Reimenrod ist ein Stadtteil von Grebenau im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Reimenrod
Stadt Grebenau
Koordinaten: 50° 45′ N, 9° 26′ OKoordinaten: 50° 44′ 37″ N, 9° 25′ 45″ O
Höhe: 309 m ü. NHN
Fläche: 4,42 km²[1]
Einwohner: 111 (2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36323
Vorwahl: 06646

Geographische Lage Bearbeiten

Das Straßendorf liegt von Wald umgeben im Gründchen. Die Kernstadt Grebenau liegt östlich von Reimenrod. Durch den Ort fließt der Reimenröder Bach, dessen Wasser über die Schwarza der Jossa zufließt.

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Gegründet wurde der Ort wohl schon um das Jahr 800, er wird jedoch soweit bekannt erst 1264 erstmals urkundlich unter dem Namen Reynmarod erwähnt.[1] Damals nannte man den Ort „Reymarod“, was so viel wie Rodung des Reinmar bedeutet. Als der Dreißigjährige Krieg zu Ende war, gab es nur noch sechs Einwohner. Die Kirche war zerstört. Der Rest der Ruine wurde im Jahr 1750 abgebrochen.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Reimenrod:

„Reimerod (L. Bez. Alsfeld) evangel. Filialdorf; liegt 2 St. von Alsfeld, hat 26 Häuser und 175 Einwohner, die evangelisch sind und größtentheils zum Bauernstand gehören.“[3]

Hessische Gebietsreform 1971/72

Zum 31. Dezember 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin eigenständigen Gemeinden Eulersdorf, Reimenrod, Schwarz, Udenhausen und Wallersdorf in die Stadt Grebenau freiwillig zur erweiterten Stadt Grebenau.[4] Am 1. August 1972 wurden kraft Landesgesetz die Gemeinden Bieben mit Merlos nach Grenau eingemeindet.[5][6] Für alle eingegliederten Gemeinden und die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung errichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Reimenrod angehört(e):[1][8][9]

Gerichtszugehörigkeit seit 1803 Bearbeiten

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Reimenrod durch das Amt Grebenau. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Reimenrod zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[19] In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Reimenrod 111 Einwohner. Darunter waren 3 (2,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 12 Einwohner unter 18 Jahren, 41 zwischen 18 und 49, 27 zwischen 50 und 64 und 30 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 48 Haushalten. Davon waren 9 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 12 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 27 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

• 1791: 110 Einwohner[12]
• 1800: 131 Einwohner[20]
• 1806: 139 Einwohner, 21 Häuser[14]
• 1829: 175 Einwohner, 26 Häuser[3]
• 1867: 176 Einwohner, 25 bewohnte Gebäude[21]
• 1875: 147 Einwohner, 25 bewohnte Gebäude[22]
Reimenrod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011
Jahr  Einwohner
1791
  
110
1800
  
131
1806
  
139
1829
  
175
1834
  
158
1840
  
170
1846
  
164
1852
  
178
1858
  
167
1864
  
173
1871
  
149
1875
  
147
1885
  
121
1895
  
125
1905
  
148
1910
  
136
1925
  
136
1939
  
136
1946
  
195
1950
  
194
1956
  
184
1961
  
170
1967
  
166
1970
  
162
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
111
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit Bearbeiten

• 1829: 175 evangelische (= 100 %) Einwohner[3]
• 1961: 149 evangelische (= 87,65 %), 15 katholische (= 8,82 %) Einwohner

Politik Bearbeiten

Für Reimenrod besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Reimenrod) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 90,65 %. Alle Mitglieder gehören der „Freiwilligen Wählergruppe Reimenrod“ an.[23] Der Ortsbeirat wählte Gerhard Agel zum Ortsvorsteher.[24]

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 wurde Eulersdorf als Ortsbezirk nach Grebenau eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. a b c d Reimenrod, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 36 und 76, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  3. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 238.
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 4 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Alsfeld und Lauterbach (GVBl. II 330-12) vom 1. August 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 215, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346 und 347.
  7. Ortsbeiratswahl Grebenau 2021. In: Votemanager. Gemeinde Grebenau, abgerufen im Januar 2024.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Grebenau anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 f., § 26 Punkt d IV. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 195 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 253 (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Eva Haberkorn, Friedrich Boss: Kreis Alsfeld 1821 - 1945 (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Abt. G15 Alsfeld. S. 4 [PDF; 172 kB]. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 1985, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  16. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
  17. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
  18. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  19. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  20. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 209 (Online in der HathiTrust digital library).
  21. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 117 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Ortsbeiratswahl Reimenrod. In: Votemanager. Gemeinde Grebenau, abgerufen im Januar 2024.
  24. Stadtteil Reimenrod. In: Webauftritt. Gemeinde Grebenau, abgerufen im Januar 2024.

Weblinks Bearbeiten