Neudorf (Dietenhofen)

Ortsteil des Marktes Dietenhofen
(Weitergeleitet von Rittergut Neudorf)

Neudorf (fränkisch: Naidorf) ist ein Gemeindeteil des Marktes Dietenhofen im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).[2]

Neudorf
Koordinaten: 49° 25′ N, 10° 41′ OKoordinaten: 49° 25′ 2″ N, 10° 40′ 32″ O
Höhe: 411 m ü. NHN
Einwohner: 112 (2013)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 90599
Vorwahl: 09824
Haus Nr. 8: ehemaliges Amtshaus
Haus Nr. 16: Gasthof zum Löwen
Ziehbrunnen

Geografie Bearbeiten

Nordwestlich des Dorfes entspringt der Altbach, ein linker Zufluss der Bibert. Südwestlich liegt der Wasenweiher, der den Stolzgraben speist, einen linken Zufluss der Bibert. Westlich des Ortes liegt die Flur Röthen, nordwestlich der Hornsteiggraben, 0,5 km östlich das Hackenfeld, 0,5 km südwestlich das Sandfeld. 0,5 km südlich befindet sich das Gewerbegebiet von Dietenhofen.

Um den Ort verläuft die Staatsstraße 2245, die nach Seubersdorf (4,5 km östlich) bzw. nach Rothenhof (5 km nordwestlich) führt. Die Kreisstraße AN 11/NEA 18 nach Dietenhofen (2,1 km südlich) bzw. nach Hirschneuses (2,5 km nördlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Leonrod zur Kreisstraße AN 24 (1,4 km südlich).[3]

Geschichte Bearbeiten

Der Ort wurde 1297 als „Nuwendorfelin“ erstmals urkundlich erwähnt. Dem Bestimmungswort des Ortsnamens („Neu-“) nach zu schließen, handelt es sich um eine Spätsiedlung, die um diese Zeit entstanden ist. Seit 1398 gehörte Neudorf zur Herrschaft Leonrod. Die Familie von Leonrod errichtete unter anderem eine Kapelle und eine Zehntscheune.[4] Nachdem die Leonroder im 17. Jahrhundert vergeblich versucht hatten, wieder einen katholischen Gottesdienst in Neudorf abzuhalten, wurde die Kapelle als Getreidespeicher genutzt und später zu einem Wohnhaus umgebaut. 1887 wurde das Haus zum Teil abgebrochen und 1952 zu einer Scheune umgebaut. Eine Mauerecke der alten Kapelle blieb erhalten.[5]

Im Jahre 1718 gab es im Ort sechs brandenburg-bayreuthische Untertansfamilien.[6]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Neudorf 12 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Markt Erlbach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Dietenhofen. Grundherren waren das Kastenamt Dietenhofen (1 Wirtshaus, 2 Höfe, 1 Halbhof, 3 Güter, 1 Tropfhaus, 1 halber Schafhof) und das Rittergut Neudorf (1 Meierhof, 1 Halbhof, 1 halber Schafhof).[7] Das Rittergut Neudorf gehörte zu dieser Zeit den Freiherren von Leonrod und war dem Ritterkanton Altmühl steuerbar. Neben den 3 Anwesen in Neudorf war es noch Grundherr in Adelmannsdorf (3 Anwesen), Dietenhofen (2), Ebersdorf (3), Götteldorf (7), Hornsegen (5), Lenkersheim (1), Leonrod (1), Muggenhof (5), Neuses (1), Vincenzenbronn (2) und Zautendorf (10).[8]

Von 1797 bis 1810 unterstand Neudorf dem Justizamt Markt Erlbach und Kammeramt Neuhof. 1810 kam der Ort zum Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde es dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Hirschneuses und der 1813 gebildeten Ruralgemeinde Hirschneuses zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Neudorf, zu der Dietenholz, Neudietenholz und Walburgswinden gehörten.[9][10] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Markt Erlbach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Ipsheim. Drei Anwesen unterstanden bis 1833 dem Patrimonialgericht Neudorf.[11] Ab 1862 gehörte Neudorf zum Bezirksamt Neustadt an der Aisch (1939 in Landkreis Neustadt an der Aisch umbenannt) und ab 1856 zum Rentamt Markt Erlbach (1919–1929: Finanzamt Markt Erlbach, 1929–1972: Finanzamt Fürth, seit 1972: Finanzamt Ansbach). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Markt Erlbach (1879 in Amtsgericht Markt Erlbach umbenannt), von 1959 bis 1972 war das Amtsgericht Fürth zuständig, seitdem ist es das Amtsgericht Ansbach. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 5,830 km².[12]

Mit der Gemeindegebietsreform wurde die Gemeinde am 1. Januar 1972 in den Markt Dietenhofen eingegliedert.[13]

Baudenkmäler Bearbeiten

  • Zu Haus Nr. 1: Stadel des 18. Jahrhunderts, Fachwerkgiebel zu zwei Dachgeschossen mit rundbogigen Ladeluken und K-Streben.[14]
  • Haus Nr. 8: ehemaliges Amtshaus, zweigeschossiger Massivbau, Hausteingliederungen, 18. Jahrhundert
  • Haus Nr. 16: Gasthof zum Löwen, zweigeschossiger Massivbau, 17./18. Jahrhundert
  • Brunnen: Ziehbrunnen, Zeltdach, wohl 16. Jahrhundert

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Gemeinde Neudorf

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 152 199 191 197 201 175 172 169 162 158 141 141 128 128 138 139 133 136 133 184 180 170 123 132
Häuser[15] 26 29 27 27 27 28 20 23 24
Quelle [16] [17] [18] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [18] [26] [18] [27] [18] [28] [18] [18] [18] [29] [18] [12] [30]

Ort Neudorf

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002005 002013
Einwohner 109 144 149 114 118 93 96 144 90 94 122 107 112
Häuser[15] 18 20 18 19 14 16 18 24
Quelle [16] [17] [19] [21] [24] [26] [28] [29] [12] [30] [31] [32] [1]

Religion Bearbeiten

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Andreas (Dietenhofen) gepfarrt.[7] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Michael (Wilhermsdorf) gepfarrt.[12][33]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Neudorf (Dietenhofen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten Bearbeiten

  1. a b Ortsteile. In: dietenhofen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. April 2023; abgerufen am 16. Juni 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dietenhofen.de
  2. Gemeinde Dietenhofen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 15. Juli 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 15. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 113f.
  5. J. Kollar: Markt Dietenhofen, S. 166 f.
  6. H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 114.
  7. a b H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 115.
  8. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 73.
  9. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 34 (Digitalisat).
  10. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 224.
  11. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 204.
  12. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 806 (Digitalisat).
  13. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 535.
  14. R. Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 122. Denkmalschutz mittlerweile aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  15. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  16. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 62 (Digitalisat). Für die Gemeinde Neudorf zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Dietenholz (S. 18), Neudietenholz (S. 62) und Walburgswinden (S. 99).
  17. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 97 (Digitalisat).
  18. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  19. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1061, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  20. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 169 (Digitalisat).
  21. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1227, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 67 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 192 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1161 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 193 (Digitalisat).
  26. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1234 (Digitalisat).
  27. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 193 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1272–1273 (Digitalisat).
  29. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1099 (Digitalisat).
  30. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 168 (Digitalisat).
  31. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 325 (Digitalisat).
  32. Statistik der Einwohnerzahlen in den Ortsteilen. (Memento vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today) auf: dietenhofen.de
  33. Struktur. In: ssb-clw.kirche-bamberg.de. Abgerufen am 22. März 2023.