Rettenschöss

Gemeinde im Bezirk Kufstein, Tirol

Rettenschöss (auch Rettenschöß) ist eine Gemeinde mit 573 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Kufstein im Bundesland Tirol (Österreich). Die Gemeinde gehört zum Gerichtsbezirk Kufstein und liegt in der Unteren Schranne im Tiroler Unterland. Rettenschöss ist Teil der Tourismusregion Kaiserwinkl.

Rettenschöss
Wappen Österreichkarte
Wappen von Rettenschöss
Rettenschöss (Österreich)
Rettenschöss (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Kufstein
Kfz-Kennzeichen: KU
Fläche: 16,27 km²
Koordinaten: 47° 39′ N, 12° 16′ OKoordinaten: 47° 39′ 0″ N, 12° 16′ 0″ O
Höhe: 680 m ü. A.
Einwohner: 573 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 35 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6347
Vorwahl: 05373
Gemeindekennziffer: 7 05 23
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Rettenschöss 66
6347 Rettenschöss
Website: www.rettenschoess.at
Politik
Bürgermeister: Georg Kitzbichler (Allgemeine Bürgerliste)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(11 Mitglieder)

6 Allgemeine Bürgerliste
5 Aktiv für Rettenschöss

Lage von Rettenschöss im Bezirk Kufstein
Lage der Gemeinde Rettenschöss im Bezirk Kufstein (anklickbare Karte)AlpbachAngathAngerbergBad HäringBrandenbergBreitenbach am InnBrixleggEbbsEllmauErlKirchbichlKramsachKufsteinKundlLangkampfenMariasteinMünsterNiederndorfNiederndorferbergRadfeldRattenbergReith im AlpbachtalRettenschössScheffau am Wilden KaiserSchwoichSöllThierseeWalchseeWildschönauWörglTirol (Bundesland)
Lage der Gemeinde Rettenschöss im Bezirk Kufstein (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
Ritzgraben, Panorama

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Rettenschöss liegt in der Unteren Schranne, einem Gebiet nördlich von Kufstein. Der Ort befindet sich zwischen den Chiemgauer Alpen im Norden und dem Kaisergebirge im Süden. Im Nordosten der Gemeinde befindet sich der Wandberg, welcher mit 1454 m die höchste Stelle der Gemeinde darstellt. Die niedrigste Stelle befindet sich in Leitacker (Primau 550 m). Von fast überall aus ist der Zahme Kaiser zu sehen, welcher oft als Wahrzeichen des Bergdorfs betitelt wird. Die Gemeinde besteht aus mehreren Weilern und verstreuten Einzelhöfen.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Das Gemeindegebiet umfasst folgende Ortschaften:

  • Feistenau
  • Leitacker
  • Miesberg
  • Pötting
  • Rettenschöss
  • Ritzgraben

Die Gemeinde besteht aus der Katastralgemeinde Rettenschöß.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Aschau im Chiemgau  
Niederndorferberg   Walchsee
Niederndorf Ebbs

Geschichte Bearbeiten

Vor 1900 Bearbeiten

Auf Grund von Pollenfunden lässt sich nachweisen, dass das Gebiet bereits in der Jungsteinzeit besiedelt war, Rodungen wurden für den Zeitraum von 2650 bis 2100 vor Christus nachgewiesen. Weitere Rodungen und Getreidepollenfunde fallen in die Zeit um 500 vor unserer Zeitrechnung.

Ersturkundlich ist der Rettenschößer Hof Aufing im Codex Falkensteinensis, dem Urbar und Traditionsbuch der Grafen von Neuburg-Falkenstein vom Sommer 1166, als Uuingen genannt.[1] Die erste urkundliche Erwähnung des Namens als Rotenschese stammt hingegen aus einem Güterverzeichnis der bayerischen Herzöge des Jahres 1231. Der Name bedeutet rotes Geschöss, also rotes, kupferhaltiges Geröll – gut zu sehen in der im 16. Jahrhundert bezeugten Form Röttngschöß. Aus dem Jahr 1614 stammt eine Liste aller Höfe. Danach hatte das Gebiet Rettenschöss mit Durchholzen 1563 Einwohner. Im Gebiet des heutigen Rettenschöss werden somit knapp 500 Menschen gelebt haben.

