Preußische EG 501 Halle

Elektrolokomotive der Preußischen Staatsbahnen

Die EG 501 Halle war ein Einzelexemplar einer Elektrolokomotive, das im Rahmen des Elektrifizierungsprogramms der Preußischen Staatseisenbahnen zunächst für den Güterzugdienst im mitteldeutschen Netz eingesetzt werden sollte.

Preußische EG 501 Halle
Nummerierung: WGL 10211 / EG 501 Halle
1915: EP 201 Breslau
Anzahl: 1
Hersteller: Maffei mech. Teil
SSW elektr. Teil
Baujahr(e): 1912
Ausmusterung: 1923
Achsformel: 1’D1’
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 14.100 mm
Gesamtradstand: 10.600 mm
Dienstmasse: 99,3 t
Reibungsmasse: 68,0 t
Radsatzfahrmasse: 17 t
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Stundenleistung: 885 kW bei 70 km/h
Dauerleistung: 663 kW bei 83 km/h
Anfahrzugkraft: 177 kN
Leistungskennziffer: 8,9 kW/t
Treibraddurchmesser: 1150 mm
Stromsystem: 15 kV 16 2/3 Hz
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 2
Antrieb: Treibstangen

Geschichte Bearbeiten

Die 1910 von der Eisenbahndirektion Halle georderte 1’D1’-Elektrolokomotive mit der Nummer EG 501 wurde im Frühjahr 1912 im Bw Bitterfeld in Betrieb genommen. Erste Versuchsfahrten auf der Strecke Dessau – Bitterfeld zeigten, dass sie das vorgesehene Betriebsprogramm nicht erfüllen konnte und mit zu wenigen Fahrstufen betrieblich ungünstig ausgelegt war. Da sich zudem die Motoren stark erwärmten, wurden die Seitenwände zur besseren Kühlung weggelassen. Die schlechten Erfahrungen mit dieser Maschine führten dazu, dass die Entwicklungen anderer Lokomotiven mit der 1’D1’-Achsfolge zurückgestellt wurden.

Die Lok wurde nach nur wenigen Probefahrten abgestellt. Zu einem vorgesehenen Umbau des Fahrwerkes kam es durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr. Ein Einsatz bei der Eisenbahndirektion Breslau als EP 201 Breslau wurde aufgrund des Eintrages im Merkbuch für Fahrzeuge der Preußisch-Hessischen Staatsbahnen stets nur vermutet. Die Lok war in Halle abgestellt und es bestand die Absicht, sie nach vorherigem Umbau in die Achsfolge 1'BB'1 an die SBB zu verkaufen.[1] Dieser scheiterte am Einspruch der Eisenbahnverwaltung. Im Dezember 1920 wurde die Eisenbahndirektion Halle vom Reichsverkehrsministerium aufgefordert, Haupttransformator, Ölschalter und wesentliche Teile der EG 501 auszubauen und zwecks Einrichtung eines Prüffeldes in der Hauptwerkstatt Lauban der Eisenbahndirektion Breslau zu überlassen.[2] Die Lok sollte perspektivisch zur Erprobung eines Lentzgetriebes mit Induktionsmotor verwendet werden. Dazu kam es nicht. Die EG 501 blieb weiterhin abgestellt und wurde im Januar 1923 ausgemustert.[3]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Andreas Wagner: Lokomotiv Archiv Preußen. Bd. 4. Zahnrad-, Schmalspur-, Dampf- und Elektrolokomotiven/Triebwagen. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-573-8
  • Brian Rampp: Preußen-Report. Band 10. Elektrolokomotiven und Elektrotriebwagen. Hermann Merker Verlag, Fürstenfeldbruck, ISBN 3-89610-005-X, Seite 42
  • Peter Glanert / Thomas Scherrans / Wolfgang-Dieter Richter / Thomas Borbe: Wechselstrom-Zugbetrieb in Mitteldeutschland. VGB, Fürstenfeldbruck 2019, ISBN 978-3-8375-2130-6, S. 46 und 97

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Schriftverkehr zwischen Bahnabteilung SSW Berlin und dem Schweizer SSW Zweigbüro in Zürich, Januar 1918, Siemens Corporate Archiv
  2. Schreiben zur EG 501 an die ED Halle und Breslau, Dezember 1920, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 93, Nr. 6851
  3. Quartalsbericht elektrischer Betrieb, I/1923, Bundesarchiv, Bestand RVM, R5/16064