Plettenberg (Adelsgeschlecht)

westfälisches Adelsgeschlecht

Plettenberg ist der Name eines westfälischen Uradelsgeschlechtes. Der Name Plettenberg geht auf den Stammsitz am Fuße des Plattberges, am Zusammenfluss von Grüne und Oester in der heutigen Stadt Plettenberg im Sauerland zurück. Dieser Hof Plettonbrath wird bereits in einer zwischen 1063 und 1078 ausgestellten Urkunde der Abtei Werden erwähnt.[1] Die Familie unterstützte vom 12. bis zum 18. Jahrhundert den Erzbischof von Köln und stellte mehrfach den Marschall von Westfalen.

Wappen derer von Plettenberg

Die Anfänge Bearbeiten

Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung erfolgte 1187 mit der Nennung von Heidolphus de Pletthenbrath in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg.[2][3][4] Er gehörte zu den Gefolgsleuten des Erzbischofs, der 1180 auch Herzog von Westfalen geworden war. Heidolphus de Pletthenbrath half dem Erzbischof, sein Territorium gegenüber den Nachbarn, insbesondere den Grafen von der Mark, abzusichern. Außerdem wird in Sekundärliteratur ein Gotscalcus v. Plettenbracht (1179)[5] bzw. Godeschalcus de plathberch (1193) erwähnt.[2][6]

Hunold I. von Plettenberg (* um 1190) war von 1256 bis 1260 und 1267 Marschall von Westfalen. Heidenreich (Heydenricus) von Plettenberg war 1258 Drost der Grafen von Arnsberg und 1266 Marschall von Westfalen. Seine Brüder (oder Vettern) Otto und Rudolf von Plettenberg waren 1286 Stiftsherren der Abtei Essen. Johann I. von Plettenberg (* vor 1270; † nach 1314), Sohn Heidenreichs und dessen Frau Lucia, war von 1294 bis 1298 und von 1300 bis 1312 Marschall von Westfalen. Rabodo von Plettenberg war 1231 Hauptstifter des Dominikanerklosters Soest. Weitere Marschälle von Westfalen waren Hunold II. (1303) und Hermann (1352).

Die immer wiederkehrenden Namen Guntermann (Guntram), Hunold und Heidenreich, diese auch gleichzeitig in verschiedenen Linien, erschweren eine exakte genealogische Aufarbeitung sehr. Dies zeigen die Ausarbeitungen von u. a. Johann Diederich von Steinen, Max von Spießen, Albert K. Hömberg und Walter Stirnberg, die zum Teil zu abweichenden Zuordnungen kommen.

Die Familie teilte sich im Laufe der Zeit in zwei Stämme auf: Schwarzenberg (protestantisch) und Lenhausen-Stockum (katholisch, mit Ausnahme der Linie Stockum), beide jeweils mit verschiedenen Linien, von denen heute noch drei existieren: Heeren, Lenhausen und Stockum.

Stamm Schwarzenberg Bearbeiten

 
Burg Schwarzenberg, um 1860

Gerhard von Plettenberg (um 1335), ein Sohn Hunolds I., wurde Drost des Grafen Engelbert III. von der Mark. Er ließ als solcher die Burg Schwarzenberg, die in einer Fehde mit dem Grafen Gottfried von Arnsberg Schaden gelitten hatte, ausbessern und verstärken. 1512 gelangte die Burg Schwarzenberg als Pfand in Besitz der Nachfahren Gerhards von Plettenberg. Nachdem sie 1661 in sein Eigentum übergangen war, ließ Christoph von Plettenberg, Drost des Amtes Plettenberg, sie renovieren und im ehemaligen Zwingerbereich einen Barockgarten anlegen. Bis etwa 1830 wurde die Burg von Familienmitgliedern bewohnt, sie befindet sich auch heute noch im Besitz der Nachfahren Christoph von Plettenbergs. Nach einem Blitzeinschlag brannte die Burg am 13. Juni 1864 mit den gesamten übrigen Wohngebäuden völlig ab, so dass die noch stehenden Mauern wegen Einsturzgefahr größtenteils abgerissen werden mussten.

Linien Plettenberg-Heeren und Bodelschwingh-Plettenberg Bearbeiten

Plettenberg-Heeren Bearbeiten

 
Jobst Henrich von Plettenberg-Heeren (1637–1719)
  • Jobst Henrich von Plettenberg (* 1637; † 1719), Sohn von Christoph, wurde 1671 Herr zum Schwarzenberg und Drost des Amtes Plettenberg, heiratete 1679 die Erbtochter des Hauses Heeren bei Kamen, Anna Sophia von Hüchtenbrock. Er wurde 1680 Generalerbe seiner Frau und gründete die Linie Plettenberg-Heeren. Jobst Henrich errichtete die Vorburg des Hauses Heeren und kaufte die im Kirchspiel Heeren liegenden Adelsgüter Haus Werve und Hahnengut und verband sie mit Haus Heeren zu einem Fideikommiss. Er war Inhaber des Patrimonialgerichts Heeren und des Kirchenpatronats Heeren. 1698 wurden Jobst Heinrich von Plettenberg und seine Nachfahren von Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Sein Sohn
  • Ferdinand Christoph Albrecht von Plettenberg (* 1683; † 1761) trat 1719 die Erbfolge in Heeren und Schwarzenberg an. Er war verheiratet mit Amalia Wilhelmina von Bodelschwingh zu Bodelschwingh. Sein Bruder Christoph Diedrich (kurfürstlich-brandenburgischer Capitain), der auf Burg Schwarzenberg wohnte, kaufte 1726 das adlige Haus Hilbeck bei Werl. Als er im selben Jahr starb, fiel das Haus an Ferdinand, der es in das Fideikommiss Heeren eingliederte. Sein ältester Sohn,
  • Gisbert von Plettenberg-Heeren (* 1720; † 1766), erbte 1761 die Güter des Fideikommisses Heeren. Er war verheiratet mit der Erbtochter des Hauses Bodelschwingh, Gisbertine. Diese Ehe wurde 1762 annulliert. Gisbert heiratete in zweiter Ehe Sophia Charlotta von Quadt-Hüchtenbruck. Aus beiden Ehen gingen keine Kinder hervor. Erbe wurde daher Gisberts im Militärdienst stehender Bruder,
 
Johann Adolph Friedrich von Plettenberg-Heeren (1725–1787)
  • Johann Adolph Friedrich von Plettenberg-Heeren (* 1725 in Heeren; † 1787 ebenda). Mit seiner ersten Frau, Sophie Elisabeth („Elise“) von Lüdinghausen genannt Wolff zu Füchten (* 1745; † 1766), hatte er einen Sohn, Karl Wilhelm Georg. 1767 heiratete er seine zweite Frau Henrietta Carolina Albertina von Plettenberg (* 1750 in Stockum; † 1794 in Heeren), Tochter des Generals Christoph Friedrich Steffen von Plettenberg-Stockum vom benachbarten Haus Heyde bei Unna. Mit ihr hatte er zwölf Kinder, die alle vor 1850 starben, unter anderem Friedrich Wilhelm Christopher und Adolf.
  • Karl Wilhelm Georg von Plettenberg-Heeren (* 1765 in Heeren; † 1850 in Drais) heiratete in das Haus Bodelschwingh ein und begründete die Linie Bodelschwingh-Plettenberg zu Bodelschwingh (siehe unten). Sein Halbbruder
  • Friedrich Wilhelm Christopher von Plettenberg-Heeren (* 1769 in Heeren; † 1820 ebenda) erbte Heeren, Hilbeck, Werve und Hahnen und heiratete 1795 Caroline von Bodelschwingh (* 1771 in Bodelschwingh; † 1818 Heeren), eine Schwester der Luise (siehe unter Karl Wilhelm Georg), verheiratet. Sie brachte als Brautschatz die Häuser Gut Oevinghausen, Mehrum und Löhnen mit in die Ehe. Nach ihrem Tod heiratete Friedrich Wilhelm 1818 Maria Sophia von Ascheberg aus dem Haus Venne. Das Erbe in Heeren übernahm 1820 sein erstgeborener Sohn aus erster Ehe,
  • Friedrich Wilhelm („Fritz“) von Plettenberg-Heeren (* 1796 in Heeren; † 1861 ebenda). Er ehelichte 1821 seine Kusine Caroline von Bodelschwingh-Plettenberg, eine Tochter seines Onkels Karl Wilhelm Georg (s. o.). Er trat zunächst in den Militärdienst ein, kämpfte in den Befreiungskriegen und studierte Jura in Heidelberg, Göttingen und Berlin. 1840 verlieh ihm König Friedrich Wilhelm IV. die Kammerherrenwürde. Als er 1861 starb, erlosch die männliche Linie der Familie von Plettenberg-Heeren. Die Erbtochter Bertha (* 1832; † 1900) heiratete Adolf Eugen Ludwig von Bodelschwingh-Plettenberg (siehe unter Bodelschwingh-Plettenberg zu Heeren).
  • Karl Ludwig Adolf von Plettenberg, (* 1801 in Heeren; † 1857 Bodelschwingh), Bruder des Vorigen, übernahm 1830 Haus Mehrum und heiratete 1831 Wilhelmine von Bodelschwingh-Plettenberg aus dem Hause Bodelschwingh. Sie hatten zwei Söhne, Gustav und Udo und begründeten damit die Nebenlinie Plettenberg-Mehrum. Karl von Plettenberg-Mehrum war designierter Kommendator des Johanniterordens, starb jedoch kurz vor der Bestätigung durch den damaligen Herrenmeister der Kongregation.[7] Sein älterer Sohn Gustav Karl von Plettenberg (* 1835 in Mehrum; † 1910 ebenda) war zunächst Premier-Lieutenant in der Garde-Landwehr-Kavallerie, später Rittmeister und einflussreicher Kommendator der Rheinischen Genossenschaft des Johanniterordens.[8] 1862 heiratete er Elisabeth von Rosenberg aus dem Hause Klötzen. Sie hatten vier Kinder, von denen das zweite, Karl Anton von Plettenberg (* 1871 in Mehrum; † 1942 in Köln) den Besitz erbte. Er war königlicher Kammerherr, Major des 1. Garde-Ulanen-Regiment, Vorstand des Norddeutschen Lloyd und Bürgermeister von Voerde. Er war in erster Ehe verheiratet mit der Witwe Margarethe Kohl, die Ehe wurde aber 1919 wieder geschieden. 1930 heiratete er die Witwe Klara Wendelstadt, geb. Pfeifer (* 1877; † 1950) aus Köln. 1929 verkaufte er Haus Mehrum und zog nach Köln, wo er 1942 kinderlos starb. Wenige Jahre später wurde Haus Mehrum beim Rheinübergang der 9. US-Armee im Rahmen der Operation Flashpoint so schwer beschädigt, dass es 1965 abgerissen werden musste. Heute stehen nur noch einige Mauerreste.

