Die Regierung Karel Kramář in der Tschechoslowakei, geführt vom Ministerpräsidenten Karel Kramář, war im Amt vom 14. November 1918 bis 8. Juli 1919. Sie folgte der Vorläufigen tschecho-slowakischen Regierung unter dem Vorsitz von Tomáš Garrigue Masaryk und wurde ersetzt durch die Regierung Vlastimil Tusar I.

Regierungsbildung, Programm Bearbeiten

Die Regierung Karel Kramář war – wenn man von der Vorläufigen Regierung von Masaryk absieht – die erste reguläre Regierung des neuen, 1918 entstandenen Staates Tschechoslowakei, und zugleich auch die erste Regierung der sogenannten Allnationalen Koalition, die in der Zeit von 1918 bis 1926 die Regierungen stellte. Zum Ministerpräsidenten wurde der Nationaldemokrat Karel Kramář gewählt, der sich vor und während des Jahres 1918 für die Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei starkmachte und in der Bewegung im Ausland wie auch in der Maffie eine führende Rolle innehatte.[1] Die Regierung wurde errichtet aufgrund der neuen Verfassung (Gesetz Nr. 37/1918 Sb.) vom 13. November 1918. Die wichtigsten Aufgaben der Regierung bestanden in den ersten Schritten, den neuen Staat in jeder Hinsicht zu stabilisieren, insbesondere dann, wie in der Regierungserklärung vom 9. Januar 1919 betont wurde, eine neue Selbstverwaltung aufzubauen.[2]

Nach den ersten demokratischen kommunalen Wahlen im Juni 1919, in denen die Partei von Kramář eine Niederlage erlitt, trat die Regierung zurück und wurde ersetzt durch die Regierung Vlastimil Tusar I.

Regierungszusammensetzung Bearbeiten

  • Karel Kramář (ČsND), Ministerpräsident (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Edvard Beneš (parteilos), Außenminister (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Antonín Švehla (RSZML), Innenminister (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Alois Rašín (ČsND), Finanzminister (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Gustav Habrman (ČSDSD), Minister für Bildung (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Milan Rastislav Štefánik (parteilos), Minister für das Militärwesen (14.11.1918 – 4.5.1919)a)
  • Václav Klofáč (ČsNS), Minister für die nationale Verteidigung (14.11.1918 – 8.7.1919)a)
  • František Soukup (ČSDSD), Justizminister (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Adolf Stránský (ČsND), Handelsminister (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Isidor Bogdan Zahradník (RSZML), Minister für Eisenbahnen (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • František Staněk (RSZML), Minister für öffentliche Arbeiten (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Karel Prášek (RSZML), Landwirtschaftsminister (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Lev Winter (ČSDSD), Minister für Soziales (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Vavro Šrobár (parteilos), Gesundheitsminister (14.11.1918 – 8.7.1919), sowie Minister für die Verwaltung der Slowakei (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Jiří Stříbrný (ČsNS), Minister für Post und Telegraf (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Bohuslav Vrbenský (ČsNS), Ernährungsminister (14.11.1918 – 8.7.1919)
  • Mořic Hruban (ČSL), Minister ohne Aufgabenbereich (14.11.1918 – 8.7.1919)

Parteizugehörigkeit Bearbeiten

In der Regierung waren folgende Parteien der Allnationalen Koalition vertreten:

In der Zeit 1918/1919 kam es zu zahlreichen Umbenennungen bei fast allen Parteien.

Anmerkungen Bearbeiten

a) 
Ministerium für das Militärwesen (ministerstvo vojenství), das bereits in der Vorläufigen tschecho-slowakischen Regierung unter dem Vorsitz von Tomáš Garrigue Masaryk existierte, wurde in der Regierung von Karel Kramář mit Štefánik übernommen und weitergeführt. Štefánik war verantwortlich für die tschechoslowakischen Armeeeinheiten im Ausland, d. h. für die Tschechoslowakischen Legionen. Daneben wurde zusätzlich auch ein Ministerium für die nationale Verteidigung (ministerstvo národní obrany) eingeführt, geleitet von Václav Klofáč, verantwortlich für die neu gegründete Tschechoslowakische Armee im Inland[3][4]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jan Čurda: Česká Mafie, in: 100+1 zahraniční zajímavosti vom 19. Oktober 2015, online auf: historie.stoplusjednicka.cz/...
  2. Programové prohlášení vlády, online auf www.vlada.cz/ (PDF-Datei; 26 kB), ebenfalls Programové prohlášení vlády Karla Kramáře auf der tschechischen Wikisource (Wikizdroje), beide tschechisch
  3. PhDr. Milan Rastislav Štefánik, Lebenslauf auf dem Portal der Regierung der Tschechischen Republik, online auf: vlada.cz/...
  4. Vláda Karla Kramáře (14.11.1918 - 08.07.1919), Portal der Regierung der Tschechischen Republik, online auf: www.vlada.cz/...

Quellen Bearbeiten

  • Vláda Karla Kramáře (14.11.1918 - 08.07.1919), Portal der Regierung der Tschechischen Republik, online auf: www.vlada.cz/...
  • www.vlada.cz/.../historie, Website der Regierung der Tschechischen Republik, Geschichte des Amtes der Regierung, tschechisch, abgerufen am 20. Januar 2013

Siehe auch Bearbeiten