Riebau ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Riebau
Stadt Salzwedel
Koordinaten: 52° 51′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 52° 51′ 24″ N, 11° 16′ 22″ O
Höhe: 22 m ü. NHN
Fläche: 19,09 km²
Einwohner: 209 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 11 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 29410
Vorwahl: 039037
Riebau (Sachsen-Anhalt)
Riebau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Riebau in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Riebau
Dorfkirche Riebau

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Das altmärkische Riebau liegt 8 Kilometer östlich von Salzwedel am Riebauer Graben.[2] Es ist ein Straßenangerdorf, das in östlicher Richtung als Straßendorf erweitert wurde.[3]

Nachbarorte sind Jeebel, Mechau, Pretzier und Groß Chüden.

Ortschaftsgliederung Bearbeiten

Zur Ortschaft Riebau gehören die Ortsteile Riebau und Jeebel.

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Riebau wurde im Jahre 1268 erstmals als in Ribowe erwähnt. Markgraf Otto beschenkte das Haus der Aussätzigen in Salzwedel (Hospital St. Georg) mit Besitzungen in einigen Dörfern.[4][5] Im Jahre 1285 heißt es in villa rybuu, als die Markgrafen Otto und Otto Grundbesitzungen zu einem Altar in Salzwedel vereigneten. Die Gebrüder von Visne hatten hier Lehngüter.[6] 1369 heißt das Dorf in einer Urkunde villa Ryboue.[7] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Rybowe mit 21½ Zinshufen aufgeführt.[8] 1444 wurden ein Schulzenhof und eine Windmühle genannt. Weitere Nennungen sind 1541 Ribo und 1687 Riebau.[3]

Am 4. April 1924 wurde die Freiwillige Feuerwehr Riebau gegründet, die seitdem das gesellschaftliche Leben in Riebau entscheidend mitgeprägt hat.

Bekanntheit erlangte der Bahnhof Riebau durch seinen frühen Grenzverkehr. Schon 1946 war er anscheinend ein bedeutender Umschlagsbahnhof. Etwa 200 bis 300 Menschen passierten die grüne Grenze in Richtung Westen, und die letzte Bahnstation war für alle der Bahnhof Riebau. In die DDR-Geschichte ging dieser Bahnhof ein, als im Mai und Juni 1952 die Zwangsaussiedlung erfolgte und viele Menschen mit ihrem Hab und Gut auf dem Bahnhof in die Züge verladen wurden.

Eine überalternde Bevölkerung und der Wegzug brachten 1996 die ansässige Kita in Existenznöte. Der leer stehende Bahnhof war dem Verfall und der Demontage preisgegeben.

In Riebau war zu DDR-Zeiten die Grenztruppenunterkunft (Grenzkaserne) der „Kompanie 5“ vom Grenzregiment 24.[9]

Herkunft des Ortsnamens Bearbeiten

Riebau ist die deutsch ausgesprochene Form von slawischen „Ribow“ oder „Ribowe“.

Sagen und Bräuche Bearbeiten

Hanns H. F. Schmidt erzählte 1994 die Sage Die Hagelpredigt nach: In Riebau wurde einmal die gesamte Ernte durch Hagelschlag vernichtet. Die Leute glaubten, sie hätten die christlichen Gebote nicht befolgt, so dass nun die Strafe gekommen sei. Nach diesem Unglück traf man sich einmal im Jahr donnerstags nach Pfingsten, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Niemand durfte an diesem geheiligten Tag arbeiten. Wer nicht teilnehmen konnte oder wollte, musste das Dorf vor Sonnenaufgang verlassen und durfte erst nach Sonnenuntergang zurückkehren.[10]

Noch 1834 war in einigen Dörfern der östlichen Altmark der Brauch des Hagelfeiertags üblich, wie Georg Wilhelm von Raumer berichtete: Am Donnerstag nach Pfingsten wird der Hagelfeiertag durch Gottesdienst und Enthaltung von der Arbeit gefeiert, indem die Flurmarken einst an diesem Tage gänzlich verhagelt seyn sollen. Wer früher an diesem Tag verreisen wollte, musste vor Sonnenaufgang weggehen und durfte erst nach Sonnenuntergang zurückkommen.[11]

Archäologie Bearbeiten

 
Becher der Einzelgrabkultur aus Riebau im Johann-Friedrich-Danneil-Museum, Salzwedel

In einem Brandgräberfeld in Riebau waren Becher der Einzelgrabkultur gefunden worden, die heute im Johann-Friedrich-Danneil-Museum in Salzwedel ausgestellt sind.