Bodelschwingh-Plettenberg zu Bodelschwingh Bearbeiten

 
Carl Wilhelm Georg von Plettenberg-Heeren, ab 1805 von Bodelschwingh-Plettenberg
  • Karl Wilhelm Georg von Plettenberg-Heeren (* 1765 in Heeren; † 1850 in Drais) war seit 1788 in erster Ehe mit Anna Luise Freiin von Bodelschwingh (* 1766 in Bodelschwingh; † 1833 ebenda), Erbtochter auf Bodelschwingh und Sandfort, verheiratet. Als Nichte des letzten Vogts von Elspe hatte sie zehn Jahre zuvor auch die Güter Bamenohl, Borghausen, Oevinghausen, Schwerte, Werl und Westhemmerde geerbt. Aus der Ehe gingen drei Söhne und vier Töchter hervor. Carl fügte mit preußischer Genehmigung ab 1805 seinem Namen und seinem Wappen das derer von Bodelschwingh hinzu und begründete damit die Linie der Freiherren von Bodelschwingh-Plettenberg zu Bodelschwingh. Er war Erbmarschall der Grafschaft Mark, Großkomtur der Deutschordensballei Utrecht und Großmeister des Freimaurerordens. Nach dem Tod seiner Frau Christine im Jahr 1833 heiratete er 1834 in zweiter Ehe die Tochter seines Halbbruders Adolf, Bertha Freiin von Plettenberg (* 1808 in Sedan; † 1845 in Bodelschwingh). Aus dieser Ehe ging die Tochter Marie hervor. Sein Erbe war
  • Carl Gisbert Wilhelm von Bodelschwingh-Plettenberg (* 1821 in Geretzhofen; † 1907 in Bodelschwingh), der die Güter Bodelschwingh, Rodenberg, Geretzhoven und Schwarzenberg erhielt. Er kaufte seinem Bruder Gisbert das Haus Drais ab und war ab 1847 mit Eugenie von Quadt-Wykratdt-Hüchtenbruck (* 1824 in Köln; † 1907 in Dorloh) verheiratet, mit der er bis zum Tode seines Vaters in Bamenohl lebte, anschließend übernahm er Bodelschwingh und Drais. Seine Tochter Wilhelmine („Minette“) (* 1849 in Düsseldorf; † 1920 in Dorloh) brachte diesen Besitz durch Heirat im Jahre 1867 an ihren Ehemann Dodo Alexander Freiherr zu Innhausen und Knyphausen (* 1835 in Potsdam; † 1911 in Dorloh), Herr auf Leer-Thedinga, der dann zusätzlich zu seinem Geburtsnamen auch den Titel Graf von Bodelschwingh-Plettenberg führte. Beide hatten fünf Söhne und drei Töchter. Der Sohn
  • Karl Moritz zu Innhausen und Knyphausen, Graf von Bodelschwingh-Plettenberg (* 1871 in Bodelschwingh; † 1958 ebenda). Diesem folgte sein Sohn
  • Edzard (* 1905; † 1984), der als letzter den Primogeniturtitel Graf von Bodelschwingh-Plettenberg führte. Seine Nachkommen führen alle den Namen Freiherr bzw. Freiin zu Innhausen und Knyphausen. Haus Bodelschwingh und Gut Drais befinden sich bis heute in ihrem Besitz.
  • Adolf von Bodelschwingh-Plettenberg (* 1797; † 1869), Halbbruder von Karl Wilhelm Georg (s. o.), war Rechtsritter des Johanniterordens, wurde in der Schlacht bei Waterloo verwundet, heiratete 1827 Luise von Plettenberg-Heeren und übernahm 1861 das der Familie Bodelschwingh gehörende Rittergut und Schloss Sandfort bei Olfen. Er engagierte sich auch politisch und stand 1830–31 in Kontakt mit dem Freiherrn vom Stein.[9] Seine Tochter Bertha heiratete später ihren Halbonkel Karl Wilhelm Georg (siehe oben).

Bodelschwingh-Plettenberg zu Heeren, später Plettenberg-Heeren Bearbeiten

 
Adolf Eugen Ludwig von Bodelschwingh-Plettenberg (1826–1902)
  • Adolf Eugen Ludwig von Bodelschwingh-Plettenberg (* 1826 in Geretzhoven; † 1902 in Heeren), Sohn des oben genannten Gisbert von Bodelschwingh-Plettenberg, erbte Bamenohl, Borghausen, Schlubberbruch und Weuspert und heiratete 1856 seine Kusine zweiten Grades Bertha von Plettenberg-Heeren (* 1832; † 1900) (s. o. Plettenberg-Heeren), Besitzerin der Güter Heeren, Hilbeck, Werve und Hahnen. Der Sohn
  • Wilhelm-Adolf („Affel“) von Plettenberg-Heeren (* 1902 in Heeren; † 1950 in Hamm). Er heiratete 1930 Emilie Gräfin Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin (* 1909 in Düsseldorf; † 1995 in Hilbeck), mit der er vier Söhne und eine Tochter hatte. Kurz nach dem Tod seines Vaters, 1924, löste er den Fideikommiss Heeren auf. Die Häuser Heeren, Hilbeck, Bamenohl und Weuspert wurden daher unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Diese Häuser werden bis heute von der Familie Plettenberg bewohnt.

