Gauauswahlwettbewerb

nach der Machtergreifung neu geschaffene Fußballwettbewerbe
(Weitergeleitet von Reichsbundpokal)

Als Gauauswahlwettbewerbe werden Fußball-Wettbewerbe bezeichnet, in denen Auswahlmannschaften der 1933 gegründeten Fußball-Gaue im Pokalmodus gegeneinander antraten. Sie ersetzten den bis 1933 ausgespielten Bundespokal, nachdem sich die Regionalverbände auf Druck der Nationalsozialisten 1933 aufgelöst hatten. Ab 1935 erfolgte die Austragung des Wettbewerbs unter dem Namen Reichsbundpokal.

Reichsbundpokal
Voller Name Reichsbundpokal
Verband DFB
Erstaustragung 1933 (als Adolf-Hitler-Pokal)
Letztmalige Austragung 1942
Mannschaften 16–25
Spielmodus K.-o.-System
Rekordsieger Bayern
Sachsen
Niederrhein (je 2 Siege)
Rekordspieler Deutschland Willibald Kreß
Deutschland Walter Rose (je 28 Spiele)
Rekordtorschütze Deutschland Erwin Helmchen (26 Tore)

Geschichte Bearbeiten

 
Die Fußballgaue 1933

Der Bundespokal wurde 1908 als Kronzprinzenpokal eingeführt, in diesem spielten die Auswahlmannschaften der verschiedenen regionalen Fußballverbände. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 lösten sich die Regionalverbände auf und wurden durch 16 Fußballgaue ersetzt. Im Juni 1933 beschloss der Deutsche Fußball-Bund die Austragung eines Fußball-Pokalwettbewerbs um einen von Reichskanzler Adolf Hitler gestifteten Pokals, an dem Auswahlmannschaften aller nun vorhanden 16 Gaue teilnehmen sollten. Die Spiele dieses Adolf-Hitler-Pokals fanden in der Sommerpause im Juli 1933 statt. Im Sommer 1934 erfolge erneut eine Austragung dieses Gauauswahlwettbewerbs, da ab dem Halbfinale die Spiele während der deutschen Kampfspiele in Nürnberg ausgetragen wurden, trägt dieser den Namen Kampfspiel-Pokal.

Ab 1935 erfolgte die Austragung des Gauauswahlwettbewerbs während der Saison. 1935 noch als Bundespokal bezeichnet, störten sich die Nationalsozialisten an der fehlenden Übereinstimmung mit ihrem staatlichen Gebilde, so dass der Wettbewerb ab 1935/36 als Reichsbundpokal bezeichnet wurde. Der Wettbewerb wurde 1941/42 kriegsbedingt letztmals ausgetragen. Mit dem Länderpokal gab es 1949/50 nochmals ein Versuch seitens des DFBs, einen ähnlichen Wettbewerb zu initiieren.

In der Spielzeit 1938 gab es im Rahmen des Deutschen Turn- und Sportfest 1938 in Breslau einen weiteren Gauauswahlwettbewerb, der jedoch nicht als Reichsbundpokal ausgetragen wurde. Diese Spiele fanden innerhalb einer Woche im Rahmen des Sportfestes statt.

Modus Bearbeiten

Im Reichsbundpokal traten die Auswahlmannschaften im K.-o.-System aufeinander. Gespielt wurde 90 Minuten, sollte es danach Unentschieden stehen, war eine Verlängerung von maximal 2×15 Minuten, jedoch mit Golden-Goal-Regel eingeplant. Sollte es nach der Verlängerung immer noch Unentschieden stehen, wurde ein Wiederholungsspiel angesetzt. Bis 1938, als es 16 Fußballgaue gab, traten alle Mannschaften im Achtelfinale in Erscheinung. Mit der kriegsbedingten Erweiterung der Anzahl der Gaue wurden in späteren Turnieren vorherige Ausscheidungsspiele angesetzt. 1941/42 hingegen traten alle damalig existenten 20 Gaue in der Vorrunde aufeinander, die zehn Sieger spielten eine Zwischenrunde aus. Von diesen fünf Siegern mussten dann zwei Mannschaften nochmal ein Entscheidungsspiel ausspielen, um den vierten Halbfinalisten zu ermitteln. Beim Kampfspiel-Pokal 1934, sowie beim Deutschen Turn- und Sportfest 1938, gab es zu dem ein Spiel um Platz 3.

