Roslagsbanan

Bahnstrecke in Schweden

Die schmalspurige Eisenbahnstrecke Roslagsbanan mit einer Spurweite von 891 mm verbindet die nordöstlichen Vororte von Stockholm mit der schwedischen Hauptstadt. Der Name bezieht sich auf die Region Roslagen, in der mehrere Stationen liegen. Es handelt sich dabei um einen Rest des Netzes der Eisenbahngesellschaft Stockholm–Roslagens Järnvägar AB (SRJ). Ursprünglich wurde das gesamte Netz dieser Gesellschaft umgangssprachlich als Roslagsbanan bezeichnet.

Roslagsbanan
Zug der Roslagsbanan auf der neuen Stocksundbrücke
Zug der Roslagsbanan auf der neuen Stocksundbrücke
Strecke der Roslagsbanan
Gemeinsames Logo der Stadt- und Vorortbahnen
Streckenlänge:41,5 km
Spurweite:891 mm (schwed. 3-Fuß-Spur)
Stromsystem:1500 V =
Höchstgeschwindigkeit:80 km/h
Zweigleisigkeit:Stockholms östra–Kårsta
56 Rimbo
            
50
            
Sparren
            
42 Kårsta
            
Ekskogen
            
Frösunda
            
Lindholmen
            
            
Bahnbetriebswerk Molnby
            
Molnby
            
Ormsta
            
23 Vallentuna
            
Bällsta
            
Kragstalund
            
19 Täby kyrkby
            
Visinge
            
Ensta
            
Tibble
            
29 Österskär
            
Tuna Gård
            
27 Åkersberga
            
Åkers Runö
            
Täljö
            
20 Rydbo
            
Arninge
            
Hägernäs
            
Viggbyholm
            
Galoppfältet (Åkerby)
            
12 Täby Centrum (Grindtorp)
            
            
10 Roslags Näsby
            
Enebyberg
            
Djursholms Ekeby
            
Bråvallavägen
            
12 Näsbypark
            
Näsby Allé
            
Lahäll
            
8 Altorp
            
Östberga
            
Vendevägen
            
12,1 Eddavägen
            
10,6 Vikingavägen
            
Vägporten
            
10,9 Djursholms Framnäsviken
            
9,5 Germania
            
Slottsvägen
            
8,7 Djursholms torg
            
8,5 Auravägen
            
8,1 Sveavägen
            
7.5 Bragevägen
            
7 Djursholms Ösby
6 Mörby
            
            
4,6 Hp. Stocksund (ab 1996)
            
4,5 ehem. Bf. Stocksund (1885–1996)
            
Sikrenotunnel (ab 1996)
            
Stocksundsbron
            
Frescati (bis 14. Juni 2009)
Universitetet (ab 7. Januar 2010)
Universitetet (Experimentalfältet, bis 14. Juni 2009)
            
Bahnstrecke Karlberg/Tomteboda–Värtan
            
für Überführung (Normalspur) bis 1996
0 Stockholms östra

Geschichte Bearbeiten

Die Geschichte bis 1972 wird im Artikel über Stockholm–Roslagens Järnvägar behandelt. Das Streckenband rechts zeigt das Streckennetz zwischen Stockholm und Rimbo zum Zeitpunkt der Übergabe an SL mit den späteren Änderungen.

Übernahme durch SL Bearbeiten

Am 1. Mai 1972 übergab die staatliche schwedische Eisenbahngesellschaft Statens Järnvägar (SJ) die verbliebenen elektrifizierten Strecken der Stockholm–Roslagens Järnvägar südlich von Rimbo mitsamt den Fahrzeugen an Storstockholms Lokaltrafik (SL). SL betreibt auf diesen Strecken Regionalverkehr unter dem Namen Roslagsbanan, der umgangssprachlichen Bezeichnung für das ehemalige Gesamtnetz.[1] Der nördlichste Abschnitt zwischen Kårsta und Rimbo wurde von SL im Januar 1981 vollständig stillgelegt und anschließend abgebaut. Seitdem ist der ehemalige Eisenbahnknoten Rimbo ohne jeglichen Gleisanschluss.

