28, Nr. 3.
  2. a b Hans Maercker: Geschichte des Schwetzer Kreises. Band II: Eine polnische Starostei und ein polnischer Landrathskreis. Geschichte des Schwetzer Kreises 1466-1873, Danzig 1888, S. 288.
  3. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königsreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Marienwerder 1789. Anhang: Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 187.
  4. a b Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S, Halle 1823, S. 165, Ziffer 2335.
  5. a b Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, S. 166–167, Ziffern 323 und 324.
  6. a b Richard Wegner, Hans Maercker: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quelle bearbeitet. Band II, Theil II: Spezielle Ortgeschichte. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XIX, Th Bertling, Danzig 1888, S. 289.
  7. Richard Wegner, Hans Maercker: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quellen bearbeitet. Band I: Theil I und Theil II bis 1466, Louis Türk, Posen 1872, Vorwort, Seite X.
  8. a b c Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser - Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B, 34. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1942, S. 312–313 (Digitalisat).
  9. a b Paul Niekammer: Westpreussisches Güter-Adressbuch. Stettin 1903, S. 154-155.
  10. Michael Rademacher: Westpreußen – Landkreis Schwetz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Gutsbezirk Rohlau, Landkreis Schwetz – Forum-Diskussion 2012-2014 forum.danzig.de
  12. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 517.
  13. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 470–471, Ziffer 255.
  14. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 66–67, Ziffer 211: Rohlau
  15. Rohlau, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Rohlau).
  16. Gemeindeverzeichnis.de - U. Schubert 2020)

Koordinaten: 53° 33′ N, 18° 36′ O