Rauchenbühel

Berg in den Salzkammergut-Bergen an der Stadtgrenze von Salzburg

Der Rauchenbühel (auch Rauchenbichl) ist die höchste Erhebung eines Vorberges des Gaisbergs am nordwestlichen Rand der Osterhorngruppe im Land Salzburg. Der 988 m ü. A. hohe, im Salzburger Stadtteil Aigen und mit dem Gipfelbereich in der Gemeinde Elsbethen liegende Berg ist beliebtes Wandergebiet. Der ursprüngliche Name des Bergs lautete wohl Egg, die höchste Erhebung desselben Hochegg.

Rauchenbühel
Höhe 988 m ü. A.
Lage Salzburg, Österreich
Gebirge Osterhorngruppe
Dominanz 1,2 km → Gaisberg
Schartenhöhe 30 m ↓ Kapaunwände-Oberwinkl, Westlich der Glasenbachklamm: Hinterwinkl
Koordinaten 47° 47′ 9″ N, 13° 6′ 45″ OKoordinaten: 47° 47′ 9″ N, 13° 6′ 45″ O
Rauchenbühel (Land Salzburg)
Rauchenbühel (Land Salzburg)
Typ Vorberg
Gestein Dachsteinkalk, darüber mächtige Konglomerate + Breccien
Alter des Gesteins nor-rät.Trias darüber Gosau
Besonderheiten Reich an blütenreichen Magerwiesen

Lage Bearbeiten

Mit einer Höhe von 988 m ist der im Norden von Elsbethen gelegene, sehr flache Vorberg einer der höchsten Messpunkte der Gemeinde. Der langgestreckte, flache Rauchenbühel bzw. Rauchenbichl liegt als Ausläufer etwa 2 km südlich des Gaisbergplateuas und jenseits der Glasenbachklamm etwa 2 km westlich der Gurlspitze.

Namensgebung und Geschichte Bearbeiten

Die von der ansässigen Bevölkerung bis heute verwendete Bezeichnung des Bergs ist das auch schon früher verwendete Rauchenbichl. Die historische Beleglage und die sprachgeschichtlichen Befunde lassen unterschiedliche Erklärungen zu, wie der Berg zu seinem Namen kam.

Einerseits ist es ein gängiges Prinzip, dass Landschaftsteile (wie Gewässer, Fluren, Hügel, Berge) nach ihrer natürlichen Beschaffenheit benannt werden. Bichl (mhd. bühel, ahd. buhil) ist eine Nebenform von Bühel und bedeutet ‚Hügel‘, die weitere Herkunft des Wortes ist unklar.[1] Der Wortteil Rauch- lässt sich in der Regel auf das Wort „Riechen“ zurückführen, das Wort „Rau“ (ahd ruh) gehört dagegen wahrscheinlich im Sinne von „ausgerupft“ zu den unter „raufen“ dargestellten indogermanischen Wurzeln zu der auch das altisländische „ryja“ = „den Schafen (die Wolle) ausreißen“ gehört. Mittelhochdeutsch bedeutet das wort rûch ‚rau, struppig, grob‘, auch ‚felsig‘ und bezieht sich auf die Beschaffenheit des Geländes. V.a. bei Stoffen wird das Wort „Rauch“ historisch auch in der Bedeutung „behaart“ verwendet. Demnach handelt es sich bei der Bezeichnung „Rauchenbühel“ um kleine Berge, die rau oder felsig gestaltet waren und sind oder den Anwohnern in anderer Hinsicht ‚rau‘ und ‚schroff‘ anmuteten. In der Stadt Salzburg findet sich der Name ein zweites Mal mit dem gleich lautenden Rauchenbichl am nordöstlichen Rand der Stadt, einem Vorberg des Plainbergs. (Beide Hügel sind allerdings nicht felsig.) Im 16. Jahrhundert findet sich der Name in der Bezeichnung in Rawchenpuhel (jedoch ohne klare Ortsangaben, die Vorsilbe „in“ deutet dabei auf einen Weiler hin, in den man hinein gehen kann).[2]

Rauchenbichl als unstrittiger Name dieses Vorbergs taucht erstmals in den Salzburger Zeitungsmedien (bzw. in der Literatur sowie auf Landkarten) kurz vor 1920 auf. Die neuere und heute amtliche Bezeichnungsvariante Rauchenbühel ist vermutlich als zeitgemäße Hyperkorrektur entstanden und erscheint in der Literatur zuerst in der „Salzburger Wacht“ vor allem für die dort zuerst geplante und von den Naturfreunden schrittweise aufgebaute Hütte ab 1926. Sie wurde 1929 als Rauchenbühelhütte dann auch fertiggestellt.

