Postbahnhof am Ostbahnhof

Ehemaliger Knotenpunkt des Bahnpostverkehrs in Berlin

Der Postbahnhof am Ostbahnhof im Berliner Ortsteil Friedrichshain war von 1907 bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein wichtiger Knotenpunkt des Bahnpostverkehrs in Preußen und dem östlichen Deutschland.

Postamt am Ostbahnhof
Postbahnhof – Packkammern, 2014

Postbahnhof – Packkammern, 2014

Daten
Ort Berlin, Straße der Pariser Kommune 8
Architekt Wilhelm Tuckermann
Bauherr Oberpostdirektion
Baustil Backsteingotik
Baujahr 1904–1907, Umbau 1970
Koordinaten 52° 30′ 31,1″ N, 13° 26′ 11″ OKoordinaten: 52° 30′ 31,1″ N, 13° 26′ 11″ O
Besonderheiten
Postamt O 17 – Berliner Landesdenkmalliste

Bauliche Anlage Bearbeiten

Die Anlage bestand aus einem direkt an der Fruchtstraße (seit 1971: Straße der Pariser Kommune) und nahe dem damaligen Schlesischen Bahnhof gelegenen Postdienstgebäude und den beiderseits dahinter abgehenden, je etwa 100 Meter langen, einander gegenüberliegenden Hallen der ‚Abgangs-Packkammer‘ und der ‚Ankunfts-Packkammer‘, auch als ‚Packungshalle‘ bzw. ‚Entpackungshalle‘ bezeichnet. Sie wurden 1904 von der Berliner Oberpostdirektion in Auftrag gegeben und von den Architekten Wilhelm Walter und Wilhelm Tuckermann geplant.[1]

 
Ausschnitt aus dem Gleisplan des Schlesischen Bahnhofs, 1908

Beide Hallen mit je etwa 1500 Quadratmeter Bodenfläche haben einen ebenerdigen Bereich für die Sortierung und Verpackung der Postsendungen und eine darüber liegende Ebene mit vormals je zwei Zufahrtsgleisen für die Postwagen zu deren Be- und Entladung.

Tragende Elemente sind innenliegende massive Stahlträgerkonstruktionen, die Ausführung der Ziegelsteinfassade wird als Stil der Märkischen Backsteingotik bezeichnet. Die Packungshalle ist durch Oberlichter und hohe Fenster gekennzeichnet.[2]

Bahnbetrieb Bearbeiten

 
Entladung von Postwaggons im Postbahnhof, 1959

Die Gleispaare der oberen Ebenen führten durch große Tore auf der jeweils östlichen Seite über eine Brücke und auf geneigten Rampen hinab auf die Ebene der übrigen Bahnhofsgleise.

Für den Verschub der Postwagen standen von 1964 bis etwa 1980 zwei kleine, leichte Elektroloks der Baureihe EL 4 mit den Fahrzeugnummern 10046 und 10047 zur Verfügung. Beide Lokomotiven wurden mit einer Spannung von etwa 1000 Volt betrieben.

Ab dem 6. Februar 1917 beförderten zudem Züge der Poststraßenbahn Berlin, bestehend aus einem Trieb- und drei Beiwagen Paketpostsendungen zwischen den Postbahnhöfen am Schlesischen Bahnhof und in der Luckenwalder Straße.

Gegenwärtiger Status Bearbeiten

 
Abgangs-Packkammer

Das Postdienstgebäude direkt an der Fruchtstraße existiert seit den 1990er Jahren nicht mehr, die beiden großen, größtenteils unversehrten Hallen wurden zu Zeiten der innerdeutschen Teilung weiterhin genutzt. Erst mit der Verlagerung des Briefverkehrs von der Schiene in die Luft und auf die Straße wurde hier der Postbetrieb aufgegeben.[2]

Aufgrund seiner Nähe zum einstigen Grenzstreifen und Bestreben der Stadt Berlin zur Gestaltung dieses geschichtsträchtigen Bereichs an der Grenze von Friedrichshain zu Kreuzberg, entging der Postbahnhof dem Verfall.[2]

Die Gesamtanlage des Postamt O 17 steht heute unter Denkmalschutz.[1] Zusätzlich ist die Ankunfts-Packkammer als einzelnes Baudenkmal ausgewiesen.[3] Heute befinden sich in den Etagen des nördlichen Gebäudes Großraumbüros, die u. a. vom Fernsehsender joiz Germany, der Reisesuchmaschine Kayak und Zalando Content Creation genutzt werden.

Das Gebäude der Ankunfts-Packkammer wird kommerziell für Konferenzen und Veranstaltungen genutzt (Stand: 2010).[2]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Postbahnhof Berlin Ostbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Eintrag 09095093 in der Berliner Landesdenkmalliste
  2. a b c d Konferenz- und Veranstaltungsgebäude Postbahnhof (Memento vom 5. Mai 2014 im Webarchiv archive.today)
  3. Eintrag 09095094 in der Berliner Landesdenkmalliste