Stilllegung der Djursholmsbahn Bearbeiten

Ab dem 27. August 1973 reduzierte SL den Verkehr auf der Djursholmsbahn Djursholms Ösby – Eddavägen auf ein Zugpaar pro Tag. Am 1. Januar 1976 wurde dieser Streckenabschnitt stillgelegt und anschließend abgebaut.[2]

Neutrassierung bei Stocksund Bearbeiten

Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus wurde die Streckenführung bei Stocksund 1996 geändert. Die ehemalige eingleisige Drehbrücke über den Stocksund wurde durch eine feste, zweigleisige Brücke einige hundert Meter weiter westlich ersetzt. Der unmittelbar nördlich des Stocksundes gelegene Sikrenoberg, der von der alten Trasse umfahren worden war, wurde untertunnelt. Unmittelbar am nördlichen Tunnelportal wurde ein neuer Haltepunkt Stocksund gebaut. Die alte Trasse wurde teilweise durch Straßen, teilweise durch Fuß- und Radwege überbaut. Der ehemalige Bahnhof Stocksund ist seitdem ohne Gleisanschluss, das unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude von 1904 wird als Wohnhaus genutzt.[3]

Das Streckennetz heute Bearbeiten

Die Stammstrecke der heutigen Roslagsbana ist der Abschnitt Stockholms östra–Kårsta der ehemaligen Stammstrecke der SRJ. Von dieser zweigt in Djursholms Ösby die ebenfalls ursprünglich von der SRJ erbaute Strecke nach Näsbypark ab. In Roslags Näsby zweigt die ehemalige Södra Roslags Kustbana nach Åkersberga ab. Alle diese Strecken sind durchgehend mit 1500 Volt Gleichstrom elektrifiziert und mit dem Zugbeeinflussungssystem ATC ausgestattet. Eigentümer ist die Gesellschaft AB Storstockholms Lokaltrafik. Die Roslagsbahn wird seit 2010 ausgebaut, modernisiert und auf zahlreichen Teilstrecken zweigleisig ausgebaut. Seit Herbst 2014 werden die Teilstrecken Visinge–Täby kyrkby, Kragstalund–Vallentuna sowie Rydbo–Åkers Runö zweigleisig betrieben, die Teilstrecke Roslags Näsby–Visinge seit 2017. Der zweigleisige Ausbau weiterer Teilstrecken ist in Vorbereitung.[4]

Als wichtigste Ergänzung wird der Neubau einer Stichbahn von Vallentuna zum Flughafen Arlanda diskutiert, die die Reisedauer mit öffentlichen Verkehrsmitteln drastisch verkürzen und die Emissionen von Treibhausgasen verringern soll.[5] Die Wirtschaftlichkeit der Strecke ist allerdings in Frage gestellt worden, es sind noch keine konkreten Beschlüsse dazu gefasst worden.[6]

Weitere diskutierte Projekte sind der Wiederaufbau der Abschnitte Kårsta–Rimbo sowie Rimbo–Norrtälje. Beide Städte verfügen derzeit über stark frequentierte Busverbindungen nach Stockholm. Da eine Bahnlinie von Norrtälje über Rimbo nach Stockholm gegenüber dem derzeitigen Busverkehr nahezu keine Zeitersparnis erbringen würde, wird auch eine Neubaustrecke parallel zur Autobahn E18 diskutiert, die dann etwa bei Täby auf die Roslagsbana treffen würde.[7]

Schließlich gibt es seit 2017 Planungen, die aktuelle Endstation Stockholms östra aufzugeben und stattdessen die Bahn in einem Tunnel zum Odenplan und weiter zum Hauptbahnhof zu führen.[8] Die Voruntersuchungen und Projektierungsarbeiten dazu begannen 2020.[9]

Linie Strecke Länge Stationen
L27 Stockholms östra – Kårsta 41,5 km 22
L28 Stockholms östraÖsterskär 29,5 km 19
L29 Stockholms östraNäsbypark 11,5 km 11
Total 65,0 km 38
 

Fahrzeuge Bearbeiten

Heutige Fahrzeuge Bearbeiten

X10p Bearbeiten

 
Steuerwagen UBxp 152 (1995)

Die Triebwagen vom Typ X10p sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h zugelassen und wurden zwischen 1988 und 1995 gebaut. Die Züge wurden zwischen 2012 und 2016 modernisiert. Dabei wurden unter anderem die Mittelwagen mit einem Niederflurteil ausgerüstet, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Die Einsatzdauer der Züge soll sich so bis nach 2025 verlängern.[10]

X15p Bearbeiten

2016 wurden 22 neue Dreiwagenzüge bei Stadler Rail bestellt. Sie erhalten die Baureihenbezeichnung X15p. Das erste Fahrzeug wurde im Oktober 2020 nach Schweden geliefert, der Betriebseinsatz soll jedoch erst 2022 beginnen.[veraltet] Die Züge sind für eine Geschwindigkeit von 120 km/h ausgelegt und können 300 Fahrgäste aufnehmen, 150 bieten sie einen Sitzplatz.[11][12][13] Anfang 2022 wurden vier Züge nachbestellt.

Ehemalige Fahrzeuge Bearbeiten

X2p Bearbeiten

Die Triebwagen der Baureihe X2p waren 1918–1919 von ASEA für die SRJ gebaut worden. Es wurden drei Wagen gebaut. Sie hatten die Achsfolge Bo’Bo’, eine Antriebsleistung von 280 kW, eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und boten 56 Sitzplätze für Reisende. Wegen ihrer hölzernen Außenverkleidung erhielten sie den Spitznamen Träburkar (Holzkisten). Sie wurden nicht mehr an SL übergeben und 1975 ausgemustert. Der Triebwagen 33 ist als nicht betriebsfähiges Museumsfahrzeug erhalten geblieben, die übrigen wurden verschrottet.[14]

X3p Bearbeiten

 
Triebwagen X3p 35

Von der Baureihe SL X3p wurden 1934 von ASEA lediglich zwei Triebwagen gebaut. Sie waren weitgehend baugleich mit den 1918–1919 gebauten X2p und übernahmen von diesen auch den Spitznamen Träburkar. Beide Triebwagen wurden 1972 an SL übergeben und fuhren dort bis 1993. Der Wagen 36 wurde anschließend verschrottet, während der Wagen 35 als betriebsfähiges Museumsfahrzeug erhalten geblieben ist und auf der Roslagsbahn zu Sonderfahrten eingesetzt wird.[15]

X4p Bearbeiten

 
Triebwagen X4p 37

Von dieser Baureihe wurden zwischen 1938 und 1940 insgesamt neun Fahrzeuge gebaut. Sie fuhren zunächst unter den Ordnungsnummern 121 bis 129 auf der Djursholmsbahn. Später wurden sie mit den Ordnungsnummern 37–45 in das Nummernschema der Roslagsbahn eingereiht. Im Gegensatz zu den älteren Baureihen waren bei ihnen die Wagenkästen mit Stahlblech und nicht mehr mit Holz verkleidet. Der Wagen 37 ist als Museumsfahrzeug betriebsfähig erhalten.[16]

X7p Bearbeiten

Von der Baureihe X7p wurden insgesamt elf Triebwagen zwischen 1946 und 1949 ebenfalls von ASEA gebaut. Sechs von ihnen wurden zwischen 1984 und 1985 für den Betrieb mit Steuerwagen umgebaut. Ab 1990 wurden die Triebwagen nach und nach durch die Einheiten der neuen Baureihe X10p ersetzt, ausgemustert und verschrottet. Der Wagen 54 ist in nicht betriebsfähigem Zustand erhalten geblieben und steht heute im Stockholmer Straßenbahnmuseum Stockholms Spårvägsmuseum.[17]

X9p Bearbeiten

Die Triebwagen der Baureihe X9p wurden ebenfalls wieder von ASEA in Stahlblechbauweise gebaut. Sie wurden 1962 geliefert. Ähnlich wie die Wagen der Baureihe SL X7p wurden auch diese zwischen 1984 und 1985 für den Betrieb mit Steuerwagen ausgerüstet, ab 1990 aber ausgemustert. Von der Baureihe X9p ist kein Fahrzeug erhalten geblieben.[18]

Betrieb Bearbeiten

In Stockholms östra ist ein direktes Umsteigen in die rote Linie der Stockholmer U-Bahn (Station Tekniska högskolan) und zu zahlreichen Buslinien, u. a. nach Vaxholm und Norrtälje möglich. Der Betrieb lag von 2013 bis 2022 bei Arriva Sverige, die eine entsprechende Ausschreibung gewonnen hatte.[19] Arriva kam im Sommer 2013 international in die Schlagzeilen, da das männliche Personal den Dienst teilweise in Röcken antrat, weil der Arbeitgeber trotz hoher Temperaturen in den Zügen keine kurzen Hosen zuließ.[20]

