Ratsgymnasium Minden

Gymnasium in der ostwestfälischen Stadt Minden

Ratsgymnasium Minden ist ein Gymnasium in der ostwestfälischen Stadt Minden. An der Schule werden heute etwa 1000 Schüler von etwa 90 Lehrkräften unterrichtet.

Ratsgymnasium Minden
Schulform Gymnasium
Schulnummer 168981
Gründung 1530
Adresse

Königswall 28

Ort Minden
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 17′ 8″ N, 8° 54′ 27″ OKoordinaten: 52° 17′ 8″ N, 8° 54′ 27″ O
Träger Stadt Minden
Schüler etwa 1000
Lehrkräfte etwa 90
Leitung Cordula Küppers
Website www.ratsgymnasium.de
Das Ratsgymnasium Minden

Geschichte Bearbeiten

Das Ratsgymnasium wurde 1530 als Folge der Reformation in Minden im Kloster St. Pauli gegründet. Das Gymnasium war damit das erste Gymnasium westlich der Weser, das im Sinne des reformierten Glaubens lehrte, und ist mithin das älteste protestantische Gymnasium Westfalens.

Im Jahr 1880 weihte man den „Alten Neubau“ an der Immanuelstraße ein, der maßgeblich von dem Architekten Eduard Heldberg gestaltet worden war.[1] Hier war später die Bessel-Oberrealschule und heute die Domschule untergebracht. 1914 wurde der Grundstein für einen Neubau am Königswall gelegt, der kriegsbedingt erst 1920 fertiggestellt wurde.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde auf die Schule entsprechend Einfluss genommen. Studienrat Dr. Friedrich Lenz, der jüdischer Abstammung war, wurde 1933 im Unterricht von Vertretern der NSDAP abgeholt und durfte nicht mehr am Ratsgymnasium unterrichten.[2] Oberstudiendirektor Hans Busch wurde 1936 wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft mit der Hitlerjugend von der Lehre ausgeschlossen. Ab 1937 hatte die Schule mit Dr. Otto Wiebe auch einen Schulleiter, der Mitglied in der NSDAP war und antisemitische Maßnahmen am Ratsgymnasium umsetzte, so wurde z. B. 1938 den jüdischen Schülern die Teilnahme am Unterricht verboten. Wiebe wurde 1945 durch die britische Militärregierung seines Amtes enthoben, die übrigen Lehrer wurden im Rahmen der Entnazifizierung überprüft, blieben aber dann an der Schule.[3]

In der Nachkriegszeit wurde das Schulgebäude als Rathaus genutzt, die Schüler in der Bessel-Oberrealschule unterrichtet. Von 1946 bis 1950 erhielten die Schüler eine Schulspeisung. Im Jahr 1951 wurde die Schülermitverwaltung gegründet.

Im Jahre 1973 wurde der Westflügel an der Parkstraße errichtet. Hierin befanden sich bis 1996 die Fachräume für Biologie, Chemie, Physik. Im Zuge eines weiteren Ausbaus 1996 sind diese Fachräume in einen modernen Neubau mit Räumen für Informationstechnik und Informatik, sowie Forum, Sekretariat und Direktionszimmer gezogen, im Westflügel befinden sich seitdem normale Klassenzimmer. Im Sommer 2015 wurde der Westflügel in Richtung Glacis erweitert. Dabei wurden neben weiteren Klassenräumen zusätzliche Gruppenräume und eine Mensa geschaffen.

Konzept Bearbeiten

Seit 2009 ist das Ratsgymnasium eine Ganztagsschule, die in der Sekundarstufe I verlässlichen Nachmittagsunterricht an drei Nachmittagen, sowie Betreuung an allen Werktagen anbietet. In diesem Zuge wurden künstlerisch-musische Neigungsfächer eingeführt, die ab der Klasse 5 regelmäßigen Aufführungen darbieten.

Aufgrund vieler kultureller Produktionen und Ensembles wurde das Ratsgymnasium 2011 Modellschule für kulturelle Bildung und trägt seitdem den Titel ‚Kulturgymnasium NRW‘. Dieses kulturell ausgerichtete Schulprofil gewann 2011/12 den Preis ‚Kinder zum Olymp!‘ Dies beinhaltet teils langjährige und intensive Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern und Mindener Institutionen, wie z. B. dem Mindener Stadttheater. Über die musisch-ästhetischen Fächern und Angeboten hinaus, besteht aber auch ein Kulturverständnis, das z. B. in Schüleraustauschen, Projekten der Fächer Geschichte und Politik oder der MINT-Gruppe gelebt wird. Seit 2005 gibt es zudem durch eine private Initiative den Rats-Kulturpreis, der in verschiedenen Kategorien zur Abitur-Entlassung herausragende musisch-ästhetische und literarische Leistungen von Schülerinnen und Schülern ehrt.

Außerunterrichtliche Angebote Bearbeiten

Als außerunterrichtlichen Projekten gibt es verschiedene Sportangebote (z. B. Rudern, Volleyball, Basketball), eine Theater-AG, verschiedene musikalische Ensembles (Kammerorchester, Jugendsymphonieorchester, Chorisma, RatsBigBand), mehrere Tanzensembles (Tanzwerkstatt, Tanzprojekt) eine Schachgruppe und eine Arbeitsgemeinschaft Menschenrechte, sowie 'RatsTV', eine Arbeitsgruppe, die Dokumentationen und Filmclips zu Schulereignissen und für Wettbewerbe produziert.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Lehrer Bearbeiten

  • Peter Pechlin (1592–1664), Rektor von 1621 bis 1633
  • Johann Ludolf Bünemann (1687–1759), Philologe und Literaturhistoriker, Rektor von 1712 bis 1739
  • Otto Gibelius (1612–1682), Musiktheoretiker und Komponist, Lehrer 1642 bis 1682
  • Georg Hacke (auch latinisiert Haccius, 1626–1684), Konrektor 1648–1661
  • Siegmund Imanuel (1790–1847), Schuldirektor 1822–1847, etablierte dort an Gymnasien den Sportunterricht und die Schulformen des humanistischen und des Realgymnasiums
  • Ernst Kapp (1808–1896), Pädagoge, Geograph und Philosoph, 1830–1849 Lehrer für Geschichte und Erdkunde
  • Friedrich Lenz (1896–1969), US-amerikanischer klassischer Philologe, Studienrat 1930–1933 (siehe oben)

Schüler Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ratsgymnasium Minden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reinhard Glaß: Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase, abgerufen am 2. Oktober 2013
  2. Kein Platz mehr für jüdische Beamte. In: Mindener Tageblatt vom 24. Januar 2009 (online als PDF; 71 kB; abgerufen am 5. Juli 2019)
  3. Chronik der Schule auf der Schul-Homepage, abgerufen am 30. Mai 2012.
  4. Monika Jäger: CDU präsentiert Anna Katharina Bölling als Bewerberin für das Amt der Landrätin in Minden-Lübbecke. Abgerufen am 27. September 2020.