Potworks Dam

Speichersee bei All Saints im Südosten der Karibikinsel Antigua

Der Potworks Dam ist ein Speichersee bei All Saints im Südosten der Karibikinsel Antigua. Am Südufer liegt die Delapps Water Treatment Plant, eine der wichtigsten Wasseraufbereitungsanlagen der Insel.

Potworks Dam (Reservoire)
Lage Südost-Antigua, Antigua und Barbuda
Abfluss Ayers CreekNonsuch Bay (Atlantik)
Größere Orte in der Nähe All Saints
Potworks Dam (Reservoire) (Antigua und Barbuda)
Potworks Dam (Reservoire) (Antigua und Barbuda)
Koordinaten 17° 3′ 46″ N, 61° 45′ 22″ WKoordinaten: 17° 3′ 46″ N, 61° 45′ 22″ W
Daten zum Bauwerk
Daten zum Stausee
Wasseroberfläche 1,3 km²
Stauseelänge 2,5 km
Stauseebreite 1 km
Speicherraum 4 142 000 m³
Einzugsgebiet 24,30 km²
Besonderheiten

Trinkwasserstausee, größter Stausee der Karibik; Delapps Water Treatment Plant; Important Bird Area

Lage und Landschaft Bearbeiten

Der See liegt einige Kilometer im Osten von All Saints, am Rand der Central Plain der Insel. Er staut den am Oberlauf meist trockengefallenen Ayers Creek, der einige weitere Kilometer östlich in die Nonsuch Bay der Atlantikküste Antiguas mündet.

Funktion Bearbeiten

Potworks Reservoir Bearbeiten

Der See hat eine Länge von etwa 2½ Kilometern, eine Fläche von etwa 130 Hektar und fasst gut 4 Mio. m³ Wasser. Damit ist er der größte Stausee der Karibik.[1] Er dient der Trinkwasserversorgung der Insel, die – im Unterschied zu den anderen Karibikinseln – unter Trockenheit leidet.[2] Das Potworks-Reservoir enthält 23 der gesamten Wasserspeicherkapazität der Insel (etwa 7 Mio. m³ ).[3][4][5] Das Einzugsgebiet umfasst 2430 ha (24 km²).[3][4]

Sonst versorgt sich die Insel mit Meerwasserentsalzungsanlagen (Sembcorp Antigua, Camp Blizzard, Ffryes Beach) und aus vielen Kleinzisternen und Hausbrunnen.[6][7][8][9] Insgesamt fasst der See etwa einen Halbjahresbedarf der Insel.

Delapps Water Treatment Plant Bearbeiten

Das Wasser wird der Delapps Water Treatment Plant, südlich des Sees gegen Bethesda, zugeführt. Dort wird es reversosmotisch aufbereitet und dann in das Wassernetz der Insel eingespeist. Die Anlage leistet 7000 m³ am Tag, das sind um die 20 % des Gesamt-Tagesbedarfs der Insel – zusammen mit der halb so leistungsfähigen Bendals Water Treatment Plant (Dunnings Dam) und einigen Kleinanlagen stellen die Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlagen 13 des laufenden Tagesbedarfs.[6]

Nach Delapps gelangt bei Bedarf auch Wasser aus dem unterhalb am Ayers Creek liegenden kleineren Collins Reservoir wie auch dem sonst der Landwirtschaft dienenden Bethesda Dam in Süden an der Willoughby Bay.[10]

Geschichte Bearbeiten

Benannt ist der Damm nach einer Töpferei (englisch Pottery works). Hier befand sich eine Farm der Familie Codrington, eine der bedeutenden Pflanzerfamilien, die vom 18. bis 20. Jahrhundert Zuckerrohr anbauten.[11] Die Töpferei stellten tönerne Zuckerhüte für den Export der Melasse her[11] – der Landstrich gehört zur schweren Lehmbodenzone der Insel, die Südost von St. John’s Harbour an die Willoughby Bay streift.

