Retterode

Stadtteil von Hessisch Lichtenau

Retterode ist ein Stadtteil von Hessisch Lichtenau im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Retterode
Koordinaten: 51° 10′ N, 9° 43′ OKoordinaten: 51° 10′ 22″ N, 9° 43′ 19″ O
Höhe: 359 m ü. NHN
Fläche: 6,57 km²[1]
Einwohner: 358 (Jun. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 54 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 37235
Vorwahl: 05602

Geographische Lage Bearbeiten

Retterode liegt etwa 2,7 km südlich des Zentrums der Kernstadt von Hessisch Lichtenau ostsüdöstlich vom Himmelsberg (563,7 m ü. NN), der höchsten Erhebung der Günsteröder Höhe. Es befindet sich am Oberlauf des Essebachs und an der Bundesstraße 487, die von Hessisch Lichtenau unter anderem durch das Dorf ins südliche Spangenberg führt.

Geschichte Bearbeiten

 
Der Gerichtsplatz in Retterode

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung war im Jahre 1209. Ab 1289 sind ein Conradus de Retrode und sein Sohn Henricus nachgewiesen. Der Ortsadel war sehr eng mit den Burgmannen von Hessisch Lichtenau und somit auch mit den Landgrafen von Hessen verbunden.

Folgende Besitztümer sind nachgewiesen: Kurz nach 1376 belehnte Landgraf Hermann den Heinrich Beyer mit dem Dorf Retterode. 1466 belehnte Landgraf Ludwig die Herren Meysenbug mit dem Dorf Retterode. 1527 nahm Heinrich Meysenbug Grundstücke zu Retterode, die seine Vorfahren dem Georgsaltar in der Kilianskirche zu Lichtenau gestiftet hatten, wieder an sich. 1568 belehnte Landgraf Wilhelm die Meysenbug erneut mit dem Dorf Retterode. Nach dem Aussterben der Meysenbug 1811 fiel das Dorf als erledigtes Lehen zurück an den Staat (nun das Königreich Westphalen). 1814 wurde das Gut Retterode als Staatsdomäne verpachtet, dann 1873 verkauft und aufgeteilt.

Retterode hatte auch ein eigenes Gericht von 1466: Gericht Meysenbug, 1569: Niederes Gericht Meysenbug, peinliches Gericht Hessen. 1747: desgleichen 1807: Friedensgericht (Kanton Lichtenau), 1814: Amt Lichtenau, 1821: Justizamt. Der Gerichtsplatz mit gespaltener alter Linde ist kreisförmig von einer Quadermauer eingefriedet.

Im Gebiet der alten Gemarkung gab es mehrere Siedlungen: Walbachsmühle und Glimmerode sind bis heute noch bewohnt, Haukerode, Oberndorf und Walbach sind inzwischen Wüstungen.

Zum 31. Dezember 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde Retterode auf freiwilliger Basis in die Stadt Hessisch Lichtenau eingemeindet.[3] Für die eingegliederten neun Stadtteile sowie die Kernstadt wurde jeweils ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[4][5]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Retterode 381 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 42 Einwohner unter 18 Jahren, 132 zwischen 18 und 49, 111 zwischen 50 und 64 und 99 Einwohner waren älter.[6] Die Einwohner lebten in 177 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 72 Paare ohne Kinder und 39 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 105 Haushaltungen lebten keine Senioren.[6]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1575: 20 Hausgesesse
• 1585: 20 Hausgesesse
• 1681: 16 Hausgesesse
• 1747: 39 Mannschaften mit 38 Feuerstellen
• 1961: 473 evangelische (= 86,0 %), 64 katholische (= 11,64 %) Einwohner[1]
Retterode: Einwohnerzahlen von 1779 bis 2020
Jahr  Einwohner
1779
  
151
1800
  
?
1834
  
362
1840
  
390
1846
  
399
1852
  
409
1858
  
385
1864
  
388
1871
  
372
1875
  
352
1885
  
298
1895
  
302
1905
  
287
1910
  
303
1925
  
385
1939
  
435
1946
  
589
1950
  
581
1956
  
517
1961
  
550
1967
  
512
1970
  
502
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2009
  
427
2011
  
381
2020
  
358
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Hessisch Lichtenau[2]; Zensus 2011[6]

Berufsgliederung 1724 Bearbeiten

  • 12 Leinweber, 4 Schmiede, 5 Töpfer, 3 Wagner, 11 Ackerleute, 3 Schneider, 7 Taglöhner, 1 Müller, 2 Hirten

Politik Bearbeiten

Für Retterode besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Retterode) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 65,84 %. Alle Kandidaten gehörten der „Rettenroder Gemeinschaftliste“ an.[7] Der Ortsbeirat wählte Günter Brunst zum Ortsvorsteher.[8]

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Wilhelm Casselmann (* 29. November 1831 in Retterode; † 23. September 1909 in Eisenach), Forstmann und Politiker; Mitglied des Deutschen Reichstags

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Retterode, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 11. November 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Stadtteil Retterode. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im März 2023.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 33. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  4. a b Hauptsatzung. (PDF; 165 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im Februar 2023.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410.
  6. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 110, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  7. Ortsbeiratswahl Retterode. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im März 2023.
  8. Ortsbeirat Retterode. In: Webauftritt. Stadt Hessisch Lichtenau, abgerufen im März 2023.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Retterode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien