Formazza

italienische Gemeinde
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Formazza (walserdeutsch Púmatt, deutsch Pomatt) ist eine Gemeinde in der italienischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola (VB), Region Piemont.

Formazza
Formazza (Italien)
Formazza (Italien)
Staat Italien
Region Piemont
Provinz Verbano-Cusio-Ossola (VB)
Koordinaten 46° 23′ N, 8° 26′ OKoordinaten: 46° 23′ 0″ N, 8° 26′ 0″ O
Höhe 1280 m s.l.m.
Fläche 131 km²
Einwohner 442 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 28030
Vorwahl 0324
ISTAT-Nummer 103031
Bezeichnung der Bewohner Formazzini
Schutzpatron Bernhard von Clairvaux (20. August)
Website Formazza
Formazza im Piemont

Geographie Bearbeiten

Formazza umfasst das Val Formazza (dt. Pomatt), den obersten Abschnitt des vom Fluss Toce (walserdeutsch Riis) gebildeten Tales. Die Fortsetzung des Val Formazza bis nach Domodossola heißt Valle Antigorio.

Über den Griespass (Grenzübergang zur Schweiz auf 2479 m ü. M.) besteht eine Verbindung zum Nufenenpass, von wo aus sowohl das Goms im Kanton Wallis als auch das Val Bedretto im Kanton Tessin erreicht werden können; in Letzteres kommt man auch direkt über den San-Giacomo-Pass. Früher war das Tal ein wichtiger Verkehrsweg, führte doch vom Wallis ein Saumweg über den Griespass in die Lombardei.

Die Gemeinde mit der Fläche von 131 km² umfasst neun ganzjährig bewohnte Weiler: San Rocco[2], Il Passo[3], Foppiano (wdt. Unnrum Schtaldä, dt. Unterstalden)[4], Fondovalle (wdt. Schtaf[ul]wald, dt. Stafelwald), Chiesa (wdt. An/In där Mattu, dt. Andermatten), San Michele (wdt. Tugwald/Tuffald, dt. Tuffwald), Valdo (wdt. und dt. Wald), Ponte (wdt. Zum Schtäg, dt. Zumsteg)[5], Brendo (wdt. Brendu, dt. Brennen), Grovella (wdt. Gurfälu, dt. Gurfelen) und Canza (wdt. Früd[u]wald, dt. Frut[t]wald)[6].

Italienische Nachbargemeinden sind Baceno und Premia. Außerdem grenzt die Gemeinde an die Schweizer Kantone Wallis (Westen) und Tessin (Osten); das einzige deutschsprachige Dorf des Tessin, Bosco/Gurin, ist mit dem Pomatt über die Guriner Furggu verbunden. Formazza ist die nördlichste Gemeinde des Piemont.

Geschichte und Sprache Bearbeiten

Im Mittelalter wurde das Val Formazza von Walsern besiedelt, die aus dem schweizerischen Goms kamen und damit deutschsprachig waren. Der noch heute besonders von der älteren Generation gesprochene höchstalemannische Dialekt (Walserdeutsch), die Bauweise der Häuser und zahlreiche deutsche Flurnamen zeugen von dieser Besiedlung.

Zweimal wurde das Pomatt durch die Walliser besetzt und war eine gemeine Herrschaft der Alten Eidgenossenschaft. Nach der Schlacht bei Marignano im Jahr 1515 mussten die Eidgenossen das Tal an das damals von Frankreich beherrschte Herzogtum Mailand abtreten.

In der deutschen Ortsmundart hat Anna Maria Bacher ab 1988 bedeutsame Dialektliteratur geschaffen. Drei ihrer Dichtungen wurden vom Schweizer Komponisten Heinz Holliger vertont.

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1861 1871 1881 1901 1921 1931 1951 1971 1991 2001 2011 2018
Einwohner 656 683 654 515 517 659 732 577 461 448 442 442

Tourismus und Sport Bearbeiten

Für Bergwanderer stehen die 3A-Hütte über dem Siedelgletscher auf 2922 m ü. M. mit 80 Betten und die Claudio- und Bruno-Hütte am Sabbione-See auf 2710 m ü. M. mit 90 Betten zur Verfügung, beide im Besitz der Operation Mato Grosso (OMG).

An Skianlagen gibt es den Skilift Ponte (1980), die Sesselbahn Sagersboden (seit 1999) und den Skilift Valdo 1 (seit 2001). In Riale besteht eine Langlaufloipe.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Galerie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Angela Bacher: Pomatt, una valle, una comunità, una lingua. Tipolitografia Cerutti, Intra 1983.
  • Angela Bacher: Bärulussä. Il prato più bello dell’orso. Suoni, nomi e luoghi nella parlata walser di Formazza. Tararà Edizione, Verbania 1995.
  • Aristide Baragiola: Folklore di Val Formazza. Ermanno Loescher, Roma 1914.
  • Aristide Baragiola: Documenti latini, italiani e tedeschi di Formazza. In: Bollettino Storico per la Provincia di Novara 3 (1918) und 4 (1919).
  • Silvia Dal Negro: Mantenimento, variazione e morte della lingua nel Walser di Formazza. IX Ciclo. Dissertation Universität Pavia. o. O., o. J.
  • Silvia Dal Negro, Carla Willeit, Alessandra Carpene: Studi su fenomeni, situazioni e forme del bilinguismo. Milano 1999 (Educazione bilingue 20).
  • Silvia Dal Negro: Parlare walser in Piemonte. Archivio sonoro delle parlate walser. Hrsg. vom Centro Studi Walser di Rimella und vom Walserverein Pomatt. Vercelli 2006 [mit 1 DVD].
  • Pio Scilligo: Pumatter Tietsch. Ds Kschrift und die Erst Werter. Il Tedesco di Formazza. La Scrittura e le Prime Parole. Roma 1989 (kleine Grammatik und kleines Wörterbuch, je mit Beispielsätzen).
  • Pio Scilligo: Pumattertietsch Werterbeuch. Dizionario Formazzino – Italiano e Italiano – Formazzino. Pumattertietsch – Waeltsch – Tietsch und Waeltsch – Pumattertietsch – Tietsch. Roma 1993.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Formazza – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. San Rocco auf ETHorama
  3. Il Passo auf ETHorama
  4. Foppiano auf ETHorama
  5. Ponte auf ETHorama
  6. Für die dt. Namen siehe beispielsweise http://digitool.is.cuni.cz:1801/view/action/nmets.do?DOCCHOICE=1142682.xml&dvs=1535752835445~410&locale=de_DE&search_terms=&adjacency=&VIEWER_URL=/view/action/nmets.do?&DELIVERY_RULE_ID=3&divType=