Ritterakademie (Brandenburg an der Havel)

Schule in Brandenburg an der Havel

Die Ritterakademie (ursprünglich Ritterschule, dann Rittercollegium) in Dom Brandenburg, beziehungsweise nach dessen Eingemeindung im Jahr 1929 in Brandenburg an der Havel, war eine 1704 gegründete Schule, die St. Peter und Paul (Brandenburg an der Havel) angegliedert war. Das Evangelische Gymnasium am Dom zu Brandenburg und die Evangelische Grundschule Brandenburg an der Havel sehen sich in der Tradition der Ritterakademie. Das alte Schulgebäude wird durch die Grundschule genutzt. Das Gebäude ist denkmalgeschützt.[1]

Gebäude der Ritterakademie auf dem Domhof

Geschichte Bearbeiten

Im Jahre 1704 stiftete das Brandenburger Domkapitel die Ritterschule unter Genehmigung des Königs Friedrich I. in Preußen.[2] Am 26. Januar 1705 wurde in der Schule auf dem Domhof der Unterricht aufgenommen. Seit 1717 lautete ihr Name Rittercollegium. Ziel der Schule war die Ausbildung des märkischen und pommerschen Adels. Unterrichtet wurden beispielsweise Fremdsprachen wie Französisch sowie Naturwissenschaften. Der Schwerpunkt lag allerdings in der Rechts- und Staatskunde.

Große Bedeutung erlangte die Schule, nachdem König Friedrich Wilhelm I. am 8. Juni 1729 verfügt hatte, dass jeder, der zukünftig eine Anstellung im preußischen Staatsdienst erhalten wollte, eine solche Schule für mindestens zwei Jahre besucht haben musste. Mit der Einführung von Abiturzeugnissen wurde 1788 auch ein fester Stundenplan in der Schule eingeführt. Seit 1803 lautet der Name der Schule Ritterakademie.

Im Zuge der preußischen Schulreform wurde die Ritterakademie 1809 zum Gymnasium. Während der Befreiungskriege verlor die Schule drastisch an Absolventen und wurde zwischenzeitlich in ein Lazarett umgewandelt. Nach der Wiederaufnahme des Unterrichts bekam die Schule durch das Fernbleiben junger Adliger, welche jetzt auch städtische Gymnasien besuchten, erneut Probleme. Ab dem Jahre 1842 wurden deshalb auch Zöglinge bürgerlicher Schichten aufgenommen, nachdem dies ein Jahr zuvor von der preußischen Regierung verpflichtend verfügt worden war. Kurator jener Zeit war Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg.

In den Jahren 1848/49 und insbesondere als die preußische Nationalversammlung im Brandenburger Dom tagte, musste die Ritterakademie durch Militär geschützt werden. Wiederum blieben die Absolventen fern, so dass sie letztlich 1849 aufgelöst wurde. Durch König Friedrich Wilhelm IV., der besonders mit Brandenburg an der Havel verbunden war, erfolgte die Order der Neugründung am 30. April 1855. Bereits ein Jahr später am 21. Oktober konnte die Ritterakademie in Anwesenheit des Königs wieder eröffnet werden. Neuer Kurator wurde damals der ehemalige Schüler Friedrich Digeon von Monteton.

In den Jahren 1868 bis 1871 erfolgte ein Neubau des Gebäudes für die Klassenräume, nachdem die Absolventenzahl wieder stark angestiegen war. Die Schlafsäle befanden sich weiterhin in den ehemaligen Dormitorien der Domherren. Von 1883 bis 1884 war kurzzeitig der Domdechant und vormalige Minister Werner von Selchow Kurator der Einrichtung. Am 23. Februar 1901 gründete sich der Verein ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie.[3] Von 1918 bis 1924 war Georg von Buch Kurator.

Im Jahre 1937 beschloss die nationalsozialistische Führung, mit dem neuen Oberpräsidenten und Gauleiter Emil Stürtz an der Spitze, die Ritterakademie aufzulösen. Einzig das Internat sollte durch die Initiativen des scheidenden Kurators Wilhelm von Goertzke-Groß Beuthen noch bestehen bleiben.[4] Die Schüler wurden dem damaligen Saldern-Gymnasium zugewiesen. 1948 entschied man, das Domkapitel zum Rechtsnachfolger der Ritterakademie einzusetzen. Die Schule wurde allerdings nie formell aufgelöst. In den Folgejahren zog eine Oberschule in die Räume der Schule ein, welche sie bis 1974 nutzte.

Heute befinden sich Teile einer evangelischen Grundschule in dem Gebäude. Außerdem wird die Tradition der Ritterakademie in einem neu gegründeten evangelischen Domgymnasium weitergeführt. Am 11. Juni 2005 feierte man das Jubiläum anlässlich des 300. Gründungstages der Ritterakademie. Unter den Gästen waren beispielsweise Georg Friedrich Prinz von Preußen, das Oberhaupt der Familie Hohenzollern, und der ehemalige Absolvent Otto Graf Lambsdorff.

