Political Warfare Executive

britische Organisation zur Verbreitung von Anti-Nazi-Propaganda im Zweiten Weltkrieg

Das Political Warfare Executive (PWE; deutsch „Ausschuss für Politische Kriegsführung“[1]) war eine geheime britische Körperschaft während des Zweiten Weltkrieges zur Verbreitung von Propaganda. Offiziell trat es als Political Intelligence Department (PID) auf.

Das PWE wurde 1941 vom Außenministerium gebildet. Ziel war es, die Moral des Gegners zu beeinträchtigen und jene in den von ihm besetzten Ländern zu stärken.

Struktur Bearbeiten

Das PWE wurde von einem Komitee geleitet, bestehend aus

Das Personal bestand aus Mitarbeitern des Ministry of Information, der Propagandateile des Special Operations Executive und des BBC. Sein Hauptquartier lag in Woburn Abbey bei Woburn (Bedfordshire) mit Büros im Bush House der BBC.

Tätigkeit Bearbeiten

Die Hauptformen der Propaganda bestanden in Radiosendungen, gedruckten Postkarten, Flugblättern und Publikationen. Dazu gründete PWE geheime Radiosender wie Gustav Siegfried 1, Soldatensender Calais und Kurzwellensender Atlantik.

Um subversive Nachrichten zu erstellen, konnte man auf verschiedene Quellen zurückgreifen. Die originalen Nachrichtenvorlagen der NS-Pressezentrale an die heimischen Lokalzeitungen und Regionalsender erhielt man durch die Verfügung über einen Hellschreiber, den ein deutscher Korrespondent in seinem Londoner Büro unbeabsichtigterweise zurückgelassen hatte, als er sich bei Kriegsausbruch überstürzt aus England zurückziehen musste. Diese Nachrichten wurden britischerseits gefiltert und im Kern schneller über die eigenen Radiosender gebracht als im angstbesetzten Deutschland. Eine weitere Quelle war das systematisch betriebene Abhören von Gesprächen deutscher Kriegsgefangener. Nicht nur die Kommunikation unter Landsern lieferte Erkenntnisse für die britische Propaganda, sondern auch die Abhöraktion, die auf in Gefangenschaft befindliche und in Trent gemeinschaftlich komfortabel untergebrachte Generäle der deutschen Wehrmacht gerichtet war. Bei solchen Lauschaktionen war man auf die Unterstützung deutscher Muttersprachler angewiesen, die aus den Kreisen der vor den Nazis nach Großbritannien geflohenen deutschen Zuwanderer rekrutiert wurden. Weiterhin bezog man sich auf Ereignisse in NS-Deutschland und dessen besetzten Gebieten, auf Geheimdienstinformationen, Kriegsgefangenen-Vernehmungen, Aufklärungsfotos aus Bombenangriffen und dortige Zeitungsmeldungen. Die Quellen wurden etwa benutzt, um Listen zerstörter Straßen (und selbst von Privathäusern) in angeblichen „real time“-Reportagen aktueller Bombenangriffe über Radio zu senden.

Nach dem D-Day wurde der größte Teil des Personals in die Psychological Warfare Division (PWD/SHAEF) des SHAEF eingefügt. Bei Kriegsende wurde PWE mit der Umerziehung deutscher Kriegsgefangener beauftragt. Wie die Propaganda selbst in weiße, graue und schwarze unterteilt wurde, klassifizierte PWE auch die Gefangenen. Demnach waren sogenannte „Schwarze“ gefährliche und überzeugte Nazis, „Weiße“ galten als NS-Gegner und „Graue“ als einfache Soldaten.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Günter Brakelmann: Helmuth James von Moltke: 1907-1945. Eine Biographie, Verlag C.H.Beck, 2009 – Seite 246

Literatur Bearbeiten

  • Charles Cruickshank: The Fourth Arm. Psychological Warfare 1938–1945. Davis-Poynter, London 1977, ISBN 0-7067-0212-3.
  • David Garnett: The Secret History of PWE. Political Warfare Executive 1939–1945. St Ermins Press, London 2002, ISBN 1-903608-08-2.
  • Ellic Howe: The Black Game. British Subversive Operations Against the Germans During the Second World War. Michael Joseph, London 1982, ISBN 0-7181-1718-2.

Weblinks Bearbeiten

  • PWE, Activities around Milton Keynes