Ein Rasenlabyrinth ist ein großflächiges, begehbares Labyrinth, das in eine Rasenfläche eingeschnitten wurde. Dagegen sind Trojaburgen aus Steinen gelegte Labyrinthe.

Rasenlabyrinth Das Rad in der Eilenriede in Hannover
Klassisches bzw. antikes Muster

Beschreibung Bearbeiten

Die meisten Anlagen sind rundlich. Die Fläche der historischen Anlagen beträgt bis zu 800 m². Rasenlabyrinthe sind von den Britischen Inseln, aus Deutschland und dem nördlichen Ostseeraum bekannt. Schriftliche Zeugnisse setzten ab dem 17. Jahrhundert ein. Die meisten Anlagen wurden zerstört. In Großbritannien haben sich zehn, in Deutschland vier erhalten, wobei einige rekonstruiert sind.

Bedeutung Bearbeiten

Wie Heckenlabyrinthe gehen Rasenlabyrinthe wahrscheinlich auf den „Chemin de Jerusalem“ zurück. Sie symbolisierten nach christlichem Verständnis die Pilgerfahrt nach Jerusalem und den Weg der menschlichen Seele zur Erlösung. Das Abschreiten eines Labyrinthes konnte eine Pilgerfahrt ersetzen, die Gläubigen rutschten zur Buße die Pfade auch auf den Knien entlang.[1]

Historische Rasenlabyrinthe Bearbeiten

Deutschland Bearbeiten

Großbritannien Bearbeiten

Eine Liste der englischen Rasenlabyrinthe wurde von William Moy Stratton Russell (1925–2006) und Claire Russell publiziert.[2] Demnach sind rund 40 historische Rasenlabyrinthe bekannt, von denen über zehn erhalten sind.

Irland Bearbeiten

Conleth Manning nennt drei Rasenlabyrinthe in Irland, von denen allerdings nur eines gesichert ist.

Rekonstruktionen Bearbeiten

Seit den 1980er Jahren wurden viele neue Rasenlabyrinthe geschaffen. Dabei handelt es sich sowohl um Nachbildungen vorhandener, z. T. historisch nachgewiesener Muster als auch um Neuschöpfungen.

Deutschland Bearbeiten

Österreich Bearbeiten

Großbritannien Bearbeiten

  • Bath (Somerset): Beazer Gardens, Ellipse, sieben Umgänge, im Zentrum ein Mosaik (1984)
  • Botanischer Garten der Universität Cambridge: Es hat die Form einer doppelten Spirale und ist mit dem neuseeländischen Gras Anemanthele lessoniana bepflanzt.[9]
  • Erdlabyrinth, Galloway Forest, Dumfriesshire. Gebaut 1990 durch Jim Buchannan[10]
  • Archbishop's Maze in Greys Court bei Henley-on-Thames in den Chilterns. Es wurde 1980 durch Adrian Fisher entworfen und beschreibt die Pilgerreise nach Jerusalem bzw. den Lebensweg des Menschen und seine schließliche Errettung. Die sieben Umgänge symbolisieren die sieben Tage der Schöpfung. Weitere Zahlensymbolik findet sich in der Länge der Kreuzarme: 33', das Alter Jesu bei seiner Kreuzigung. Das Verhältnis zwischen dem Durchmesser des Zentrums und dem Abstand zwischen den Umgängen beträgt neun und erinnert an die neunte Stunde, die Agonie Christi. Durchmesser 25 m, Länge 402 m (1/4 mile). Das Labyrinth ist mit 4500 Ziegeln ausgeführt und in einen niedrigen Rasen eingelassen. Im Zentrum steht eine vergoldete Sonnenuhr, die das Licht der Welt symbolisiert.[11]
  • Kerscot, Swimbridge (Devon), Durchmesser 5,4 m, mit einer Schieferplatte im Zentrum mit einem Zitat von T. S. Eliot: "At the still point of the turning World" (Four Quartets, Burnt Norton)[12]
  • bei dem Maureen's Mump Labyrinth in Crackington Haven in Cornwall handelt es sich um einen Aprilscherz.[13]
  • Dower House, Morville, Shropshire, von Katherine Swift mit unterschiedlichen Rasenhöhen gestaltet[14]
  • Erd- und Wildblumenlabyrinth, Tapton Park, Chesterfield, erbaut 1996 durch Jim Buchannan im Auftrag der Land Art Commission. Länge des Umgangs 2,4 km[10]
  • Willen Park (Milton Keynes), stark vergrößerte Nachahmung des Rasenlabyrinths von Saffron Walden mit einer Pfadlänge von über drei Kilometern
  • Seaton (Devon)

Irland Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Robert Field: Mazes, ancient and modern. Stradbroke 1999, Kapitel 2, S. 10–21.
  • Jeff Saward: Labyrinths and mazes. The definitive guide to ancient and modern traditions. London, Gaia 2003, ISBN 1-85675-183-X, S. 118–136.
  • Joergen Thordrup: Alle tiders labyrinter. Silkeborg 2002, S. 67–71.
  • Richard Cavendish: Prehistoric England. English Tourist Board, Guild Publishing London 1983, S. 127.
  • Guy Cooper, Gordon Taylor: The curious Gardener. London, Headline 2001.
  • Penelope Hobhouse, The National Trust: A Book of Gardening. Ideas – Methods – Designs, a practical Guide. London, Pavillon, Michael Joseph 1986
  • Conleth Manning: A former Sod or Turf Maze at Ballynavortha, Co. Wicklow. Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland 134, 2004.
  • W. H. Matthews: Mazes and Labyrinths, London 1922, Online-Version (englisch)
  • W. M. S. Russell/C. Russell: English Turf Mazes, Troy, and the Labyrinth. Folklore 102/1, 1991

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rasenlabyrinth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Penelope Hobhouse, 1986, S. 44.
  2. William Moy Stratton Russell/Claire Russell 1991, S. 77–88.
  3. W. M. S. Russell/C. Russell 1991, S. 77.
  4. a b c W. M. S. Russell/C. Russell 1991, S. 88.
  5. Jeff Saward, Maureen's Mump. Folklore 105, 1994, 109
  6. Richard Haslam 2006, Bodysgallen: A Renaissance Garden Survival? Garden History 34, Nr. 1, 136
  7. Conleth Manning 2004, S. 166–168.
  8. Die Eilenriede. Europas bedeutendster Stadtwald im Herzen Hannovers hat jede Menge zu bieten. In: hannover.de. Landeshauptstadt Hannover, S. 27, abgerufen am 17. Januar 2018.
  9. University Botanic Garden, Cambridge: Gardens & Plantings: Grass Maze
  10. a b Guy Cooper/Gordon Taylor 2001, S. 178.
  11. Penelope Hobhouse, 1986, S. 45–46.
  12. Guy Cooper/Gordon Taylor 2001, S. 149.
  13. Jeff Saward, Maureen's Mump. Folklore 105, 1994, 109
  14. Helen Attlee, Morville Magic, The English Garden Januar 2013, 53
  15. a b Conleth Manning 2004, S. 166.