Bei Bauarbeiten auf einem Acker zwischen Pretzier und Riebau im Jahre 2017 wurde ein Spielstein geborgen. Die drei Hauptfundorte weisen darauf hin, dass in der Gegend um Pretzier und Riebau bereits in der Eisenzeit Menschen siedelten. Es wurden Hinweise auf eine Eisenverarbeitung entdeckt.[12]

Eingemeindungen Bearbeiten

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Riebau aus dem Landkreis Salzwedel in den neu errichteten Kreis Salzwedel umgegliedert. Am 1. Januar 1963 wurde die Gemeinde Jeebel aus dem gleichen Kreis nach Riebau eingemeindet. Bereits am 1. Juli 1950 die Gemeinde Jahrsau aus dem Landkreis Salzwedel in die Gemeinde Jeebel eingemeindet worden.[13]

Bis Ende 2009 bildete Riebau mit dem Ortsteil Jeebel und dem ehemaligen Ortsteil Jahrsau, der dem DDR-Grenzausbau zum Opfer fiel und heute eine Wüstung ist, eine eigenständige Gemeinde. Sie war zuletzt Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Salzwedel-Land.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Riebau am 23. Januar 2009, dass die Gemeinde Riebau in die Hansestadt Salzwedel eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[14][15]

Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Riebau wurden Jeebel und Riebau Ortsteile der Hansestadt Salzwedel. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Riebau mit den künftigen Ortsteile Jeebel und Riebau wurde zur Ortschaft der aufnehmenden Hansestadt Salzwedel. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Riebau wurde ein Ortschaftsrat mit fünf Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 167
1774 157
1789 170
1798 208
1801 175
1818 165
1840 341
1864 414
1871 407
Jahr Einwohner
1885 426
1892 [00]414[16]
1895 427
1900 [00]378[16]
1905 399
1910 [00]387[16]
1925 401
1939 382
1946 530
Jahr Einwohner
1964 534
1971 501
1981 399
1990 [00]359[17]
1993 366
1995 [00]439[17]
2000 [00]326[17]
2006 305
2008 299
Jahr Einwohner
2010 [00]312[17]
2014 [00]222[18]
2015 [00]229[18]
2020 [00]199[19]
2021 [0]206[1]
2022 [0]209[1]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[3]

Religion Bearbeiten

Die evangelische Kirchengemeinde Riebau, die früher zur Pfarrei Groß Chüden gehörte,[20] wird heute betreut vom Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Riebau stammen aus dem Jahre 1778.[22]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]

Politik Bearbeiten

Bürgermeister Bearbeiten

Wilfried Bettzieche (CDU) war letzter Bürgermeister der Gemeinde und ist nun Ortsbürgermeister der Ortschaft Riebau.

Politische Veranstaltungen Bearbeiten

Die Hedonistische Internationale veranstaltete vom 9. bis zum 13. Juni 2011 ihren zweiten Weltkongress mit mehr als 300 Teilnehmern in Riebau.[24]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Riebau ist ein Feldsteinbau aus dem späten 12. Jahrhundert mit einem querrechteckigen Westturm.[25] Die Kirche ist eine Filialkirche von Groß-Chüden.[20] Riebau war bis 1822 Filiale der früher selbständigen Pfarrei Pretzier.[16]
  • Der Ortsfriedhof liegt am nordwestlichen Ortsausgang.
  • Eine Gedenkstätte auf dem Ortsfriedhof ist die Grabstätte für einen namentlich bekannten jugoslawischen Kriegsgefangenen, der während des Zweiten Weltkrieges ein Opfer von Zwangsarbeit wurde.

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1764–1769, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 132 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 344, 134. Riebau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Riebau – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Shannon Lang: Einwohnerzahl steigt wieder. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 28. Januar 2023, DNB 954815971, S. 17.
  2. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  3. a b c Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1764–1769, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 236, Nr. 961 (uni-potsdam.de).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 11 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 32 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 150 (Digitalisat).
  8. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 397–398 (uni-potsdam.de (Memento vom 28. April 2019 im Internet Archive)).
  9. Alexander Rekow: DDR: Meine Zeit als Grenzer in der Altmark. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Salzwedel. 16. Dezember 2017 (volksstimme.de [abgerufen am 28. April 2019]).
  10. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 2 von K wie Kleinau bis Z wie Zichtau. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-42-0, S. 182.
  11. Georg Wilhelm von Raumer: Volksfeste in der Altmark (= Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates. Band 14). Berlin 1834, S. 298– 294–295 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013512~SZ%3D00300~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Antonius Wollmann: Aus dem Acker grüßt die Eisenzeit. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Salzwedel. 28. Dezember 2017 (volksstimme.de [abgerufen am 28. April 2019]).
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 362.
  14. Altmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Eingemeindung der Gemeinde Riebau in die Hansestadt Salzwedel (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 26. März 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 5, 20. Mai 2009, S. 128–130 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 181 kB; abgerufen am 19. Februar 2022]).
  15. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010
  16. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 132 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  17. a b c d Hansestadt Salzwedel: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020. Juni 2015, S. 74–75 (salzwedel.de [PDF; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  18. a b Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
  19. Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 11. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
  20. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 96 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg. In: ekmd.de. Abgerufen am 28. Januar 2024.
  22. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 13 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 19. Februar 2022.
  24. Velten Schäfer, Riebau: Hightech am Lagerfeuer. In: Neues Deutschland. 15. Juni 2011 (nd-aktuell.de [abgerufen am 28. April 2019]).
  25. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 388.