Reiner Stach

deutscher Autor, Biograf und Herausgeber

Reiner Stach (* 1951 in Rochlitz, Sachsen) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler, Autor einer Biografie über Franz Kafka und Publizist.

Reiner Stach 2011

Leben Bearbeiten

Stach stammt aus kleinen Verhältnissen, seine Eltern flohen 1954 aus der DDR. Er besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Pforzheim. Im Alter von 17 Jahren verließ er das Elternhaus wegen familiärer Konflikte.[1][2] Von 1971 bis 1979 studierte er Philosophie, Mathematik und Literaturwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dort legte er 1978 Staatsexamina in Mathematik und Literaturwissenschaft ab. Nach der Lektüre der Briefe und Tagebücher von Kafka setzte Stach sein geplantes Studium der Mathematik nicht fort. Im Fach Literaturwissenschaft wurde Stach 1985 an der Universität Frankfurt am Main mit einer Dissertation über Kafka promoviert. Die Arbeit erschien 1987 unter dem Titel Kafkas erotischer Mythos. Eine ästhetische Konstruktion des Weiblichen.[3]

Von 1985 bis 1986 übernahm Stach Lehraufträge am Germanistischen Seminar der Universität Frankfurt. Von 1986 bis 1990 arbeitete er als Wissenschaftslektor im S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main.[4] Von 1991 bis 1996 war Stach freiberuflich als Lektor tätig, u. a. für die Verlage Rowohlt, Metzler sowie S. Fischer. Hier beteiligte er sich an der Kritischen Ausgabe der Werke von Franz Kafka. 1996 begann Stach mit der Arbeit an der Kafka-Biografie.[3]

Stach lebt seit 2009 in Berlin.

Werk Bearbeiten

An der dreibändigen, insgesamt 2.037 Seiten umfassenden Biografie über Kafka hat Stach als Autor insgesamt achtzehn Jahre gearbeitet. An der finanziellen Förderung des Projekts beteiligten sich die S. Fischer Stiftung und – in der Schlussphase – auch Jan Philipp Reemtsma.[4]

Der erste Band, der 2002 unter dem Titel Kafka. Die Jahre der Entscheidungen erschien, umfasst Kafkas Lebensjahre von 1910 bis 1915. Der zweite Band Kafka. Die Jahre der Erkenntnis mit dem Erscheinungsjahr 2008 behandelt die letzten acht Lebensjahre Kafkas. Der dritte Band Kafka. Die frühen Jahre erschien im September 2014.[5] Mit diesem Buch stand er auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015 in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“;[6] bislang gibt es Übersetzungen in die englische, spanische, türkische und chinesische Sprache. Stach wurde für sein biografisches Werk mehrfach ausgezeichnet; unter anderem erhielt er 2016 den Joseph-Breitbach-Preis.

Basierend auf seiner Kafka-Biografie entstand 2023 die ARD/ORF-Serie Kafka, bei der er auch als Fachberater fungierte.[7]

Auszeichnungen Bearbeiten

Ausstellung und Tagungen Bearbeiten

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

 
Autograph von Stach.

Monografien Bearbeiten

Herausgeber Bearbeiten

Aufsätze Bearbeiten

  • Die fressende Schöpfung. Über Hans Henny Jahnns Romantrilogie „Fluß ohne Ufer.“ In: Forum Homosexualität und Literatur. 15/1992, S. 41–50.
  • Stil, Motiv und fixe Idee. Über einige Untiefen der Jahnn-Lektüre. In: Rowohlt Literaturmagazin. 35/1995, S. 79–92.
  • Das Ärgernis Hans Henny Jahnn. In: Literaturen. 5/2003, S. 52–57.
  • Die Erfindung der Schreibkur. In: Patrick Rina, Veronika Rieder (Hrsg.): Kafka in Meran. Kunst und Politik um 1920. Edition Raetia, Bozen 2020, ISBN 978-88-7283-743-6, S. 25–46.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. SZ-Magazin Nr. 11, 13. März 2015, S. 62 (online).
  2. Interview von Harald Freiberger, Verena Mayer: „Es gab bei Männern und Frauen viel Einsamkeit“. In: sueddeutsche.de. 10. Mai 2018, abgerufen am 10. Dezember 2023.
  3. a b Peter von Becker: Reiner Stachs Kafka-Biografie: Des Dichters Schatten. In: tagesspiegel.de. 21. September 2014, abgerufen am 10. Dezember 2023.
  4. a b Volker Hage: Der Dichter unserer Zukunft. In: Der Spiegel, Nr. 40/2014, S. 119–120.
  5. Andreas Platthaus: Kafka? Was ist Kafka? In: FAZ.net. 25. September 2014, abgerufen am 10. Dezember 2023.
  6. Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015 (Memento vom 16. April 2015 im Internet Archive)
  7. Dreharbeiten zu Miniserie „Kafka“. In: ots.at. 1. März 2023, abgerufen am 17. Januar 2024.
  8. Reiner Stach erhält Joseph-Breitbach-Preis 2016, boersenblatt.net, 13. Mai 2016, abgerufen am 13. Mai 2016
  9. Warum Kafka aus Kindern Rebellen macht in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 5. Oktober 2014, Seite 50