Abgeleitet von einem unbekannten Bergnamen findet sich in Salzburg als Herkunftsbezeichnung der Familienname Rauchenbichler. Erstmals ist 1424 urkundlich ein Chunradten von Rawchenpuchl erwähnt. Außerdem ist ein alter, heute denkmalgeschützter Adelssitz am Nordrand des Kapuzinerberges als Rauchenbichlerhof bekannt. Dieser Sitz hieß vor 1677 Waldbichlhof, änderte seinen Namen aber nach 1677 nach dem neuen Besitzer, dem Stadtrat Franz Anton Rauchenbichl in Rauchenbichlerhof.

Neben der allgwemeinen sprachwissenschaftlich belegten Benennung von Ortsnamen wie Rauchenbichl/Rauchenbühel ist die historische Beleglage bedeutsam. Unstrittig ist, dass der Handelsherr Franz Josef Rauchenbichler, 1780 das auf dem Berg befindliche Gut Egg bzw. Hochegg kaufte und die dortige kleine Bauernhütte später zu einem Gasthof ausbaute, die er nach seinem eigenen Namen Rauchenbichleralpe nannte. Im 19. Jahrhundert findet sich dieser Name bzw. der Kurzname Rauchenbichler in der Literatur nicht selten. Im Franziszeischen Kataster ist das kleine Gebäude auch mit dem Namen (vermutlich ebenfalls als Hyperkorrektur) Rauchenbüchler verzeichnet. Die uralte Salzburger Familie Rauchenbichler (später geadelt als Rauchenbichler von Rauchenbühl) besaß darauf 75 Jahre lang diesen Teil des Gaisberggebiets. Auf Franz Josef Rauchenbichler und seine Erben geht die Bekanntheit und die gesamte touristische Nutzung des Rauchenbichls zurück, sodass die vorherige Bezeichnung Egg bzw. Hochegg außer Gebrauch kam. Nur der Landschaftsname Mitteregg mit seinem Gasthaus ist bis heute allgemein geläufig geblieben. Der Name Hochegg für die Bergregion wird in den (Zeitungs-)Medien des 19. Jahrhunderts und davor nicht selten verwendet.

Somit ist schlüssig, dass die Bezeichnung Rauchenbichl für den Berg sich – allerdings erst in späterer Zeit – von der Ortslage des Gasthauses und somit indirekt vom Familiennamen herleiten lässt. Der Prozess, dass sich der Name eines Miktrotoponyms auf eine weitere Umgebung überträgt, ist nicht selten. Der frühere Name des Bergs dürfte demnach Egg oder – bereits übertragen von der dortigen Ansiedlung – Hochegg gelautet haben. Zudem bedeutet Egg im vorliegenden geografischen Fall treffenderweise ‚Ausläufer eines Bergs‘.[3]

Dem steht nicht entgegen, dass der Familienname Rauchenbichler ganz allgemein eine schon vorher existierende (und in Belegen auch vorhandene) geografische Stelle dieses Namens im deutschen Sprachraum, eben einen Rauchenbichl, voraussetzt.[4] Somit ergeben sich verschiedene unbelegte Hypothesen:

  1. Der ursprüngliche Name irgendeines Berges in diesem Raum, eines kleinen Weilers oder auch dieses Berges oder war möglicherweise Rauchenbichl, der – vielleicht ab dem 16. Jahrhundert – außer Gebrauch kam. Der ursprüngliche Name des Vorberges wäre in diesem Fall nicht mehr feststellbar. Die Familie Rauchenbichler – um 1424 bereits im Raum um die Stadt Salzburg bekannt – stammte entweder von einem hypothetischen Rauchenbichl im Süden der Stadt Salzburg, vom Rauchenbichl des Plainbergs her, oder aber von einem viel weiter entfernten Hügel dieses Namens an einem nicht mehr feststellbaren Ort im deutschsprachigen Raum. Ein Rauchenbichler siedelte sich im 18. Jahrhundert (ggf. erneut) mit der Gastwirtschaft dort an. Als neue Bezeichnung übertrug sich der Name des Anwesens des Rauchenbichler-Gasthauses, im 20. Jahrhundert auf den ganzen Rauchenbühel.
  2. Der ursprüngliche Name des Bergs war Egg oder Hochegg, letzterer geht wohlauf den typischen Flurnamen Hochegg zurück. Der jetzige Name entstand auf die eben beschriebene Weise. Die Familie Rauchenbichler etwa vom Rauchenbichl des Plainbergs, oder von einem ganz anderen Rauchenbichl im deutschsprachigen Raum. Problematisch erscheint dabei jedoch, dass der bereits im 15. Jahrhundert erwähnte Rawchenpuhel dann sich zwangsläufig auf den Plainberger Rauchenbichl oder einem ganz anderen Rauchenbichl beziehen muss, in der – nicht näher ausgeführten – historischen Originalliteratur aber angeblich (!) festgehalten sein soll, dass es sich um Rauchenbühel im Großraum Elsbethen handeln soll. Durch die Präposition „in“ dürfte es sich bei diesem Rawchenbuhel allerdings wohl um einen Ortsnamen und nicht um einen Hügel handeln.[2]