Schüler (Auswahl) Bearbeiten

Lehrer (Auswahl) Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Programm der Ritter-Akademie zu Brandenburg 1845–1847. Müller’sche Buchdruckerei, Brandenburg a. d. H. 1845. (Digitalisat)
  • Bericht: über d. Schuljahr von Ostern … bis Ostern …, 1875–1924, u. a. Druck Gustav Matthes, Brandenburg a. d. Havel. (Digitalisat)
  • Zu der am … im Festsaale der Ritter-Akademie stattfindenden Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Königs ladet … ein. 1857–1884, (Digitalisat)
  • Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H.:
    • Walter von Leers (Hrsg.): Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. 1705–1913. Selbstverlag des Vereins der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H., Ludwigslust 1913, Digitalisat..Digitalisat
    • Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. 1913–1929, zusammengestellt durch Walter von Leers. Selbstverlag des Vereins ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H., Ludwigslust 1929.
    • Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. 1914–1945, Zweite Fortsetzung und Ergänzung 1914–1945, zusammengestellt durch Siegfried von Boehn und Wolfgang von Loebell. Selbstverlag des Vereins ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H., Köln 1969/1970; 322 S. DNB 720252679
  • Die Ritterakademie auf dem Dom zu Brandenburg (Havel). Wiesikedruck, Brandenburg (Havel) 1922; 13 S. zzgl. Bildmotive, zugeschr. GND 1019058439.
  • Verein ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. d. Havel, Bericht über das Geschäftsjahr 1923. im Auftrag, Werner von Klitzing. Charlottenhof (Ostbahn) 1924, 24 S.
  • Die Ritterakademie auf dem Dom zu Brandenburg (Havel), 1705–1938. Wiesikedruck, Brandenburg (Havel) 1938; 24 S. Identisch: Die Ritterakademie: Mitteilungsblatt des Vereins Ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg an der Havel 1.1925–20.1944. ZDB-ID 2554343-X
  • Otto Graf Lambsdorff (Hrsg.): Festschrift aus Anlaß des 250jährigen Gründungstages der Ritterakademie auf dem Dom zu Brandenburg an der Havel, 29. Juni 1705, 29. Juni 1955. Selbstverlag, Köln 1955; 40 S. DNB 1070926760
  • Der Kurier: 291 Jahre nach Gründung der Ritterakademie zu Brandenburg, Mitteilungsblatt des Vereins Ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg an der Havel. ld.zdb-services.de
  • Albrecht von dem Bussche: Die Ritterakademie zu Brandenburg. Lang, Frankfurt am Main/ Bern / New York / Paris 1989, 1989. ISBN 3-631-40721-1. DNB 891289291
  • Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. mit herausragenden Leistungen im Beruf. zsgest. von Johann-Matthias Graf von der Schulenburg. ZIPS, Berlin 2009; 114 S., DNB 99543896X
  • Domstiftsarchiv Brandenburg, Findbuch zum Bestand Ritterakademie Brandenburg 1704–1957. In: Berichte und Forschungen aus dem Domstift Brandenburg. Traugott Bautz, Nordhausen 2011, 4, S. 101–148. dom-brandenburg.de (PDF; 400 kB)
  • Ulx, Betrauter und P.O. Das Leben in der Ritterakademie Brandenburg an der Havel, Zeitzeugen erzählen. Hrsg. Gerold Hofmann, Sophie Dieckmann, im Auftrag des Evangelischen Gymnasiums am Dom zu Brandenburg. Evangelisches Gymnasium am Dom zu Brandenburg, Brandenburg an der Havel 2012, ISBN 978-3-943463-02-6.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Denkmalliste des Landes Brandenburg: Stadt Brandenburg an der Havel (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
  2. Johann Matthias Graf von der Schulenburg: Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. mit herausragenden Leistungen im Beruf. In: Monografie. ZIPS.Werbeagentur, Berlin 2009, DNB 99543896X/04, S. V. f.
  3. Uwe Czubatynski: Berichte und Forschungen aus dem Domstift Brandenburg. Hrsg.: Domstift Brandenburg. Band 4, Findbuch Ritterakademie. Traugott Bautz, Nordhausen 2011, S. 101–148 (dom-brandenburg.de [PDF]).
  4. Albrecht von dem Bussche: Die Ritterakademie zu Brandenburg. In: Monografie. Peter Lang, Frankfurt am Main / Bern / New York / Paris 1989, ISBN 3-631-40721-1, S. 128 (google.de).
  5. Rudolf von Stillfried-Rattonitz: Liste der Ritter des Königlich Preußischen hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Nr. 49. Rudolf Ludwig Decker, Berlin 31. Dezember 1851, S. 7 (digitale-sammlungen.de).
  6. Dietrich Werner Graf von der Schulenburg, Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237 bis 1983. Schwarzer Stamm, Ast Beetzendorf, Zweig Priemern, Tafel 13. Niedersachsen-Druck und Verlag Günter Hempel, Wolfsburg 1984, ISBN 3-87327-000-5, S. 204–205 (google.de).
  7. Günter Morsch, Astrid Ley, Winfried Meyer, Hans Coppi, Frauke Kerstens, Iris Schwarz: Totenbuch KZ Sachsenhausen 1936–1945. Hrsg.: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Oranienburg. Ribbeck, Hans von, Häftlingsnummer 83647. Sachsenhausen, Oranienburg 15. Februar 1945, S. 1 (stiftung-bg.de [abgerufen am 6. Juli 2022]).
  8. Achaz von Thümen, Kanzler der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität seit 7. März 1961.

Koordinaten: 52° 24′ 55,7″ N, 12° 34′ 0,6″ O