In der Zeit 1682 bis 1688 wurde die Antoniuskapelle erbaut, 1739 wurde der Holzbau durch ein Mauerwerk ersetzt. Neben der Kapelle wurde 1744 eine Klause errichtet, welche bis 1931 als Schule fungierte.

1837 besuchte Kardinal Fürst Friedrich von Schwarzenberg anlässlich einer Visitation Rettenschöss. 2 Gedenktafeln und ein Gedenkstein erinnern an den Besuch.

Im Jahr 1867 lebten vierzehn Gewerbetreibende in der Gemeinde: 2 Weber, 2 Müller, 2 Schuster, je ein Schneider, Rotgerber, Huf- und Waffenschmied, Käse- und Schmalzhändler, Zimmermeister, Goldschmied und Graveur, ein Ausschank über die Gasse und ein Wirt. Zu dieser Zeit zählte die Gemeinde ca. 350 Einwohner.

Nach 1900 Bearbeiten

Die Postautobuslinie von Kufstein nach Kössen wurde 1914 eröffnet und brachte den öffentlichen Verkehr nach Rettenschöss. Sieben Jahre später wurden durch das Kraftwerk Niederndorf Teile des Ortes mit elektrischem Strom versorgt.

Im Jahr 1969 wurde das 1931 erbaute Schulhaus großteils abgetragen und durch einen Neubau ersetzt.

2004 erhielt die Rettenschöss als letzte Gemeinde im Bezirk Kufstein einen Kindergarten. In diesem Jahr wurde der Tourismusverband Rettenschöss aufgelöst und die Gemeinde wurde an den Kaiserwinkl angeschlossen.[2]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Da seit 2001 sowohl die Geburtenbilanz als auch die Wanderungsbilanz positiv sind, steigt die Einwohnerzahl stark an.[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Antoniuskapelle in Rettenschöss

Bauwerke Bearbeiten

  • Antoniuskapelle aus dem Jahr 1682 in Rettenschöss
  • Kapelle in Pötting
  • Kapelle in Miesberg
  • Bauernhöfe in Rettenschöss Nr. 15 und Nr. 19[4]

Vereine Bearbeiten

  • Landjugend Rettenschöss
  • Freiwillige Feuerwehr Rettenschöss
  • Sparverein Rettenschöss
  • Bäuerinnen Rettenschöss
  • Bauern Rettenschöss
  • Motorsportclub Rettenschöss

Rettenschöss ist auch bei einigen Vereinen in Niederndorf beteiligt.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Blick auf den Zahmen Kaiser von Pötting.

Wirtschaftssektoren, Berufspendler Bearbeiten

Von den 83 Arbeitsplätzen des Jahres 2011 entfielen vierzig Prozent auf die Landwirtschaft und je dreißig Prozent auf Produktion und Dienstleistungen.[5] Im gleichen Jahr lebten 225 Erwerbstätige in Rettenschöss. Davon arbeiteten weniger als dreißig Prozent in der Gemeinde, über siebzig Prozent pendelten aus. Zwanzig Menschen aus der Umgebung kamen nach Rettenschöss zur Arbeit.[6]

Tourismus Bearbeiten

Der Ort Rettenschöss bildet zusammen mit den Gemeinden Kössen, Walchsee und Schwendt die Tourismus- und Ferienregion Kaiserwinkl.[7] Die Gemeinde bietet viele Möglichkeiten für Wanderungen und Radtouren im Sommer. Im Winter zieht sich durch die Weiler Miesberg und Pötting die Miesbergloipe nach Durchholzen und Walchsee. Der Tourismusverband Kaiserwinkl veranstaltet auch regelmäßig kleinere Veranstaltungen/Events im Ort.

Die Gemeinde verfügt über knapp 270 Gästebetten. Folgende Tabelle listet die Übernachtungen seit 2013 auf.[8]

Jahr Übernachtungen Jahr Übernachtungen
2013 15.289 2018 18.341
2014 14.641 2019 19.376
2015 14.736 2020 14.605
2016 14.740 2021 13.006
2017 16.081 2022 16.719

Die Übernachtungen steigen wie in den anderen Kaiserwinkl Gemeinden stark an. Die Spitzenwerte der Nächtigungen sind in den Sommermonaten Juli und August. Insgesamt konnte der Tourismusverband 2023 rund 950.000 Nächtigungen verzeichnen.