Erbaut wurde das Speicherwerk in den späteren 1960ern, um den wiederholten Wassernotständen vorzubeugen. Der Damm wurde über Teilen der Fabrikationsanlagen und einer Brücke aus dem 19. Jahrhunderts über den Ayers Creek errichtet.[11] Kurz vor der Fertigstellung des Sperrwerks 1968 flutete ein überraschender Ausnahmsstarkregen das Staubecken, sodass das Seebett nicht fertigpräpariert werden konnte.[12] 28. Mai 1970 konnte das Bauwerk eröffnet werden, eine Gedenktafel erinnert daran.[11][1]

Schon 1974, bei der schweren Dürre Januar bis Mitte August, bewährte sich der Damm,[11] bei der 21-monatigen Dürrekatastrophe 1983–85 fiel der See im späteren 1984 aber vollständig trocken, worauf die Wasserversorgung gänzlich zusammenbrach und Trinkwasser von den Nachbarinseln herangeschafft werden musste.[13] Durch die Meerwasserentsalzung soll das nicht mehr vorkommen.[14]

Naturschutz Bearbeiten

Durch den stark schwankenden Wasserstand kann sich zwar keine stabiles Wasserleben ausbilden, der See ist aber zu einem wichtigen Habitat für Vögel geworden.[12] Besonders das Westende des Sees gilt als guter Platz für Vogelbeobachtungen.[11] Gesichtet werden hier Schmuckreiher (Snowy egret, Egretta thula), Kuhreiher (Cattle egret, Bubulcus ibis) und Fischadler (Osprey, Pandion haliaetus),[11] ansässig sind auch ein großer Bestand der Aztekenmöwe (Laughing Gull, Larus atricilla), der Braunpelikan (Brown Pelican, Pelecanus occidentalis),[12] besonders aber eine kleine Population der Kubapfeifgans (West Indian Whistling-duck, Dendrocygna arborea), einer bedrohten Vogelart.[12] Zu finden sind auch Purpurkehlkolibri (Purple-throated Carib, Eulampis jugularis), Blaustern-Antillenkolibri (Green-throated Carib, Eulampis holosericeus), Antillenhaubenkolibri (Antillean Crested Hummingbird, Orthorhyncus cristatus) oder Weißkinn-Olivtyrann (Caribbean Elaenia, Elaenia martinica),[12] weitere endemische und seltene Vögel.

Der See rückte daher schon bald nach Aufstau in den Fokus des Naturschutzes, bereits in den 1970ern wurde ein Potworks Reservoir Wildlife Reserve (Nicholson 1977) vorgeschlagen.[15] 2007 wurde von BirdLife International am See ein Important Bird Area (AG010 Potworks Dam) mit 117 ha beschrieben,[12] nach den Kriterien A1 (bedrohte Tierart), A2 (lokale/endemische Tierart), A4i/B4i (mindestens 1 % der Population).[16] Eine rechtlich verbindliche Unterschutzstellung steht noch aus.