Übersicht Bearbeiten

Adolf-Hitler-Pokal Bearbeiten

Saison Sieger Ergebnis Finalist Torschützenkönig
1933 Bayern 2:2; 6:1 Berlin-Brandenburg Willi Kirsei (8)

Kampfspiel-Pokal Bearbeiten

Saison Sieger Ergebnis Finalist Torschützenkönig
1934 Südwest 5:3 (4:1) Bayern Georg Friedel (7)

Bundespokal Bearbeiten

Saison Sieger Ergebnis Finalist Torschützenkönig
1935 Mitte 2:0 (1:0) Berlin-Brandenburg Kurt Berner (4)

Reichsbundpokal Bearbeiten

Saison Sieger Ergebnis Finalist Torschützenkönig
1935/36 Sachsen 2:2 n. V., 9:0 Südwest Erwin Helmchen (9)
1936/37 Niederrhein 2:1 (0:0) Sachsen Kurt Langenbein (5)
1937/38 Nordmark 3:1 (0:0) Südwest Carstens, Noack, Simetsreiter (je 4)
1938/39 Schlesien 2:1 (1:0) Bayern Erich Hänel (6)
1939/40 Bayern 3:1 (1:0) Sachsen Erwin Helmchen (9)
1940/41 Sachsen 2:0 (1:0) Bayern Ernst Willimowski (8)
1941/42 Niederrhein 2:1 (1:1) Nordmark Conen, Panse (je 5)

Deutsches Turn- und Sportfest 1938 Bearbeiten

Saison Sieger Ergebnis Finalist Torschützenkönig
1938 Ostmark 4:1 (2:0) Niedersachsen Alfred Pawlitzki (8)


Statistiken Bearbeiten

Rekordsieger Bearbeiten

Die erfolgreichste Auswahlmannschaft mit zwei Titelgewinnen und drei weiteren Finalteilnahmen kam aus dem Gau Bayern, dicht gefolgt von der Auswahlmannschaft Sachsens mit ebenfalls zwei Titelgewinnen. Dass ein erfolgreicher Vereinsspielbetrieb nicht unbedingt auch Erfolge im Reichsbundpokal mit sich brachte, beweist die Auswahlmannschaft Westfalens, die trotz zahlreicher Spieler des in den 1930er-Jahren dominierenden FC Schalke 04 (in dieser Zeit konnte der Verein sechsmal die deutsche Fußballmeisterschaft gewinnen) nicht einmal in das Halbfinale vordringen konnte. 1935/36 bestand gar die komplette Auswahlmannschaft aus Spielern von Schalke 04, was ein Novum in diesem Wettbewerb darstellte. Dennoch schied Westfalen in dieser Spielzeit bereits in der ersten Runde aus.

Auswahlmannschaft Titel Jahr Zweitplatzierter
Bayern 2 1933, 1940 1934, 1939, 1941
Sachsen 2 1936, 1941 1937, 1940
Niederrhein 2 1937, 1942
Südwest 1 1934 1936, 1938
Nordmark 1 1938 1942
Mitte 1 1935
Ostmark 1 1938 (Turnfest)
Schlesien 1 1939
Berlin-Brandenburg 0 1933, 1935
Südwest 0 1936, 1937
Niedersachsen 0 1938 (Turnfest)

Spielerstatistiken Bearbeiten

Rangliste Pokaleinsätze
Spieler mit mindestens 20 Einsätzen
Rang Spieler Auswahlmannschaft(en) Spiele
1 Willibald Kreß Sachsen 28
Walter Rose Sachsen 28
3 Ernst Lehner Bayern, Berlin-Brandenburg 22
4 Erwin Helmchen Sachsen 21
Willi Munkelt Sachsen 21
Hans Rohde Nordmark 21
Heinz Werner Mitte 21
8 Albert Conrad Südwest, Baden 20
Rangliste Torschützen
Spieler mit mehr als 10 Treffern
Rang Spieler Auswahlmannschaft(en) Tore
1 Erwin Helmchen Sachsen 26
2 Alfred Pawlitzki Schlesien, Niederschlesien 14
Erich Hänel Sachsen 14
4 Herbert Weigel Sachsen 13
5 Wilhelm Hahnemann Ostmark 12
Rudolf Noack Nordmark 12
7 Kurt Langenbein Baden 11
Josef Fath Südwest 11

Zuschauer Bearbeiten

Spielzeit Gesamt Spiele  
1933 130.600 16 8.163
1934 182.300 16 11.394
1935 176.000 15 11.733
1935/36 248.000 17 14.588
1936/37 193.500 15 12.900
1937/38 199.000 17 11.706
1938 291.500 28 10.410
1938/39 198.000 16 12.375
1939/40 158.000 17 9.294
1940/41 224.000 21 10.667
1941/42 262.500 27 9.722
Gesamt 2.263.400 205 11.040