Bildung Bearbeiten

Die Gemeinde besitzt eine Volksschule und einen Kindergarten mit angegliederter Kinderkrippe.[9][10]

Verkehr Bearbeiten

  • Eisenbahn: Ab 1895 gab es einige Pläne einer Lokalbahn von Kufstein über Kössen nach Reit im Winkl. Schlussendlich sollte diese nach St. Johann in Tirol verkehren, das Projekt wurde aber aufgrund des Ersten Weltkrieges nicht umgesetzt. Die Bahnstrecke hätte auch Rettenschöss über den Weiler Pötting angebunden. Der nächste Bahnhof befindet sich in Oberaudorf und der Bahnhof Kufstein ist ca. 15 km entfernt.
  • Öffentlicher Verkehr: Heute verkehren stündlich VVT Busse der Ledermair Verkehrsbetriebe nach Kufstein, Ebbs, Niederndorf, Walchsee und Kössen. Haltestellen sind: Primau, Fuchsanger und Schmidtal.
  • Straße: Die wichtigste Straße ist die Walchseestraße (B 172). Besonders an Wochenenden ist sie eine beliebte Strecke bei erholungssuchenden Tagesgästen aus dem benachbarten Bayern. Die Rettenschösser Straße (L44) stellt die Verbindung in den Ort dar.

Politik Bearbeiten

 
Gemeindeamt Rettenschöss

Gemeinderat Bearbeiten

Der Gemeinderat besteht aus 11 Mandataren. Die Gemeinderatswahlergebnisse seit 1998:

Partei 2022[11] 2016[12] 2010[13] 2004[14] 1998[15]
% Mandate % Mandate % Mandate % Mandate % Mandate
Allgemeine Bürgerliste (AB) 56 6 47,7 5 61,9 7 48 5 100 11
Aktiv für Rettenschöss (AFR) 44 5 52,3 6 38,1 4 52 6

Bürgermeister Bearbeiten

  • 19??–1992 Johann Fankhauser
  • 1992–2016 Helmut Oppacher (Allgemeine Bürgerliste)
  • seit 2016 Georg Kitzbichler (Allgemeine Bürgerliste)

Wappen Bearbeiten

 

Offizielle Blasonierung (Wappenbeschreibung): „In Rot ein goldener Adlerfang über einem von Silber und Blau gerauteten linken Schrägfuß“.

Das weiß-blaue Rautenfeld steht für Bayern und der Adlerfang als Teil des Tiroler Adlers steht für Tirol. Rettenschöss bedeutet etwa "roter Bergsturz". Dieser Name wurde wegen einem roten Gestein in der Nähe der Ortschaft Rettenschöss verliehen und das Rot im Wappen spiegelt damit den Namen der Gemeinde wider. Das Gemeindewappen symbolisiert also die Geografie als auch die Geschichte der Gemeinde.

Das Wappen wurde 1984 von der Tiroler Landesregierung verliehen.[16]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rettenschöss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 2: 1140–1200. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7030-0485-8, S. 186–189, Nr. 627.
  2. Gemeindechronik. Abgerufen am 24. November 2023.
  3. Ein Blick auf die Gemeinde Rettenschöss, Bevölkerungsentwicklung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 16. Januar 2021.
  4. Sehenswürdigkeiten nach Dehio Tirol 1980, Seite 642
  5. Ein Blick auf die Gemeinde Rettenschöss, Erwerbstätige am Arbeitsort. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 16. Januar 2021.
  6. Ein Blick auf die Gemeinde Rettenschöss, Berufspendler. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 16. Januar 2021.
  7. Tourismusverband Kaiserwinkl. Abgerufen am 24. November 2023.
  8. Ein Blick auf die Gemeinde. Abgerufen am 1. März 2024.
  9. Kinderbetreuung. Abgerufen am 24. November 2023.
  10. Schule und Bildung. Abgerufen am 24. November 2023.
  11. Land Tirol - Wahlen 2022. Abgerufen am 28. Juni 2023.
  12. Land Tirol - Wahlen 2016. Abgerufen am 28. Juni 2023.
  13. Land Tirol - Wahlen 2010. Abgerufen am 28. Juni 2023.
  14. Land Tirol - Wahlen 2004. Abgerufen am 28. Juni 2023.
  15. Land Tirol - Wahlen 1998. Abgerufen am 28. Juni 2023.
  16. Wappen. Abgerufen am 24. November 2023.