QuerKlang ist ein musikpädagogisches Projekt, bei dem sich Schüler aller Altersklassen und Bildungsstände mit experimenteller Musik auseinandersetzen und eine Komposition innerhalb des Klassenverbands entwickeln. Am Ende wird die Komposition im Rahmen des Festivals für Zeitgenössische Musik MaerzMusik der Berliner Festspiele uraufgeführt. Initiiert wurde das Projekt 2003 von Kerstin Wiehe, Kulturmanagerin und Publizistin von k&k kultkom und Kulturkontakte e.V. sowie Ursula Brandstätter, Rektorin der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz und Daniel Ott, Professor an der Universität der Künste Berlin.

Konzept Bearbeiten

Die grundsätzliche Zielsetzung des Projektes besteht darin, Schüler zu ermutigen, sich eigentätig mit musikalischem Material und dessen Gestaltungsmöglichkeiten zu beschäftigen, dieses als persönliches Ausdrucks- und Gestaltungsmittel zu erfahren, und damit gleichzeitig Neugier, Toleranz und Verständnis gegenüber der Vielfalt zeitgenössischen Musikschaffens zu entwickeln. Nicht der hörend-rezipierende Umgang mit ausgewählten Werken zeitgenössischer Musik steht im Zentrum, sondern der experimentelle, eigenverantwortliche Umgang mit einer Vielfalt von musikalischen Materialien und musikalischen Ideen.

Das Projekt arbeitet in Form von fünf Teams pro Durchlauf, wobei jedes Team aus einem Komponisten, einem Musiklehrer sowie zwei Studierenden der Musikpädagogik (Studiengänge Instrumentalpädagogik und Schulmusik) besteht. Jede Schulklasse wird während der zehn bis 15 Doppelstunden, in denen gemeinsam ge- und erarbeitet wird, von einem der Teams begleitet.

Besonders ist ebendieser Einbezug von Musikstudierenden, die sich auf den Lehrerberuf vorbereiten. Die Durchführung des Projektes an Berliner Schulen ist in ein musikpädagogisches Seminar an der Universität der Künste Berlin eingebettet, das der Ausbildung von Lehramtsstudierenden im Fach Musik dient. Studierende haben auf diese Weise die Möglichkeit, das Praxisfeld Schule kennenzulernen; für Musiklehrer wiederum fungiert das Projekt als Fortbildungsangebot; und Komponisten schließlich kommen auf ungewöhnliche Weise mit potenziellen Hörern ihrer Werke in Kontakt. Die experimentelle Pädagogik die für die Erarbeitung experimenteller Kompositionen notwendig ist, ist in der Regel für alle drei Gruppen ein neues Erfahrungsfeld dem sie sich in dem Prozess gemeinsam annähern und damit auseinandersetzen müssen.

Auf diese Weise werden drei normalerweise voneinander unabhängige Arbeitswelten miteinander verknüpft: die Welt der Schule, die Welt der universitären Ausbildung und die Welt der freischaffenden Komponisten. Dass die Verknüpfung dieser verschiedenen Welten nicht immer friktionsfrei abläuft, sondern in der gemeinsamen Arbeit auch Differenzen deutlich werden, ist durchaus im Sinne des Projektes. Denn oft sind es gerade die in Differenzen freiwerdenden Energien und Spannungen, die zur Entwicklung von Neuem führen.

Das Besondere an dem Projekt ist, dass jeder Durchlauf und jeder Kompositionsprozess durch die Schüler und betreuenden Teams individuell gestaltet wird und sich somit immer wieder aufs Neue erfindet.

Das Projekt wird durch ein Leitungsteam kontinuierlich evaluiert und bietet gleichzeitig den Teams einen pädagogischen, künstlerischen und organisatorischen Rahmen für die Arbeit in den Schulen und die Möglichkeit, sich in Reflexionen über gemachte Erfahrungen auszutauschen. Pro Durchgang können fünf Schulen teilnehmen.