Platzierungen nach Mannschaft Bearbeiten

Mannschaft Saison
33 34 35 35/36 36/37 37/38 38/39 39/40 40/41 41/42
Baden AF VF HF VF HF HF AF AR HF AF
Bayern 1 2 AF HF AF VF 2 1 2 AF
Berlin-Brandenburg 2 AF 2 HF HF AF AR AF ZR HF
Danzig-Westpreußen VR AR
Elsaß AR
Generalgouvernement AR
Hessen HF VF AF AF AF AF AF AF VR
Hessen-Nassau AR
Köln-Aachen VF
Kurhessen VF
Mitte HF AF 1 AF VF AF VF AF VR VF
Mittelrhein VF VF AF VF VF AF AF AR VR
Moselland AR
Niederrhein VF HF AF AF 1 VF VF HF VR 1
Niedersachsen AF AF VF VF VF VF AF AF VR VF
Niederschlesien AF
Nordmark AF HF HF AF AF 1 AF AF ZR 2
Oberschlesien AF
Ostmark VF HF VR HF
Ostpreußen AF AF AF VF AF AF VF AF ZR AF
Pommern VF AF AF AF AF AF AF VF ZR AR
Sachsen VF VF VF 1 2 HF HF 2 1 AF
Schlesien AF AF AF AF AF VF 1 VF AS
Sudetenland AF VR AR
Südwest AF 1 AF 2 AF 2 AF VF HF
Wartheland VR AR
Westfalen AF AF VF AF VF AF AF VF VR AF
Westmark AR
Württemberg AF AF VF AF AF AF HF AF ZR AF

HF = Halbfinale; AS = Ausscheidungsspiel; VF = Viertelfinale; ZR = Zwischenrunde; AF = Achtelfinale; VR = Vorrunde; AR = Ausscheidungsrunde

Ewige Tabelle Bearbeiten

Berücksichtigt sind alle ausgetragenen Spiele der Gauauswahlwettbewerbe. Die Tabelle richtet sich nach der damalig gültigen Zweipunkteregel.

Pl. Verein Jahre Sp. S U N T+ T- Diff. Punkte Ø-Pkt. Titel
 1. Sachsen 11  38  27  2  9 128 56 +72 56:20 1,47 2
 2. Bayern 11  37  22  5  10 100 62 +38 49:25 1,32 2
 3. Südwesta 10  28  17  2  9 65 61  +4 36:20 1,29 1
 4. Niederrhein 11  26  16  0  10 74 50 +24 32:20 1,23 2
 5. Berlin-Brandenburg 11  29  14  3  12 61 57  +4 31:27 1,07 0
 6. Nordmark 11  26  12  2  12 58 55  +3 26:26 1 1
 7. Baden 11  25  12  1  12 66 62  +4 25:25 1 0
 8. Mitte 11  22  11  0  11 46 54  −8 22:22 1 1
 9. Schlesienb 10  20  9  1  10 44 55 −11 19:21 0,95 1
10. Niedersachsen 11  21  9  1  11 51 48  +3 19:23 0,9 0
11. Ostmark 5  13  9  0  4 41 20 +21 18:80 1,38 1
12. Württemberg 11  20  8  0  12 50 63 −13 16:24 0,8 0
13. Mittelrheinc 10  19  7  1  11 40 49  −9 15:23 0,79 0
14. Westfalen 11  17  5  1  11 32 38  −6 11:23 0,65 0
15. Ostpreußen 11  17  4  1  12 29 47 −18 9:25 0,53 0
16. Hessend 10  13  3  0  10 23 37 −14 6:20 0,46 0
17. Pommern 11  15  3  0  12 20 69 −49 6:24 0,4 0
18. Kurhessen 1  3  2  0  1 9 10  −1 4:20 1,33 0
19. Köln-Aachen 1  3  2  0  1 7 10  −3 4:20 1,33 0
20. Niederschlesien 1  3  1  1  1 6 8  −2 3:30 1 0
21. Oberschlesien 1  2  1  0  1 5 6  −1 2:20 1 0
22. Hessen-Nassau 1  2  0  1  1 5 6  −1 1:30 0,5 0
23. Westmark 1  1  0  0  1 1 3  −2 0:20 0 0
24. Moselland 1  1  0  0  1 2 6  −4 0:20 0 0
25. Generalgouvernement 1  1  0  0  1 1 5  −4 0:20 0 0
26. Elsaß 1  1  0  0  1 4 9  −5 0:20 0 0
27. Danzig-Westpreußen 2  2  0  0  2 3 6  −3 0:40 0 0
28. Wartheland 2  2  0  0  2 3 13 −10 0:40 0 0
29. Sudetenland 3  3  0  0  3 4 13  −9 0:60 0 0
a 
Der Gau wurde 1941 in die Gaue Westmark und Hessen-Nassau aufgesplittet (in der Tabelle extra dargestellt).
b 
Der Gau wurde 1941 in die Gaue Niederschlesien und Oberschlesien aufgesplittet (in der Tabelle extra dargestellt).
c 
Der Gau wurde 1941 in die Gaue Köln-Aachen und Moselland aufgesplittet (in der Tabelle extra dargestellt).
d 
Der Gau wurde 1941 in die Gaue Kurhessen und Hessen-Nassau aufgesplittet (in der Tabelle extra dargestellt).

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten