Robert Schefe

deutscher Jurist, SS-Führer, Gestapomitarbeiter und Täter des Holocaust

Robert Karl Wilhelm Schefe (* 23. August 1909 in Schwerin; † 1945) war ein deutscher Jurist im Rang eines Regierungsrats, SS-Obersturmbannführer, Gestapomitarbeiter und Führer des Einsatzkommandos 2 der Einsatzgruppe V in Polen.

Leben Bearbeiten

Robert Schefe studierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn Rechtswissenschaften an den Universitäten in Berlin, Rostock und Jena. Schefe promovierte an der Universität Jena mit der Dissertation Urheberrechtsschutz bei der Rundfunksendung, die 1935 erschien.

Zum 1. April 1932 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.027.861). Zudem wurde er im Februar 1934 Mitglied der SS (Mitgliedsnr. 267.268). Noch 1934 wurde Schefe Angehöriger des SD.[1] Im Juni 1943 stieg er in der SS bis zum SS-Obersturmbannführer auf.[2][3]

Schefe trat 1937 seinen Dienst im SD-Hauptamt an. Von September 1938 bis zum Februar 1940 war er Leiter der Staatspolizeistelle Allenstein.[4] Zwischenzeitlich leitete er zudem von August bis November 1939 das Einsatzkommando 2 der Einsatzgruppe V, das beim Überfall auf Polen zur Ermordung der polnischen Intelligenz eingesetzt wurde.[5] Schefe wurde 1940 für seine „besonderen Leistungen“ mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.[6] Von Frühjahr 1940 bis Januar 1942 war Schefe Leiter der Gestapo Lodz.[7]

Danach vertrat Schefe bis März 1943 den Leiter der Gruppe V A (Reichskriminalpolizeiamt) des Reichssicherheitshauptamtes Paul Werner und war in dieser Funktion auch Vertreter von Arthur Nebe.[8] Ende 1942 war er an der Erarbeitung des Gesetzes über die Behandlung Gemeinschaftsfremder[9] beteiligt.[2]

Anschließend war Schefe bis zum Kriegsende Leiter der Berliner Kriminalpolizei und folgte in dieser Funktion Max Haertel nach. Während der Schlacht um Berlin bildete Schefe eine Mordkommission, nachdem am 23. April 1945 auf dem Ulap-Gelände acht Mordopfer entdeckt wurden.[10] Nachdem klar war, dass es sich bei den Toten um Opfer der Gestapo aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße handelte, endeten die Ermittlungen.[11] Schefe starb wahrscheinlich während der Schlacht um Berlin. Durch das Landgericht Wien wurde Schefe mit Datum des 31. Mai 1945 für tot erklärt.[2]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Alexander B. Rossino: Hitler strikes Poland – Blitzkrieg, Ideology and Atrocity, Kansas City 2003, S. 47.
  2. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 528.
  3. Robert Schefe auf www.dws-xip.pl
  4. Klaus-Michael Mallmann, Jochen Böhler und Jürgen Matthäus: Einsatzgruppen in Polen: Darstellung und Dokumentation. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Stuttgart 2008, S. 35.
  5. Alfred Bernd Gottwaldt, Norbert Kampe: NS-Gewaltherrschaft: Beiträge zur historischen Forschung und juristischen Aufarbeitung, Edition Hentrich, 2005, S. 157.
  6. Dieter Pohl: Eisernes Kreuz. Orden für Massenmord. In: Die Zeit, Ausgabe 24 vom 5. Juni 2008
  7. Adalbert Rückerl (Hrsg.): Nationalsozialistische Vernichtungslager im Spiegel deutscher Strafprozesse. Belzec, Sobibor, Treblinka, Chelmno. dtv 2904, München 1977, ISBN 3-423-02904-8, S. 247.
  8. Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburg 2003, ISBN 3-930908-87-5, S. 316.
  9. Abdruck der Entwürfe für ein Gemeinschaftsfremdengesetz bei Wolfgang Ayaß (Bearb.): "Gemeinschaftsfremde". Quellen zur Verfolgung von "Asozialen" 1933–1945, Koblenz 1998 (= Materialien aus dem Bundesarchiv Nr. 5).
  10. Johannes Tuchel: "… und ihrer aller wartete der Strick". das Zellengefängnis Lehrter Straße 3 nach dem 20. Juli 1944 (= Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Reihe A: Analysen und Darstellungen. Bd. 7). Lukas Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86732-178-5, S. 259f.
  11. Sven Felix Kellerhoff: Gedenkveranstaltung – Die letzten Opfer der Gestapo in Berlin. In: Berliner Morgenpost, Ausgabe vom 21. April 2010