Seit 2022 werden die Strecken von Transdev Sverige betrieben.[21]

Im Allgemeinen fahren die Züge im 15-Minuten-Takt, im Berufsverkehr werden Eilzüge eingesetzt. Pro Tag fahren durchschnittlich 38.000 Personen mit der Roslagsbanan. Die Transportleistung liegt bei 2,5 Millionen Zugkilometern im Jahr.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Roslagsbanan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Storstockholms Lokaltrafik: Roslagsbanan 100 år, Stockholm, 1985 (schwedisch).
  2. Rolf Sten: Snabbfakta Stockholm - Roslagens Järnvägar. In: Historiskt om Svenska Järnvägar. 16. Juli 2002, abgerufen am 2. April 2014 (schwedisch).
  3. Roslagsbanan. järnväg.net, abgerufen am 6. Januar 2017 (schwedisch).
  4. Marianne Gundmark: Bygga kollektivtrafik - Roslagsbanan. Stockholms läns landsting, 23. Februar 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Januar 2014; abgerufen am 8. April 2014 (schwedisch).
  5. Vorstudie einer Querverbindung zwischen Roslagsbanan und Arlanda (schwedisch) (Memento vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive)
  6. Anna Gustafsson: Arlandaspår får tummen ner. Svenska Dagbladet, 11. Dezember 2012, abgerufen am 11. März 2014 (schwedisch).
  7. Reidar Carlsson: Tåg via Rimbo är en dålig idé. Norrtelje Tidning, 13. Juni 2012, abgerufen am 8. April 2014 (schwedisch).
  8. Roslagsbanan till city. Stockholms läns landsting, 3. April 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. April 2017; abgerufen am 16. April 2017 (schwedisch).
  9. Evelina Hertz, Albin Tingstedt, Josefine Thureson Kämpe: Roslagsbanan till T-centralen tidigareläggs. Stockholmdirekt, 14. Oktober 2019, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 26. November 2019 (schwedisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.stockholmdirekt.se (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. Upprustade och nya tåg på Roslagsbanan. Stockholms läns landsting, abgerufen am 27. Januar 2017 (schwedisch).
  11. Weiterer Erfolg in Schweden: Stadler liefert 22 maßgeschneiderte elektrische Triebzüge nach Stockholm. (PDF) In: Bahnonline.ch. 24. April 2017, abgerufen am 22. Januar 2023.
  12. SL köper in nya tåg till Roslagsbanan. In: mynewsdesk.com. 23. August 2016, abgerufen am 22. Januar 2023 (schwedisch).
  13. Roslagsbanans nya tåg – i trafik 2022. Region Stockholm, 23. Oktober 2020, abgerufen am 22. Januar 2023 (schwedisch).
  14. SL X2p. AB Storstockholms Lokaltrafik litt X2p nr 32–34. Svenska Spårvägssällskapet, abgerufen am 12. Oktober 2014 (schwedisch).
  15. SL X3p. AB Storstockholms Lokaltrafik litt X3p nr 35–36. Svenska Spårvägssällskapet, abgerufen am 12. Oktober 2014 (schwedisch).
  16. SL X4p. AB Storstockholms Lokaltrafik litt X4p nr 37–45. Svenska Spårvägssällskapet, abgerufen am 12. Oktober 2014 (schwedisch).
  17. SL X7p. AB Storstockholms Lokaltrafik litt X7p nr 46–56. Svenska Spårvägssällskapet, abgerufen am 12. Oktober 2014 (schwedisch).
  18. SL X9p. AB Storstockholms Lokaltrafik litt X9p nr 57–90. Svenska Spårvägssällskapet, abgerufen am 12. Oktober 2014 (schwedisch).
  19. DB Arriva gewinnt in Stockholm. In: Eisenbahn-Revue International 2012/1, S. 41
  20. Luftiger Protest in Stockholm: Lokführer tragen Rock im Dienst. Spiegel Online, 10. Juni 2013, abgerufen am 11. März 2014.
  21. Transdev hat den Betrieb der Roslagsbana übernommen. 20. April 2022, abgerufen am 22. Januar 2023.