Roxförde

Ortsteil von Gardelegen

Roxförde ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[2]

Roxförde
Hansestadt Gardelegen
Wappen von Roxförde
Koordinaten: 52° 26′ N, 11° 24′ OKoordinaten: 52° 26′ 7″ N, 11° 24′ 21″ O
Höhe: 67 m ü. NHN
Fläche: 15,61 km²
Einwohner: 209 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 13 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 039056
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Karte
Lage von Roxförde in Gardelegen
Dorfkirche Roxförde
Dorfkirche Roxförde

Geografie Bearbeiten

Roxförde, ein Dorf mit Kirche, liegt etwa zwölf Kilometer östlich von Calvörde in der Colbitz-Letzlinger Heide an der Wanneweh sowie rund zehn Kilometer südlich der Gardelegener Altstadt in der Altmark.[3]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Roxförde war ursprünglich ein Rundplatzdorf.[4] Erstmals erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1400 als Rockesvorde.[5] Die früher angenommene Ersterwähnung usque in paludem, que dicitur Rokesford aus dem Jahre 786 hat sich inzwischen als Fälschung herausgestellt.[4][6]

Im Jahr 1986 fand die 1200-Jahr-Feier Roxfördes statt. Die ursprünglich im Jahre 2011 geplante 1225-Jahr-Feier wurde abgesagt, nachdem die Urkundenfälschung im Ortschaftsrat besprochen worden war.[7]

Eingemeindungen Bearbeiten

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1810 lag es im Stadtkanton Gardelegen auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[4]

Ab dem 25. August 1952 gehörte die Gemeinde Roxförde zum Kreis Gardelegen. Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Roxförde nach Wannefeld eingemeindet. Ab dem 1. Juli 1989 war Roxförde durch die Ausgliederung aus Wannefeld wieder selbständig.[8]

Durch einen Gebietsänderungsvertrag hat der Gemeinderat der Gemeinde Roxförde am 12. Mai 2009 beschlossen, dass die Gemeinde Roxförde in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[9][10]

Nach Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinde Roxförde wurde Roxförde Ortsteil der Hansestadt Gardelegen. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Roxförde und künftige Ortsteil Roxförde wurde zur Ortschaft der aufnehmenden Hansestadt Gardelegen. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Roxförde wurde ein Ortschaftsrat mit anfangs acht, heute sechs Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 093
1772 051
1790 125
1798 138
1801 124
1818 124
Jahr Einwohner
1840 264
1864 320
1871 318
1885 294
1892 [00]297[11]
1895 296
Jahr Einwohner
1900 [00]323[11]
1905 326
1910 [00]344[11]
1925 346
1939 320
1946 485
Jahr Einwohner
1964 303
1971 275
1993 253
2006 222
2012 [00]222[12]
2016 213
Jahr Einwohner
2017 213
2021 [0]202[1]
2022 [0]209[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[4]

Religionen Bearbeiten

Die evangelischen Christen aus Roxförde gehörten früher zur Pfarrei Roxförde.[13] Die Pfarrstelle war seit 1964 unbesetzt und wurde 1999 aufgehoben.[4] Heute gehört die Gemeinde zum Pfarrbereich Letzlingen im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[14]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher stammen aus dem Jahre 1603.[15]

Politik Bearbeiten

Ortsbürgermeister Bearbeiten

Ortsbürgermeisterin der Ortschaft ist Claudia Weis. Ihr Vorgänger war Ulf Müller, welcher frühzeitig zurücktrat.[16]

Ortschaftsrat Bearbeiten

Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 konnte die „Offene Liste Feuerwehr“ alle 6 Sitze erringen.[17]

Wappen Bearbeiten

Blasonierung: In Gold ein schwarzer springender Eber mit roter Bewehrung vor einer grünen bewurzelten Eiche mit schwarzen Eicheln.

