Ommaya-Reservoir

Kathetersystem
(Weitergeleitet von Rickham-Reservoir)

Ein Ommaya-Reservoir oder Rickham-Reservoir ist ein vor allem für die lokoregionale Chemotherapie von Hirntumoren eingesetztes Kathetersystem, das in das Ventrikelsystem des Gehirns implantiert wird.

Schematische Darstellung eines Ommaya-Reservoirs

Name Bearbeiten

Das Ommaya-Reservoir ist nach dem pakistanischen Neurochirurgen Ayub Khan Ommaya (1930–2008) benannt, der es 1963 erfand.

Anwendung und Aufbau Bearbeiten

Ein Ommaya- oder Rickham-Reservoir wird im Wesentlichen zur Therapie von Hirntumoren verwendet. Dabei wird über das Reservoir ein Zytostatikum in den Liquor cerebrospinalis („Gehirnflüssigkeit“) abgegeben (intrathekal). Dieses Verfahren umgeht die Blut-Hirn-Schranke, da diese bei vielen systemisch verabreichten Wirkstoffen deren Transport zum Gehirn verhindert. Es kann ebenfalls bei Schmerzsyndromen mit zentraler Spastik implantiert werden. Ein weiterer Einsatzbereich findet sich in der Neugeborenenmedizin, wenn bei kleinen Frühgeborenen zum Beispiel nach einer Hirnblutung die Hirnwasser-Resorption gestört ist und eine Ableitung zum Verhindern eines Wasserkopfes notwendig ist. Da die Anlage einer dauerhaften Ableitung mit einem Shuntsystem erst ab einem bestimmten Gewicht und unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, wird eine externe Ableitung mit einem Reservoir überbrückend eingesetzt, die regelmäßig von außen punktiert werden kann.

 
Schnittzeichnung eines Rickham-Reservoirs
 
Rickham-Reservoir implantiert in das Ventrikelsystem des Gehirns.

Das Ommaya-Reservoir besteht aus einem kleinen kissenförmigen Kunststoff-Behälter, der unter der Kopfhaut (subgaleal) liegt. Das Reservoir wird in einer kurzen neurochirurgischen Operation unter die Kopfhaut implantiert, so dass der Katheter ins Vorderhorn des Seitenventrikels der nicht dominanten Hemisphäre gelegt werden kann.[1] Ein dünner Schlauch, der Ventrikelkatheter, der mit dem Reservoir verbunden ist, reicht in einen mit Liquor gefüllten Hohlraum (ein Ventrikel) hinein. Über eine dünne Kanüle kann das Reservoir angestochen werden. Dabei kann zum einen Flüssigkeit aus der Operationshöhle – beispielsweise für diagnostische Zwecke – entnommen werden (Liquorpunktion), und zum anderen können Wirkstoffe oder Diagnostika in den Ventrikel appliziert werden. Das Rickham-Reservoir hat im Gegensatz zum Ommaya-Reservoir einen Metallboden.[2]

Bei der Implantation besteht ein geringes Blutungsrisiko und ein Infektionsrisiko von bis zu 20 %[3] sowie ein allgemeines Anästhesie-Risiko.[2]

Literatur Bearbeiten

  • B. Mechleb u. a.: Late onset Ommaya reservoir infection due to Staphylococcus aureus: case report and review of Ommaya Infections. In: J Infect. 46, 2003, S. 196–198. PMID 12643873 (Review-Artikel).
  • M. B. Kosier und P. Minkler: Nursing management of patients with an implanted Ommaya reservoir. In: Clin J Oncol Nurs. 3, 1999, S. 63–67. PMID 10633613 (Review-Artikel).
  • T. Uejima und S. Suresh: Ommaya and McComb reservoir placement in infants: can this be done with regional anesthesia? In: Paediatr Anaesth. 18, 2008, S. 909–911. PMID 18482244.
  • M. Takahashi u. a.: Navigation-guided Ommaya reservoir placement: implications for the treatment of leptomeningeal metastases. In: Minim Invasive Neurosurg. 50, 2007, S. 340–345. PMID 18210356.
  • P. Peretta u. a.: The role of Ommaya reservoir and endoscopic third ventriculostomy in the management of post-hemorrhagic hydrocephalus of prematurity. In: Childs Nerv Syst. 23, 2007, S. 765–771. PMID 17226031.
  • R. D. Dickerman und M. B. Eisenberg: Preassembled method for insertion of Ommaya reservoir. In: Journal of Surgical Oncology. 89, 2005, S. 36–38. PMID 15611937.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. U. Zettl u. a.: Klinische Liquordiagnostik. Verlag Walter de Gruyter, 2005, ISBN 3-11-018169-X, S. 28.
  2. a b P. Berlit: Therapielexikon Neurologie. Verlag Springer, 2005, ISBN 3-540-67137-4, S. 939.
  3. U. Schlegel u. a.: Combined systemic and intraventricular chemotherapy in primary CNS lymphoma: a pilot study. In: J Neurol Neurosurg Psychiatry. 71, 2001, S. 118–122. PMID 11413277