Regglisweiler

Ortsteil von Dietenheim

Regglisweiler ist Teil der Gemeinde Dietenheim im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg und ein staatlich anerkannter Erholungsort. Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurde am 1. Januar 1972 die Gemeinde Regglisweiler mit dem Weilern Kreuthöfe und Brandenburg zu Dietenheim eingemeindet.[1]

Regglisweiler
Wappen von Regglisweiler
Koordinaten: 48° 15′ N, 10° 4′ OKoordinaten: 48° 14′ 33″ N, 10° 3′ 32″ O
Höhe: 528 m ü. NHN
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 89165
Vorwahl: 07347
Postkarte von Regglisweiler (um 1920)
Postkarte von Regglisweiler (um 1920)
Ansichtskarte Anfang des 20. Jahrhunderts

Das Dorf liegt circa vier Kilometer nördlich von Dietenheim und ist über die Landstraße 260 zu erreichen.

Geschichte Bearbeiten

Die Orte Regglisweiler und Brandenburg sind im Mittelalter miteinander zusammengewachsen. Brandenburg hieß vor Jahrhunderten noch Brandenburch und wurde 1239 zum ersten Mal erwähnt. Regglisweiler wird 1273 als „Reclinswiler“ erstmals überliefert. Ulrich und Albert de Regnolfwiler werden 1273 als Lehensleute der Grafen von Brandenburg genannt. Ihre Burg stand wohl eineinhalb Kilometer nordöstlich des Orts, wo noch zwei Gräben erhalten sind (Teufelsgraben).

Die Brandenburger waren ab 1240 mit den Grafen von Kirchberg (Schwaben) an der Iller verwandt. Die von Brandenburg heirateten auch innerhalb der Familie. Es gibt eine Bitturkunde von 1290, indem gebeten wurde, dass der Papst die Ehe zwischen dem Grafen Hartmann von Brandenburg mit Lugar, der Tochter des Markgrafen Heinrich von Brandenburg, für gültig erklären sollte. Im Jahr 1280 tauschten sie die Gemeinde Dietenheim gegen Bergheim zusammen mit dem Kloster Mödingen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts starben die von Brandenburg aus und es gab keine Erben.

Daraufhin übernahmen die Habsburger Brandenburg. Friedrich von Habsburg kämpfte jener Zeit um Bayern und verpfändete 1313 Brandenburg und Regglisweiler an die Familie von Ellerbach.[2] Im Städtekrieg 1387 wurde es von den Ulmern zerstört.

Im Jahre 1446 verkauften die von Ellerbach die beiden Orte Brandenburg und Regglisweiler an die Ulmer Patrizierfamilie Krafft. 1481 übernahmen es die von Rechberg und 1539 wurde es von Anton Fugger für 90.000 Gulden erworben.

Während der Besetzung Dietenheims im Jahr 1800 durch französische Truppen, in der Zeit der Napoleonische Kriege, wurde die Illerbrücke nach Au von den Franzosen zerstört.[3]

Regglisweiler gehörte zur Herrschaft Brandenburg und kam 1810 an Württemberg, wo es dem Oberamt Wiblingen unterstellt wurde.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Es handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand bis 1970 und ohne den Stadtteil Dietenheim. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen mit Archivierungen des LEO-BW Online-Informationssystems für Baden-Württemberg.

Bevölkerungsentwicklung[4]
Jahr 1852 1871 1880 1890 1900 1910 1925 1933 1939 1950 1956 1961 1970
Einwohner 692 546 562 532 571 630 651 664 653 1005 1032 1187 1505

Katholische Pfarrer Bearbeiten

 
Grabstein von Johann Martin Briechle (rechts)

Im Jahr 1275 und 1353 wurde die Pfarrei Regglisweiler bereits urkundlich erwähnt. Folgende Liste enthält die Geistlichen von Regglisweiler ab dem 17. Jahrhundert:[5]

  • 1600 – 1620 Karl Dauner
  • 1664 – 1693 Matthäus Mayr
  • 1694 – 1708 Johann Karl Amann
  • 1710 – 1721 Franz Josef Winkle
  • 1721 – 1745 Rupert Michael Heiß
  • 1745 – 1763 Josef Xaver Dietel
  • 1763 – 1766 Andreas Anton Heberle
  • 1766 – 1767 Franz Josef Unold
  • 1768 – 1796 Karl Thaddäus Borhauer
  • 1796 – 1802 Ludwig Albrecht
  • 1802 – 1805 Johann Georg Krach
  • 1806 – 1825 Isfried Wagner
  • 1826 – 1847 Vakatur (versch. Pfarrverweser)
  • 1847 – 1867 Johann Martin Briechle
  • 1867 – 1880 Alois Reeb
  • 1880 – 1904 Franz Hagel
  • 1905 – 1916 Peter Paul Geser
  • 1917 – 1925 Paul Hutter
  • 1926 – 1939 Johannes Kräutle
  • 1939 – 1953 Benedikt Weber
  • 1953 – 1972 Robert Brunner
  • 1974 – 1982 Josef Weinhandl

Josef Weinhandl war der letzte Pfarrer in Regglisweiler. Seit 1982 leitet ein Geistlicher aus Dietenheim den Gottesdienst im Ort.