Im Jahre 1986 wurde anlässlich der 1200-Jahr-Feier von der Gemeinde ein Wappenbild entworfen, das jedoch in Schildform, Wappengrafik und Tingierung überarbeitet werden musste. Da sich dieses Wappenbild bereits etabliert hatte, beschloss der Gemeinderat, dass die Symbole in heraldisch korrekter Art ins neue Wappen aufgenommen werden. Eiche und Eber wurden von der Gemeinde gewählt, weil sie bis heute charakteristisch für Fauna und Flora der Region sind. Das Wappen wurde 1996 vom Magdeburger Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bauwerke Bearbeiten

Sehenswert ist die Backsteinkirche des Dorfes mit der älteste Glocke Sachsen-Anhalts. Sie trägt die Jahreszahl 1505. Thomas Hartwig[18] schreibt dazu: Franz Peter Schilling, Glockengießermeister aus Apolda, charakterisierte die Glocke als bedeutend, da deutsche Inschriften auf vorreformatorischen Glocken nicht häufig sind. Die formvollendeten gotischen Minuskeln können nur aus den Modellen des niederländischen Glockengießers Gerhard van Wou stammen, so Schilling in seiner Dokumentation.[18] 1848 wurde die alte Kirche durch einen Brand zerstört. Ihr Turm wurde im Jahr 2008 saniert.

Gedenkstätte Bearbeiten

Neben dem Ortsfriedhof am südöstlichen Ortsausgang befindet sich eine Gedenkanlage. Dort wurden 23 unbekannte Häftlinge aus dem KZ Mittelbau-Dora beigesetzt, die SS-, Wehrmachts- und Volkssturmeinheiten im April 1945 vom Letzlinger Bahnhof auf einen Todesmarsch in Richtung Roxförde getrieben und ermordet hatten. Dieses nationalsozialistische Endphaseverbrechen stand im Zusammenhang mit dem Massaker von Gardelegen.[19]

Öffentliches Leben Bearbeiten

Roxförde verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr, die seit Jahren mit drei Mannschaften (Männer, Frauen und Jugend) erfolgreich und regelmäßig an Feuerwehrwettkämpfen teilnimmt.

Ein alljährliches Spektakel stellt auch das am ersten Wochenende im neuen Jahr stattfindende Wurstsingen dar.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Der spätere Inspekteur der Marine, Ansgar Bethge, wurde in Roxförde geboren.

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1833–1835, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 205–206 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 413, 73. Roxförde (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
  2. Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister.: Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. 27. August 2019, abgerufen am 11. Februar 2022.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1833–1835, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 409 (Digitalisat).
  6. Arend Mindermann: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden. Von den Anfängen bis 1300. Hrsg.: Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Band 1. Stade 2001, S. 1.
  7. Stefan Schmidt: Feier-Aus wegen Schummel-Bischof. Roxförde bläst 1225-Jahr-Festivität für das nächste Jahr ab, weil der Ort wohl erst 600 Jahre alt ist. In: Altmark Zeitung. 8. Juli 2010 (archiviert auf archive.org (Memento vom 1. November 2018 im Internet Archive)).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360–362.
  9. Gebietsänderungsvertrag. Eingemeindung der Gemeinde Roxförde in die Hansestadt Gardelegen. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 10. Salzwedel 21. Oktober 2009, S. 280–282 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; abgerufen am 20. April 2019]). (543 kB)
  10. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  11. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 205–206 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  12. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  13. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  14. Pfarrbereich Letzlingen. Abgerufen am 1. November 2018.
  15. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  16. Claudia Weis neue Dorfchefin. In: Volksstimme Gardelegen. 3. März 2023, S. 13.
  17. Donald Lyko: Sechs von vier Ratssitze in Jeseritz besetzt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen. 27. Juli 2012 (volksstimme.de [abgerufen am 5. Februar 2023]).
  18. a b Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 401 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen: Homepage. Abgerufen am 29. Dezember 2022.