  • Projektleitung: Ursula Brandstätter, Daniel Ott, Kerstin Wiehe
  • Projektteam: Elsa Franz, Mathias Hinke, Daniel Ott, Stefan Roszak, Henning Wehmeyer, Kerstin Wiehe

Pädagogische Leitideen Bearbeiten

  • Experimentelle Musik erfordert Experimentelle Didaktik
  • Balance zwischen Struktur und Freiheit
  • Das Team als zentrale Ressource
  • Nutzen der vorhandenen Kompetenzen
  • Nutzen der Differenzen
  • Lernen in komplexen Situationen
  • Zentrale Rolle der Reflexion

QuerKlang-Nachhall Bearbeiten

Viele der Projektteilnehmer wollen auch nach Abschluss eines Durchlaufs weiter in Kontakt bleiben und die entstandenen Konzepte weiterentwickeln. Als Plattform hierfür dient QuerKlang - Nachhall. Ziel ist es, den Austausch zwischen den QuerKlang-Teilnehmern lebendig zu halten. Es soll eine Art Labor für die Vermittlung experimenteller Musik entstehen. Neben der Arbeit in den Schulen wird also auch wieder die Reflexion eine Rolle spielen, wobei nun neue Ideen und Impulse der Teams im Vordergrund stehen sollen. Auch sollen an den beteiligten Schulen Strukturen geschaffen werden, die den Ansatz von QuerKlang weiter innerschulisch und im schulinternen Curiculum verankern. Hierfür finden im Rahmen von Nachhall Konzerte statt, deren Termine frei gewählt werden können. Sie sollen an Partnerorten der Schulen stattfinden.

Ein Forum ermöglicht den aktiven und ehemaligen Teilnehmerinnen den Erfahrungsaustausch.

Zusätzlich findet auch eine Fortbildungsreihe an der Universität der Künste Berlin statt, die die ehemaligen und aktiven QuerKlang- und QuerKlang-Nachhall-Teilnehmer nutzen können, um ihr musikalisches, pädagogisches und praktisches Wissen im QuerKlang-Kontext zu vertiefen und erweitern.

Ein fester Platz für das Experimentelle Bearbeiten

Nächster Schritt ist die feste Verankerung des Experimentellen Ansatzes in den Schulen. Hier arbeiten bereits einige Schulen an Curricularen Bausteinen, um die Schüler von Anfang an und in allen Klassenstufen mit den Experimentellen Ansätzen arbeiten zu lassen. Hier gehören Lehrercoachings und Fortbildungen ebenso dazu wie die gemeinsame Diskussion und Begleitung von Lehrenden bei der Konzeption und Formulierung. Dieser Ansatz kann mit allen künstlerischen Fächern aber ebenso Fächerübergreifend und in Kernfächern wie Deutsch und Mathe verwendet werden.

QuerKlang-Transfer Bearbeiten

Mit QuerKlang-Transfer ist ein kompaktes Format entwickelt worden, dass es ermöglicht eine Mini-Version von QuerKlang in andere Länder oder Städte zu transportieren. Hierfür bieten wir zwei Modula an: als erstes ein kompaktes Einführungsseminar zu den musikalischen, pädagogischen und praktischen Ansätzen von QuerKlang für Lehrer, Studierende und Komponisten und als zweites einen ein- bis zweiwöchigen Workshop mit Schüler vor Ort, in dem diese eine eigene Komposition erarbeiten und der Öffentlichkeit präsentieren.

QuerKlang goes EU Bearbeiten

Momentan wird die QuerKlang auf eine europäische Ebene mit dem Einbezug von internationalen Begegnungen vorbereitet. Partnerländer sind hierbei neben Deutschland Österreich, Belgien, Estland, Italien, Griechenland und Portugal.

Partner und Förderer Bearbeiten

Partner Bearbeiten

QuerKlang – Experimentelles Komponieren in der Schule ist ein Kooperationsprojekt der Universität der Künste Berlin, Klangzeitort, k&k kultkom, Kulturkontakte e. V. und Berliner Festspiele | MaerzMusk in Zusammenarbeit mit Berliner Schulen und freischaffenden Komponisten.