Geologie Bearbeiten

 
Rauchenbichl (rechts im Bild) als Vorberg des Gaisbergs vom Leopoldskroner Weiher gesehen.

Der Rauchenbühel besteht wesentlich aus Gosaukonglomerat, der entlang des Gaisberg-Westhanges vom Judenberg bis über die Glasenbachklamm hinweg auf den Hengstberg ausgreift. Diese Konglomerate bestehen aus verfestigten, gut gerollten Abtragungen vorjurassischer Gesteine. Das Bindemittel des Konglomerats ist meist rot, selten grau. Eingelagert sind häufig Sandsteine. Die westlich des Bergs bis 400 m mächtigen Konglomerate fallen mit etwa 30 Grad nach West bzw. Nordwest. Im Kontakt mit dem grauen Liaskalk (Jura) und rhätischen Riffkalken (Trias) unter dem Konglomerat zeigen sich kleine Störungen. Diese alten Kalkgesteine kommen am Westabhang des Rauchenbichls im Raum von Mitteregg bis zum Raum westlich des Gasthauses Schwaitl an die Oberfläche, soweit die triadischen Riffkalke nicht von eiszeitlichem Moränenmaterial (Würm) überlagert sind.

Erschließung Bearbeiten

Von der Vorderfager und von Aigner Park führen beliebte, wenig anstrengende Wanderwege über den Rauchenbühel, die Zistel und weiter auf das Gaisbergplateau. Parkplätze an der Serpentinenstraße nach Vorderfager (Höhe 650 m) sind vorhanden. Der Schotterweg führt über artenreiche Wiesen und Waldstücke auf dem Höhenrücken hinauf auf den Rauchelbichl (988 m) und seine bunten Blumenwiesen. Von dort gelangt man sehr rasch zur Zistel mit dem Gasthaus Zistelalm (986 m) und zum Gaisberg-Rundweg. Ein dichtes Wegenetz führt von dort auf das Gipfelplateau (1287 m) oder wieder hinunter in die Stadt Salzburg nach Aigen (Raum Aigner Park), nach Parsch oder über den Gersberg nach Gnigl.

Trivia Bearbeiten

Ein 2018 fertiggestelltes Gebäude des von der Stadt Salzburg betriebenen Seniorenwohnhauses Itzling erhielt den Namen Rauchenbichl.[5] Aufgrund der geografischen Nähe dürfte es sich bei der Benennung um den Plainberger Rauchenbichl handeln.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rauchenbühel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearbeitet von Elmar Sebold, 24., durchgesehene und erweiterte Auflage, Berlin: de Gruyter 2002 (CD-ROM).
  2. a b Ingo Reiffenstein und Thomas Lindner: Historisch-Etymologisches Lexikon der Salzburger Ortsnamen (HELSON). Band 1 – Stadt Salzburg und Flachgau, Edition Tandem, Salzburg 2015 (= 32. Ergänzungsband der Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde), ISBN 978-3-902932-30-3, S. 102.
  3. Franz Hörburger: Salzburger Ortsnamenbuch, bearbeitet von Ingo Reiffenstein und Leopold Ziller, hrsg. von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1982, S. 127.
  4. Der Name lässt sich aus dem Spektrum der Benennungsmotivation für Familiennamen nur entweder den Herkunftsbezeichnungen (ein Rauchenbichler ist eine Person, die von einem Ort namens Rauchenbichl herkommt) oder allenfalls noch den Wohnstättennamen (einer, der auf dem/beim Rauchenbichl wohnt) zuordnen.
  5. Senorienwohnhaus Itzling. Abgerufen am 18. Dezember 2022.