Die bayerischen Post4 Bay 93 (nach DRG-Gattungskonventionen) bzw. Post 4-b/15 (nach DBP-Gattungskonventionen) waren vierachsige Drehgestell-Postwagen, welche nach Blatt-Nr. 124 des Wagenverzeichnisses von 1897 (Blatt-Nr. 199 des Verzeichnisses von 1913) als zweiter Typ der Generation von Postwagen für den Einsatz in Schnellzügen gebaut wurden.

Post4 Bay 93
Anzahl: 4
Baujahr(e): 1893
Gattung: Post
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 16.424 mm
Länge: 14.000 mm
Höhe: 4.035 mm
Breite: 2.700 mm
Drehzapfenabstand: 10.800 mm
Fester Radstand: 2.500 mm
Nutzmasse: 8.000 kg
Dienstmasse: ca. 26.100 kg
Bremse: Handspindelbremse
Zugheizung: Ofenheizung
Kupplungstyp: Schraubenkupplung
Fußbodenhöhe: 1.272 mm
Zeichnung zu Post4 Bay 93

Entwicklung Bearbeiten

Ab 1890 wurden von verschiedenen Bahngesellschaften – so auch von der K.Bay.Sts.B – die ersten vierachsigen Wagen für Schnellzüge beschafft. Daraus ergab sich auch der Bedarf an adäquaten Wagentypen zur Postbeförderung.

Beschaffung Bearbeiten

Zwischen 1883 und 1926 wurde so insgesamt 144 vierachsige Wagen mit einheitlichem, fünfzehn Meter langem Aufbau und divergierenden Ausstattungen beschafft. 4 davon gehörten zum Typ nach Blatt-Nr. 199. Sie wurden im Jahr 1893 gebaut.

Verbleib Bearbeiten

Alle Wagen wurden von der Reichspost übernommen. Bei der DBP übernahm von diesem Wagentyp zusammen mit den Wagen nach den Blatt-Nr. 198, 200, 201, 202 und 202a noch 71 Stück. Bis ca. 1965 wurden alle Wagen dieser Typen ausgemustert.[1]

Konstruktive Merkmale Bearbeiten

Untergestell Bearbeiten

Der Rahmen der Wagen war komplett aus gewalzten Eisenprofilen und Blechen zusammengenietet. Die äußeren Längsträger hatten eine liegende U-Form mit nach außen weisenden Flanschen. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 650 mm, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 mm. Die Puffer wurden bei Umbauten in den Jahren 1929–1932[2] gegen Hülsenpuffer ausgetauscht. Auf Grund des langen Achsstandes von 10.800 mm wurden die äußeren Längsträger mit einem Sprengwerk verstärkt.

Laufwerk Bearbeiten

Die Wagen hatten aus Blechen und Winkeln zusammengenietete bayerische Regel-Drehgestelle der Bauart mit 2.500 mm Radstand. Gelagert waren die Achsen in geteilten Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper der bayerischen Form 38. Die Längstragfedern hatten eine Länge von 1.130 mm mit einem Querschnitt von 76 mm × 13 mm. Die Quertragfedern hatten eine Länge von 940 mm mit einem Querschnitt von 90 mm x 9 mm. Die Längstragfedern waren 9 Lagen stark, die Quertragfedern 5 Lagen.

Die Spindelhandbremse im hochgesetzten Bremserhaus wirkte auf alle Räder beider Drehgestelle beidseitig. Die Wagen waren alle mit Westinghousebremsen ausgestattet.

Wagenkasten Bearbeiten

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren an den Unterseiten leicht eingezogen, die Stirnwände gerade. Die Wagen besaßen ein flach gewölbtes Dach, welches über die Seitenwände ragte. Auf das Dach war ein Oberlichtaufbau aufgesetzt, der direkt in das hochgesetzte Bremserhaus überging. Dieses war beidseitig nur von außen zugänglich. Die Wagen hatten alle durchgehende, seitliche Laufbretter und Anhaltestangen. Der Zugang zum Innenraum erfolgte beidseitig durch zwei zweiteilige, nach außen aufschlagende Flügeltüren.

Ausstattung Bearbeiten

Der Innenraum war durchgehend und ohne Zwischenwand. Auf der Seite des Bremserhauses befand sich der Packraum, auf der gegenüberliegenden Seite der Briefsortierraum. In der Wagenmitte befanden sich auch der nach beiden Wagenhälften wirkende Ofen sowie der Abort.

Zur Beheizung verfügten die Wagen neben einer Dampf- auch über eine Ofenheizung. Die Beleuchtung erfolgte anfangs durch Gaslampen. Diese wurde ab 1923 in eine elektrische Beleuchtung umgebaut.

Wagennummern Bearbeiten

Herstelldaten Wagennummern je Epoche[3]
Gattungszeichen
Fahrwerk Ausstattung Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
ab 1875 ab 1909
(1907)
Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
Ausgem. Bremsen Anz.
Achs.
Lenk-
achs.
Bl. Hz. Anz.
Abort
Anz. Räume je Typ Bemerkung
Blatt-Nr. 199 Post Post4 Post4 Bay 93 Post 4-b/15 (siehe
Legende)
(siehe
Legende)
B D G P Z
1893 15 294 BrH, Wbr 4 G O, D 1 1 1
15 295
15 296
15 297
Legende Bremsen Handbremstypen BrH = Bremserhaus; Pl = Handbremse auf Plattform; Fsbr = Freisitzbremse
Druckluftbremsen Hnbr = Henry-Bremse; Kp. = Knorr-Bremse; Sbr. = Schleifer-Bremse; Wbr = Westinghouse-Bremse; Wsbr = Westinghouse-Schnellbremse;
Saugluftbremsen Hbr = Hardy-Bremse; Ahbr = Autom. Hardy-Vacuumbremse
Legende BL Arten der Beleuchtung P = Petroleumleuchte; G = Gasleuchte; Gg = Gas-Glühleuchte; El = elektrische Beleuchtung
Legende HZ Arten der Beheizung O = Ofenheizung; D = Dampfheizung; Pr. = Presskohleheizung; L = nur Leitung
Legende Räume Arten der Räume B = Briefabteil; D = Dienstabteil; G = Gepäckabteil; P = Paketabteil; Z = Zollabteil

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Deppmeyer / Kirsch / Wagner; Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen
  2. Deppmeyer / Kirsch / Wagner; Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen
  3. Die Daten sind den Wagenpark-Verzeichnissen der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen, aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897 und 1913, entnommen

Literatur Bearbeiten

  • Deppmeyer / Kirch / Wagner: Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen. 2. Auflage. Transpress Verlag, Leipzig 2003, ISBN 3-613-71215-6.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897).
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913).