Förderer Bearbeiten

2003-2004: Im Rahmen des Wettbewerbes „Kinder zum Olymp“ der Kulturstiftung der Länder wurde das Modellprojekt QuerKlang, das im Jahr 2004 im Rahmen der MaerzMusik | Festival für aktuelle Musik erstmals Schülerkompositionen der Öffentlichkeit vorgestellt hat, mit einem Preis ausgezeichnet.

2006-2009: Gefördert durch die BHF Bank Stiftung

2009-2011: Gefördert durch den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung

2011-2015: Gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und Lernort Kultur

2016 - heute: Gefördert durch die Universität der Künste Berlin

Literatur Bearbeiten

Experimentelle Musik braucht experimentelle Didaktik. Das Projekt „QuerKlang“ an der Universität der Künste Berlin. Ursula Brandstätter. In: Diskussion Musikpädagogik, Heft 51/2011, S. 12–16.

QuerKlang ist Wachsen! Reflexion als Instrument der Qualitätssicherung. Kerstin Wiehe. In: Michael Dartsch, Sigrid Konrad, Christian Rolle (Hg.): Neues hören und sehen... und vermitteln. Pädagogische Modelle und Reflexion zur neuen Musik. Regensburg 2012. S. 143–155.

QuerKlang. Differenzen als ästhetisches und pädagogisches Potential. Ursula Brandstätter. In: Positionen. Beiträge zur Neuen Musik, Heft 61/ November 2004, S. 2–7.

Klangnetze oder „Kunst als Erfahrung der Horizonterweiterung und der eigenen Veränderbarkeit“ (Lachenmann 1996). Hans Schneider. In: Hans Schneider, Cordula Bösze, Burkhard Stangl (Hg.): Klangnetze. Ein Versuch, die Wirklichkeit mit den Ohren zu erfinden. Saarbrücken 2000. S. 17–26.

Pädagogische Folgerungen und Hinweise für die Praxis. Gertrud Meyer-Denkmann. Kapitel III in: Dies.:Struktur und Praxis neuer Musik im Unterricht. Experiment und Methode. Wien 1972 (Rote Reihe Bd. 43). S. 61–91.

Experimentelle Musik und Elementares Lernen. Andreas Langbehn. In: Ders.: Experimentelle Musik als Ausgangspunkt für Elementares Lernen. Saarbrücken 2001. S. 84–106.

Musik erfinden mit Kindern und Jugendlichen. Hans Schneider. In: Frauke Heß/ Thomas Greuel (Hg.): Musik erfinden – Beiträge zur Unterrichtsforschung. Musik im Diskurs Bd. 22. Aachen 2008, S. 1–10.

Musik (er)finden mit experimentellen Instrumenten. Stefan Roszak. In: Kirsten Winderlich (Hg.): Kunst und Ästhetik. Bildungsjournal Frühe Kindheit. Berlin 2010. S. 64–73.

Experimentelle Musik in der Schule: Übung, Experiment und Klassenkomposition. Christoph Riggert. In: AfS-Magazin, Mai 2011, S. 16–20.

Anstossversuche. Das „ästhetische Projekt“, verifiziert am exemplarischen Thema „Zeit“. Gert Selle. In: Gert Selle, Wolfgang Zacharias, Hans-Peter-Burmeister (Hg.):Anstöße zum ästhetischen Projekt. Eine neue Aktionsform kunst- und kulturpädagogischer Praxis. Hagen / Loccum 1994. S. 50–65.

Ästhetische Forschung. Aspekte eines innovativen Konzeptes ästhetischer Bildung. Helga Kämpf-Jansen. In: : Manfred Blohm (Hg.): Leerstellen: Perspektiven für ästhetisches Lernen in Schule und Hochschule. Köln 2000. S. 83–114.

Öffnung und Differenz. Über das Verhältnis von neuer Kunst und Pädagogik. Ursula Brandstätter. In: Diskussion Musikpädagogik, Heft 1/ 1999, S. 70–79.

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten