Pomatias

Gattung der Familie Landdeckelschnecken

Pomatias ist eine Gattung auf dem Land lebender Schnecken aus der Familie der Landdeckelschnecken (Pomatiidae) in der Ordnung der Sorbeoconcha. Die ältesten Vertreter der Gattung stammen aus dem Oligozän.

Pomatias

Schöne Landdeckelschnecke (Pomatias elegans)

Systematik
Überordnung: Caenogastropoda
Ordnung: Sorbeoconcha
Unterordnung: Hypsogastropoda
Überfamilie: Littorinoidea
Familie: Landdeckelschnecken (Pomatiidae)
Gattung: Pomatias
Wissenschaftlicher Name
Pomatias
Studer in Coxe, 1789

Merkmale Bearbeiten

Die konisch-geformten Gehäuse der Vertreter der Gattung Pomatias werden bis 25 mm hoch und bis 17 mm breit. Die Männchen sind im Durchschnitt meist kleiner, die Gehäuse sind etwas schlanker und mit einer schmaleren Mündung versehen. Das Verhältnis von Höhe zu Breite ist bei den Arten der Gattung etwas unterschiedlich. Sie haben 4 bis 6 stark gewölbte Windungen, die durch eine tiefe Naht voneinander abgesetzt sind, und einen eher spitz zulaufenden Gehäuseapex. Meist sind die Spirallinien sehr deutlich und kräftig ausgebildet, die etwas schiefen Radiallinien können ebenfalls sehr kräftig sein und mit den Spirallinien ein retikulates Muster bilden. Die Radiallinien können aber auch deutlicher schwächer als die Spirallinien sein. Die Mündung ist rundlich bis schief-eiförmig mit einem mehr oder weniger winklig zulaufenden oberen Ende. Der Mündungsrand ist nur wenig erweitert, einfach und nicht verdickt. Die Endwindung ist unten gerundet und eng genabelt.

Die Gehäuse sind meist gelblichbraun bis rötlich braun, oft mit einem weißen Flammenmuster. Das im Wesentlichen plane Operculum ist verkalkt, hat einige engere Innenwindungen und eine große Endwindung sowie eine leichte Spitze oder Ecke, die in das winklige obere Ende der Gehäusemündung passt. Der Kern des Operkulums (Nucleus) liegt leicht exzentrisch zum Spindelrand hin verlagert.

Das Tier ist relativ groß, der Weichkörper grau-bräunlich mit langen Tentakeln. Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich.

Geographische Verbreitung Bearbeiten

Die Arten kommen hauptsächlich im weiteren Bereich des Mittelmeergebietes vor. Im Norden reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Südengland, Südirland und Dänemark. In Mitteleuropa sind die Vorkommen sehr zerstreut und auf einige wärmebegünstigte Gebiete beschränkt. Im Osten reicht es bis in den nördlichen Kaukasus, im Süden bis Nordafrika. Ein weiteres Vorkommen befindet sich auf den Kanarischen Inseln.

Taxonomie Bearbeiten

Das Taxon wurde 1789 von Samuel Emanuel Studer in William Coxe gültig vorgeschlagen.[1] Der Name leitet sich aus dem Altgriechischen ὁ πωματίας ab, was als "eine Schnecke, welche ihr Häuschen im Winter mit einem Deckel verschließt" interpretiert wird.[2] Pomatias Studer in Coxe, 1789 ist die Typusgattung der Familie Pomatiidae/Pomatiasidae. Der Stamm ist pomati-, der korrekte Familienname lautet daher Pomatiidae. Der Gattungsname wurde lange Zeit im Sinne von Hartmann, 1821 gebraucht. Dieses Taxon ist ein Synonym von Cochlostoma Jan, 1830. Erst Wilhelm Kobelt schränkte den Begriff auf die ursprüngliche Art ein, bzw. gliederte die anderen Arten in die Gattung Cochlostoma aus.[3] Derzeit sind neun bis zehn rezente und ca. 25 ausgestorbene Arten beschrieben. Russische Autoren unterteilen die Gattung in zwei Untergattungen, Pomatias (Pomatias) und Pomatias (Eichwaldipoma) Starobogatov & Anistratenko, 1991:[4]

Die Typusart der Gattung Pomatias Studer in Coxe, 1789 ist die Schöne Landdeckelschnecke (Pomatias elegans).

Literatur Bearbeiten

  • Wilhelm Wenz: Gastropoda extramarina tertiaria. In: Carl Diener (Hrsg.): Fossilium catalogus, 1 Animalium. 17, 18, 20-23, Berlin 1923, S. 1793ff. (biodiversitylibrary.org).
  • Wilhelm Wenz: Gastropoda. Teil I: Allgemeiner Teil und Prosobranchia. In: Handbuch der Paläozoologie. Band 6, Gebrüder Borntraeger, Berlin 1938, S. 535.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. William Coxe: Travels in Switzerland, in a series of letters to William Melmoth, Esq. In three volumes. Vol. III, Cadell, London, S. 388 (gdz.sub.uni-goettingen.de)
  2. Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 1914, Band 2, S. 827.
  3. Wilhelm Kobelt: Das Tierreich. Eine Zusammenstellung und Kennzeichnung der rezenten Tierformen. 16. Lieferung. Mollusca. Cyclophoridae. Friedländer, Berlin 1902, S. 488. (biodiversitylibrary.org)
  4. a b Yuri I. Kantor, Anatoly Schileyko, Maxim V. Vinarski, Alexander V. Sysoev: Catalogue of the Continental Mollusks of Russia and Adjacent Territories. Version 1.0, 15. Februar 2009, (ruthenica.com (Memento des Originals vom 11. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ruthenica.com, PDF)
  5. Adolf Papp, Erich Thenius, Walter Berger, Emil Weinfurter: Vösendorf — ein Lebensbild aus dem Pannon des Wiener Beckens. Ein Beitrag zur Geologie und Paläontologie der unterpliozänen Congerienschichten des südlichen Wiener Beckens. In: Mitteilungen der geologischen Gesellschaft in Wien. Band 46, Wien 1953, S. 23 unten. (zobodat.at [PDF]).
  6. Ewa Stworzewicz: Miocene land snails from Bełchatów (Central Poland), I. Cyclophoridae, Pomatiasidae (Gastropoda, Prosobranchia). In: Paläontologische Zeitschrift. Band 69, Nr. 12, Stuttgart 1995, S. 19–30.
  7. Mathias Neubauer, Thomas A. Neubauer: Opole (Poland) - a ley locality for middle Miocene terrestrial mollusc faunas. In: Bulletin of Geosciences. Band 93, Nr. 1, 2018, S. 71–146 doi:10.3140/bull.geosci.1692