Der Rang ist ein Begriff aus der linearen Algebra. Man ordnet ihn einer Matrix oder einer linearen Abbildung zu. Übliche Schreibweisen sind und . Seltener werden auch die englischen Schreibweisen und benutzt.

Definition Bearbeiten

 
Spaltenvektoren einer Matrix
  • Für eine Matrix   definiert man den Zeilenraum   als die lineare Hülle der Zeilenvektoren aus  . Die Dimension des Zeilenraums bezeichnet man als Zeilenrang, sie entspricht der Maximalzahl linear unabhängiger Zeilenvektoren.[1] Analog definiert man den Spaltenraum   und den Spaltenrang durch die Spaltenvektoren. Man kann für Matrizen mit Einträgen aus einem Körper zeigen, dass der Zeilen- und Spaltenrang jeder Matrix gleich ist, und spricht deshalb vom (wohldefinierten) Rang der Matrix. Dies gilt für Matrizen über Ringen nicht im Allgemeinen.
  • Der Rang eines Systems aus endlich vielen Vektoren entspricht der Dimension seiner linearen Hülle.[2]
  • Bei einer linearen Abbildung   ist der Rang als Dimension des Bildes   dieser Abbildung definiert:
 

Eine lineare Abbildung und die zugehörige Abbildungsmatrix besitzen den gleichen Rang.

Berechnung Bearbeiten

Um den Rang einer Matrix zu bestimmen, formt man diese mittels des gaußschen Eliminationsverfahrens in eine äquivalente Matrix in (Zeilen-)Stufenform um. Die Anzahl der Zeilenvektoren, die ungleich 0 sind, entspricht dann dem Rang der Matrix.

Beispiele:

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  •  
  •  

Alternativ lässt sich die Matrix auch in Spaltenstufenform umformen. Der Rang der Matrix entspricht dann der Anzahl der Spaltenvektoren, die ungleich 0 sind.

Normalform Bearbeiten

Mit dem zur Berechnung angewandten Verfahren kann jede Matrix in eine gleich große Matrix überführt werden, die in der oberen linken Ecke eine Einheitsmatrix E gleichen Ranges und sonst nur Nullen enthält:[3][4]

 E     0 
 0     0 

Die Transformation der Matrix M

LMR = N

mit regulären Matrizen L und R auf Normalform N gelingt immer.

Beispiel: Vorgelegt ist die Matrix

 

Ihre Transformation auf Normalform geschieht mit

 

Die Matrizen L und R sind regulär, denn ihre Determinanten sind ungleich null:

 

Quadratische Matrizen Bearbeiten

Ist der Rang einer quadratischen Matrix gleich ihrer Zeilen- und Spaltenzahl, hat sie vollen Rang und ist regulär (invertierbar). Diese Eigenschaft lässt sich auch anhand ihrer Determinante feststellen. Eine quadratische Matrix hat genau dann vollen Rang, wenn ihre Determinante von null verschieden ist bzw. keiner ihrer Eigenwerte null ist.

Eigenschaften Bearbeiten

Seien im Folgenden  .

  • Die einzige Matrix mit Rang   ist die Nullmatrix   . Die  -Einheitsmatrix   hat den vollen Rang  .
  • Für den Rang einer  -Matrix   gilt:
 
Man sagt, dass die Matrix vollen Rang hat, wenn in dieser Ungleichung die Gleichheit gilt.
  • Die Transponierte   einer Matrix   hat den gleichen Rang wie  :
 
  • Erweiterung: Der Rang einer Matrix   und der zugehörigen Gram-Matrix sind gleich, falls   eine reelle Matrix ist:
     
  • Subadditivität: Für zwei  -Matrizen   und   gilt:
 
  • Rangungleichungen von Sylvester: Für eine  -Matrix   und eine  -Matrix   gilt:
 
  • Bedingung nach Fontené, Rouché und Frobenius: Ein lineares Gleichungssystem   ist lösbar genau dann, wenn   gilt bzw. (äquivalent dazu)  .
  • Eine lineare Abbildung ist genau dann injektiv, wenn die Abbildungsmatrix   vollen Spaltenrang hat:  
  • Eine lineare Abbildung ist genau dann surjektiv, wenn die Abbildungsmatrix   vollen Zeilenrang hat:  
  • Eine lineare Abbildung ist genau dann bijektiv, wenn die Abbildungsmatrix   regulär (invertierbar) ist, denn dann existiert die Umkehrabbildung mit Abbildungsmatrix  . Das ist genau dann der Fall, wenn   quadratisch ist ( ) und vollen Rang hat:  
  • Rangsatz für lineare Abbildungen: Für den Rang und Defekt (Dimension des Kerns) einer linearen Abbildung   aus einem n-dimensionalen Vektorraum   in einen m-dimensionalen Vektorraum   gilt der Zusammenhang
 

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Serge Lang: Algebra 3. Auflage. Springer, New York 2002, ISBN 0-387-95385-X.
  2. Falko Lorenz: Lineare Algebra I. 3. Auflage. Spektrum, Heidelberg 1992, ISBN 3-411-15193-5.
  3. R. Zurmühl, S. Falk: Matrizen und ihre Anwendungen 1. Grundlagen, Für Ingenieure, Physiker und Angewandte Mathematiker. Springer, Berlin u. a. 1997, ISBN 3-540-61436-2, S. 66.
  4. Thomas Steinfeld: Normalform einer Matrix. In: Mathepedia. Abgerufen am 26. November 2021.

Literatur Bearbeiten

  • Gerd Fischer: Lineare Algebra. 13. Auflage. Vieweg, Braunschweig, Wiesbaden 2002, ISBN 3-528-97217-3.