Schultheißen und Bürgermeister Bearbeiten

Folgende Liste enthält die Schultheißen und Bürgermeister von Regglisweiler ab dem 19. Jahrhundert:[6]

  • 1815 - 1822 Joseph Amann
  • 1822 – 1826 Franz Joseph Reichle
  • 1827 – 1829 David Zanker
  • 1829 – 1838 Joseph Kaspar
  • 1838 – 1847 Johannes Karrenmann
  • 1847 – 1854 Knab, Notar
  • 1854 – 1858 Matthias Lambacher
  • 1858 – 1861 Bernhard Haller
  • 1861 – 1870 Michael Graf
  • 1870 – 1880 Anselm Göppel
  • 1880 – 1886 Georg Jehle
  • 1886 – 1915 Johann Englert
  • 1915 – 1945 Franz Häußler
  • 1945 – 1948 Wilhelm Graf
  • 1948 – 1971 Ludwig Kropf

Wirtschaft Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Regglisweiler liegt an der Bundesstraße 260, nördlich von Dietenheim etwa 4 km und ca. 20 km südlich von Ulm gelegen. Es bestehen Bus-Verbindungen im Stundentakt nach Ulm. Außerdem liegt Regglisweiler in der Nähe der Anschlussstelle 124 („Illertissen“) der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Bundesautobahn 7. Ebenfalls besteht in der bayerischen Nachbarstadt Illertissen ein Bahnanschluss in Richtung Ulm und Memmingen.

Ansässige Unternehmen Bearbeiten

Regglisweiler ist sehr landwirtschaftlich geprägt und besitzt ein paar größere landwirtschaftliche Betriebe wie auch einen großen Reiterhof. Eine der größten Firmen im Ort ist das Autohaus Widmann,[7] das 1972 als Kfz-Werkstattbetrieb gegründet wurde. Weitere Unternehmen wie die Brennerei Feller, die bereits seit 1820 eine Brennereikultur vorweisen kann, sind im Ort ansässig. Des Weiteren sind eine Bäckerei und die alt eingesessene Stuckateur Firma Weiss sowie weitere kleine Betriebe und Banken im Dorf vorhanden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Im Jahr 1275 und 1353 wurde die Pfarrei Regglisweiler bereits urkundlich erwähnt und gehörte damals der Dietenheimer Pfarrei an. Im Jahr 1841 wurde die katholische St. Johannes Baptist Kirche im klassizistischen Baustil neu errichtet und die Vorgängerkirche abgerissen.
  • Inmitten des Dorfes, im Herrenweiher-Park, liegen ein Wassertret-Becken und ein Kräutergarten nach Kneipp. Diese werden vom ortsansässigen Heimatverein gepflegt. Außerdem befinden sich dort ein Abenteuer-Spielplatz für Kinder sowie ein Rodelhang im Winter.
  • Auf dem Friedhof befindet sich das Grab eines russischen Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg.
  • Das Kloster Brandenburg (Dietenheim-Regglisweiler) wurde erst 1925 vom Franziskaner­pater Rochus Schamoni gegründet. 1927 wurde das damalige Schloss Brandenburg mit Gründung des Vereins „Erholungsheim Schloß Brandenburg“ käuflich erworben, indem das heutige Kloster entstanden ist. Im Mittelalter befanden sich an der Stelle des Klosters eine Burg und später ein Schloss. Da alles überbaut wurde, gibt es nur wenig Hinweise auf die Burg. Zwischen 1960 und 2002 bekam das Kloster sein heutiges Aussehen.
  • Gefallenendenkmal aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg mit Namen sowie Todeszeitpunkt der Gefallenen als auch Vermissten.

Bildung Bearbeiten

  • Das Kinderhaus St. Maria wurde 2016 neu gebaut und der ehemalige Kindergarten abgerissen. Die Einrichtung mit Ganztagesbetreuung gehört zur katholischen Kirchengemeinde St. Johann Baptist.
  • Im Dorf befindet sich die Grundschule sowie die Förderschule Brandenburg. In der Grundschule werden Kinder in den Klassen 1 bis 4 unterrichtet. Die Förderschule SBBZ endet für Jugendliche nach der neunten Klasse mit dem Förderschulabschluss.

Sport- und Kulturvereine Bearbeiten

 
Vereinsheim der Fußballabteilung
 
Schützenverein Diana
  • Sportverein TSV Regglisweiler 1905 e.V.
  • Gesangsverein Chorgemeinschaft Frohsinn Regglisweiler
  • Hilfsorganisation Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Ortsverein Regglisweiler
  • Fasnetsverein Holzkrähe Regglisweiler e.V.
  • Heimatverein Regglisweiler-Brandenburg
  • Kloster Brandenburg/Iller e.V.
  • Musikverein Regglisweiler 1928 e.V.
  • Schützenverein „Diana“ Regglisweiler/Brandenburg e.V.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Regglisweiler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 457.
  2. Landesarchiv Baden-Württemberg. In: landesarchiv-bw.de. Abgerufen am 19. März 2023.
  3. Harald Kächler: Dietenheim und Regglisweiler. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm, 1. Auflage Ulm 1994, ISBN 3-88 294-198-7 S. 52.
  4. Baden-Württemberg - Bevölkerungsentwicklung Regglisweiler von 1852 bis 1970
  5. Harald Kächler: Dietenheim und Regglisweiler. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm, 1. Auflage Ulm 1994, ISBN 3-88 294-198-7 S. 298.
  6. Harald Kächler: Dietenheim und Regglisweiler. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm, 1. Auflage Ulm 1994, ISBN 3-88 294-198-7 S. 299.
  7. Autohaus Widmann feiert 50-jähriges Jubiläum. In: swp.de. Abgerufen am 17. April 2023.