Pottsit

Mineral aus der Gruppe der Vanadate

Pottsit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung PbBiH[VO4]2·2H2O[3] und ist damit ein wasserhaltiges Blei-Bismut-Wasserstoff-Vanadat.

Pottsit
Senfgelber Pottsit-Kristallrasen in Matrix aus der Linka Mine im Spencer Hot Springs District, Lander County, Nevada, USA (Gesamtgröße der Probe: 4,6 cm × 3,8 cm × 1,6 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1986-045[1]

IMA-Symbol

Pot[2]

Chemische Formel PbBiH[VO4]2·2H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/C.32
VII/C.32-010

8.CG.25
40.01.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-trapezoedrisch; 422
Raumgruppe I4122 (Nr. 98)Vorlage:Raumgruppe/98
Gitterparameter a = 11,08 Å; c = 12,63 Å[3]
Formeleinheiten Z = 10[3]
Häufige Kristallflächen {101}, {110}, {103}, {211}[4]
Zwillingsbildung nicht beobachtet[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: ≈ 7,0; berechnet: 7,31[5]
Spaltbarkeit nicht beobachtet[5]
Bruch; Tenazität spröde
Farbe gelb
Strichfarbe hellgelb
Transparenz durchscheinend
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 2,400[6]
nε = 2,300[6]
Doppelbrechung δ = 0,100[6]
Optischer Charakter einachsig negativ

Pottsit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem, entwickelt aber nur kleine, prismatische oder dipyramidale Kristalle bis etwa einem Millimeter Länge mit diamantähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Die durchscheinenden Kristalle sind von kräftig gelber Farbe, hinterlassen auf der Strichtafel jedoch nur einen blassgelben Strich. In dünnen Schichten erscheint Pottsit in einem trüben Gelb und kann dann leicht mit Nadorit oder als feinkörniges Aggregat auch mit Cervantit verwechselt werden.[5]

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Pottsit im Molybdän-, Bismut-, Wolfram- und Vanadium-Tage- und Untertagebau „Linka“ (kurz Linka-Mine) nordwestlich der heutigen Geisterstadt Potts und nahe den Spencer Hot Springs im Lander County des US-Bundesstaates Nevada und beschrieben 1988 durch S. A. Williams, der das Mineral nach dessen Typlokalität benannte.

Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London (England) aufbewahrt.[4]

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Pottsit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe VII/C.32 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Pottsit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis vom Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4) zum Kristallwassergehalt, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 1“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.CG.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pottsit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 40.01.04 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A2+B2+(XO4) × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Pottsit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I4122 (Raumgruppen-Nr. 98)Vorlage:Raumgruppe/98 mit den Gitterparametern a = 11,08 Å und c = 12,63 Å sowie 10 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften Bearbeiten

In kalter, 16%iger Salzsäure (HCl) wird Pottsit zwar schnell kalkweiß, löst sich jedoch nicht auf. Kaltes, 20%iges Kaliumhydroxid (KOH) beeinflusst das Mineral gar nicht. In kalter, 15%iger Salpetersäure (HNO3) löst es sich dagegen leicht.[5]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Pottsit bildet sich in der Oxidationszone wolframhaltiger Taktite, das heißt in Gesteinszonen mit durch Kontaktmetamorphose entstandenem, komplexem Aufbau.[7][4] An seiner Typlokalität Linka Mine trat das Mineral in Paragenese mit Bismutit, Klinobisvanit, Scheelit und Vanadinit auf, es kann aber in anderen Fundorten auch mit Cerussit, Duhamelit und Junoit vergesellschaften sein.

Pottsit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, von denen nur wenige Proben existieren, die an bisher (Stand 2014) fünf bekannten Fundorten gesammelt wurden. In den USA fand man das Mineral außer in der Linka Mine nur noch in einer namenlosen Prospektion im Chalk Mountain District im Churchill County von Nevada.[8]

In Deutschland kennt man Pottsit aus dem Krennbruch, einem Granit- und Pegmatit-Steinbruch bei Matzersdorf in der Gemeinde Saldenburg (Landkreis Freyung-Grafenau) und aus den Steinbrüchen Ernst & Kubischek bei Grub in der Gemeinde Rinchnach (Landkreis Regen) in Niederbayern.[8]

Der einzige weitere bisher bekannte Fundort ist die Las Tapias Mine am Cerro Achala bei Las Tapias in der argentinischen Provinz Córdoba.[8]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • S. A. Williams: Pottsite, a new vanadate from Lander County, Nevada. In: Mineralogical Magazine. Band 52, 1988, S. 389–390 (minersoc.org [PDF; 131 kB; abgerufen am 31. Dezember 2016]).
  • John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz: New Mineral Names. Pottsite. In: American Mineralogist. Band 74, 1989, S. 500–505 (minsocam.org [PDF; 743 kB; abgerufen am 31. Dezember 2016]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Pottsite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 485.
  4. a b c Pottsite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,4 kB)
  5. a b c d e S. A. Williams: Pottsite, a new vanadate from Lander County, Nevada. In: Mineralogical Magazine. Band 52, 1988, S. 389–390 (minersoc.org [PDF; 131 kB; abgerufen am 31. Dezember 2016]).
  6. a b c Mindat - Pottsite
  7. micro.magnet.fsu.edu - Polarized Light Microscopy Digital Image Gallery: Tactite Skarn
  8. a b c Fundortliste für Pottsit beim Mineralienatlas und bei Mindat