RAND Corporation

US-amerikanische Denkfabrik
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Die RAND Corporation (englisch research and development „Forschung und Entwicklung“) ist ein Think Tank in den USA, der nach Ende des Zweiten Weltkriegs gegründet wurde, um die Streitkräfte der USA zu beraten.

Geschichte Bearbeiten

 
Hauptquartier in Santa Monica

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Projekt RAND 1946 gegründet, um die militärische Planung besser mit den Forschungs- und Entwicklungsentscheidungen zu verknüpfen. Am 14. Mai 1948 wurde das Project RAND[1] aus der Douglas Aircraft Company herausgelöst und mit Unterstützung der Ford Foundation die Non-Profit-Organisation RAND Corporation gegründet.[2] RAND-Experten spielten eine Rolle im Koreakrieg und der Propaganda des Kalten Krieges.[3][4] Seitdem ist diese Organisation stark gewachsen und arbeitet mittlerweile auch mit anderen staatlichen, aber auch privatwirtschaftlichen Institutionen zusammen. Die RAND Corporation war im Team, das mit der Erstellung der sog. Pentagon-Papiere betraut war, mit 6 Mitarbeitern vertreten, darunter auch der spätere Whistleblower Daniel Ellsberg.

Im Dezember 2023 wurde die RAND Corporation in Russland als „unerwünscht“ eingestuft.[5]

Überblick Bearbeiten

RAND beschäftigt über 1.880 Angestellte aus 50 verschiedenen Ländern. Viele Mitarbeiter sind mehrsprachig (insgesamt sind 75 verschiedene Sprachen vertreten). 7 % der Mitarbeiter verfügen über eine Bachelor-Abschluss, 38 % über einen Master-Abschluss und 55 % sind promoviert. Von den Einnahmen 2020 in Höhe von 349 Mio. US-$ stammen ca. 55 % aus dem Budget des Verteidigungsministeriums bzw. den Streitkräften der USA. Weitere staatliche Stellen tragen ca. 27 % zu den Einnahmen bei. Der Rest verteilt sich auf Universitäten, Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Non-Profit-Organisationen und den privaten Sektor. Die Ausgaben machen zum großen Teil (75 %) die Forschungsarbeit aus. Daneben wird für die Verwaltung, IT und Mitarbeiterentwicklung 14 % ausgegeben. Für die Gebäude und das Gebäudemanagement werden 9 % verwendet und für die Mittelbeschaffung (sog. Fundraising) 1 %.[6]

Die Organisation hat ihren Hauptsitz in Santa Monica. Daneben existieren Büros in der Nähe von Washington, D.C. (in Arlington), Boston und Pittsburgh. In Europa ist man in Cambridge und Brüssel vertreten. Das australische Büro befindet sich in Canberra. Von 2003 bis 2013 existierte in Doha das RAND-Qatar Policy Institute.[7]

Seit dem 5. Juli 2022 ist Jason Matheny Präsident und Geschäftsführer (CEO).[8]

Thematische Schwerpunkte Bearbeiten

Zu den von RAND bearbeiteten Themen gehörten in den letzten Jahren unter anderem Strategien zur Destabilisierung Russlands[9][10] und Überlegungen zum Krieg mit China[11], sowie zukünftige Anforderungen für den militärischen Flugzeugbau und Schutzmöglichkeiten vor terroristischen Anschlägen, aber auch soziale Themen wie wachsende Adipositas in den USA oder das Problem des Drogenmissbrauchs an amerikanischen High Schools.

Bekannte Mitarbeiter Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Alex Abella: Soldiers of Reason: The RAND Corporation and the Rise of the American Empire. Harcourt Brace & Co., 2008, ISBN 978-0-15-101081-3[12].
  • Thomas Brandstetter, Claus Pias, Sebastian Vehlken: Think-Tank-Denken. Zur Epistemologie der Beratung. In: Thomas Brandstetter, Claus Pias, Sebastian Vehlen (Hrsg.): Think Tanks. Die Beratung der Gesellschaft. Diaphanes, Berlin / Zürich 2010, ISBN 978-3-03734-086-8 (Inhaltsverzeichnis; Inhaltstext).

Hochschulschriften Bearbeiten

  • Bruce Lee Raymond Smith: The RAND Corporation: Wissenschaftliche Politik-Beratung in den USA (= Wissenschaftstheorie, Wissenschaftspolitik, Wissenschaftsplanung, Band 18; Originaltitel: The RAND Corporation, übersetzt von Rüdiger von Bandemer), Bertelsmann-Universitätsverlag, Düsseldorf 1971, ISBN 3-571-09163-9 (Dissertation Harvard-Universität, Cambridge, MA 1964, 96 Seiten, 23 cm).
  • Martin Gehlen: Politikberatung in den USA: der Einfluss von think tanks auf die amerikanische Sozialpolitik (= Nordamerikastudien, Band 24), Campus, Frankfurt am Main / New York, NY 2005, ISBN 978-3-593-37728-5 (Dissertation Universität Erfurt 2004, 390 Seiten mit graphischen Darstellungen, 21 cm).

Weblinks Bearbeiten

Commons: RAND Corporation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Carroll L. Shartle: Selected Department of Defense Programs in Social Science Research. In: Special Operations Research Office (Hrsg.): US Army Limited-War Mission and Social Science Research symposium. American University, Washington, DC Juni 1962, S. 331 (englisch, dtic.mil [PDF; abgerufen am 17. Mai 2020]): “to perform a program of study and research on the broad subject of intercontinental warfare, other than surface, with the object of recommending to the Air Force preferred techniques and instrumentalities for this purpose.”
  2. vgl. Europa-Archiv. 1968/1, Folge 11, S. 412–414.
  3. Ron Robin: The Making of the Cold War Enemy. Culture and Politics in the Military-Intellectual Complex, Princeton University Press, Princeton, N.J. / Oxford 2001, ISBN 0-691-11455-2.
  4. Banning Garrett: The Dominoization of Thailand. In: Ramparts Magazine. November 1970, abgerufen am 17. Mai 2020 (englisch): „one of the first counter-insurgency studies on north-eastern Thailand. Written and researched for Rand in 1962“
  5. Russia Outlaws U.S.-Based RAND Corporation as 'Undesirable'. In: The Moscow Times. 7. Dezember 2023; (englisch).
  6. RAND at a Glance. RAND Corporation, abgerufen am 26. August 2021.
  7. RAND-Qatar Policy Institute (2003-2013). RAND Corporation, abgerufen am 26. August 2021.
  8. Jason Matheny Named President and CEO of RAND Corporation. RAND Corporation, 7. Juni 2022, abgerufen am 28. August 2022.
  9. https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_reports/RR3000/RR3063/RAND_RR3063.pdf
  10. James Dobbins et al.: Overextending and Unbalancing Russia. RAND.org, 2019, abgerufen am 26. Juli 2020 (englisch).
  11. David C. Gompert, Astrid Stuth Cevallos, Cristina L. Garafola: War with China. RAND.org, 2016, abgerufen am 26. Juli 2020 (englisch).
  12. Rezension: Chalmers Johnson: America's university of imperialism. (Memento vom 13. Mai 2008 im Internet Archive) In: Asia Times Online. 3. Mai 2008

Koordinaten: 34° 0′ 34″ N, 118° 29′ 26″ W