Literatur Bearbeiten

  • Desmond V. Nicholson: Heritage landmarks: Antigua and Barbuda. Edition reprint, Museum of Antigua and Barbuda, 2001, Potworks Reservoir, S. 8 f.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Christopher Beale: Antigua and Barbuda: Island Guide (= Other Places travel guides). Other Places Publishing, 2008, ISBN 978-0-615-21837-3, Potworks Dam, S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  2. Durch die fehlenden zentralen Vulkanberge haben beide für die Antillen geologisch relativen alten Inseln keine orographische Wolke und wenig Stauniederschlag, Jeff Baldwin: The contested beach. Resistance and Resort development in Antigua, West Indies. In: Carolyn L. Cartier, Alan A. Lew (Hrsg.): Seductions of Place: Geographical Perspectives on Globalization and Touristed Landscapes (= Critical geographies. Band 19). Verlag Psychology Press, 2005, Chapter 14, Part III The Beach, Abschnitt Desiring the Caribbean, S. 203–221, hier S. 207, hier S. 222 (books.google.de – Leseprobe).
  3. a b United Nations Convention to Combat Desertification: National Action Plan for Antigua & Barbuda (Memento vom 5. Juni 2015 im Internet Archive)
  4. a b The Caribbean Conservation Association – i. A. The Government of Antigua and Barbuda – Historical, Conservation, and Environmental Commission (Hrsg.): Antigua and Barbuda – Country environmental profile. St. Michael (Barbados) 1991, Abschnitt Water supply/demand and treatment, Figure 2.2(5) Several of the larger agricultural and municipal reservoirs for the Island of Antigua ; Table 2.2(3). Size and storage capacity of several of the larger agricultural and municipal reservoirs In Antigua. sowie Abschnitt Watersheds, Table 2.2(2) Antigua watsrsheds with storage capacity estimates for existing and proposed agricultural and municipal water supplies (acre-feet)., S. 65 ff. resp. 61, im PDF S. 85 ff. resp. 82 (usaid.gov [PDF] Fläche in Table 2.2(3) ist das Einzugsgebiet [Grundwasserreservoire]).
  5. Genivar Trinidad & Tobago; Ivor Jackson and Associates, Kingdome Consultants Inc. (Mitarb.): Sustainable Island Resource Management Zoning Plan for Antigua and Barbuda (including Redonda). Port of Spain Dezember 2011, 4.8.2 Water and Wastewater Infrastructure, S. 93 ff., dort S. 111 ff. (ab.gov.ag [PDF; abgerufen am 22. Februar 2014] insb. Figure 4.20 Wells, reservoirs & desalination plants, sowie Table 3.2 Existing Storage Volumes of Major Watersheds in Antigua, S. 29/PDF, S. 47; Flächenangabe dort das gesamte Gewässersystem Potworks/Ayers Creek).
  6. a b Water Provision in Antigua. Antigua Public Utilities Authorities (apua.ag).
  7. Melesha Banhan, Ato Lewis: National Circumstances. Hrsg.: Global Environment Facility [GEF]. 2010, 1.3.3 Water Resources, S. 21 (gefantigua.org [PDF] Chapter 1, zu einem Bericht zu Climate Change Third National Communication, o.n.A.).
  8. UNCCD: National Action Plan. 2005, Table 2.5. Current water resources and water demand situation, S. 35, im PDF, S. 42. Sowie Desalinated Water, S. 12 (19).
  9. Water Provision in Antigua@1@2Vorlage:Toter Link/caribarenaantigua.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., caribarenaantigua.com, 19. März 2013, abgerufen 1. März 2014.
  10. UNCCD: National Action Plan. 2005, 2.1.4.3. Water production: Bethesda Catchment, Potworks Catchment und Potworks Watershed, S. 33, im PDF S. 41.
  11. a b c d e f g The Museum of Antigua & Barbuda, The Dockyard Museum: Potworks Reservoir. Auf antiguanice.com, abgerufen 1. März 2014.
  12. a b c d e f BirdLife International: Bethesda Dam. Abgerufen am 11. Januar 2022.
  13. Banhan, Lewis; GEF: National Circumstances. 2010, 1.4.3 Rainfall, S. 26.
  14. Antigua Public Utilities Authority: Antigua Drought 1983, Implications and Possible Solutions. Government of Antigua and Barbuda, Saint John’s (Antigua) 1984.
  15. D. Nicholson: Some of the important wildlife areas of Antigua and Barbuda. unveröffentlichter Bericht, 1977; Angabe nach P. DeGeorges: Biodiversity and natural resources management, draft field notes. USAID jREMS, Bridgetown (Barbados) 1988; zusammengestellt in The Caribbean Conservation Association (Hrsg.): Country environmental profile. Table 2.3(4) Potential terrestrial biodiversity sites to be evaluated for designation as wildlife reserves, S. 83, dort S. 104.
  16. Global IBA Criteria. In: birdlife.org > Sites – Important Bird Areas (IBAs). Abgerufen im Februar 2014.