Linie Plettenberg-Bamenohl (erloschen) Bearbeiten

Durch die Heirat mit Angela von Heygen um 1440, Miterbin von Bamenohl, kam Heidenreich von Plettenberg in den Mitbesitz des Hauses Bamenohl. Nach dem Tod Heidenreichs erfolgte am 27. Juli 1474[11] eine Erbteilung bei den Plettenbergs, bei der die Brüder Guntermann I. und Heinrich Bamenohl erhielten. Guntermann war seit 1474 mit Katharina von Hanxleden verheiratet. Ihm fiel später auch der Anteil des Bruders Heinrich zu. Die weitere Erbfolge war

  • Guntermann II. von Plettenberg zu Bamenohl (Oberes Haus), verheiratet zunächst mit Margarete (von Ohle?) und später mit Hildegard
  • Ulrich I. von Plettenberg zu Bamenohl (Unteres Haus), verheiratet mit Katharina von Thülen.

Mit dieser Erbfolge blieb Bamenohl bis ins 18. Jahrhundert in ein Oberes und ein Unteres Haus zweigeteilt.

Das Obere Haus erbte Guntermann II. von Plettenberg, sein Erbe wurde Guntermann III. von Plettenberg, der erst Pastor in Elspe war, am 1. März 1560 aber von diesem Amt zurücktrat und Hille von Peick heiratete. Er starb am 2. März 1586. Etwas verworren ist die Nachkommenschaft des Guntermann III. Als Erbe des Oberen Hauses kommt allerdings nur Guntermann IV. infrage, der am 12. Februar 1591 die Katharina Rump zur Wenne heiratete. Über diesen Guntermann berichten Urkunden in der Zeit von 1589 bis 1645. Offensichtlich hatten beide keine Nachkommen, da die Nichte Anna Katharina, Tochter des münsterischen Hofrichters Johann Caspar von Plettenberg (gest. 1626) erbte. Sie heiratete den Oberst Christoph Hans Dietrich von Steckenberg.

Das Untere Haus erbte Ulrich I. von Plettenberg, der mit seiner Frau drei Söhne hatte, Ulrich II., Hermann und Arnd, sowie mit der Dienstmagd Judith noch mindestens zwei weitere Söhne, Ulrich III. und Johann. Ulrich II. bekam bei dem Erbvergleich vom 10. April 1564 das hoch verschuldete Gut Serkenrode und begründete damit die Linie Plettenberg-Serkenrode. Arnd und Hermann erhielten das Untere Haus. Hermann von Plettenberg heiratete Clara Vogt von Elspe zu Borghausen am 25. September 1564. Da beide kinderlos blieben, erbte das Untere Haus Bamenohl der Bruder von Clara, Bernhard (Johann Bernhard Christoph) Vogt von Elspe zu Borghausen. Damit war auch dieser Zweig der Plettenbergs erloschen. Haus Bamenohl gelangte über 200 Jahre später allerdings an die Heerener Linie der Plettenbergs (s. o. Karl Wilhelm Georg von Plettenberg-Heeren).

Linie Plettenberg-Serkenrode (erloschen) Bearbeiten

1539, I. 6. Thonies von Laer und seine Ehefrau Petronilla verkauften für eine Summe Geldes an Ulrich (I.) von Plettenberg zu Bamenoll und dessen Ehefrau Katharina ihre Güter zu Nieder Niedernbamenoll und Serckenrode und die Eigenleute daselbst zur Hälfte.[12] Durch einen Erbvergleich 1564 erhielt der um 1530 geborene Ulrich II. das hoch verschuldete Serkenrode. Er heiratete Margarete von Luggenhausen aus Livland und zog um 1577 nach Serkenrode. Wegen dieser Heirat wurde er erst enterbt, erhielt dann allerdings das Gut Serkenrode. Ulrich II. hatte mindestens drei Kinder, darunter Gertrud von Plettenberg, die Mätresse Ernst von Bayerns. Sein Sohn Anton (*~1569–1633) war der letzte von Plettenberg zu Serkenrode, verheiratet am 26. Juni 1590 mit Elisabeth von Merlau. Die beiden Söhne Caspar Daniel und Georg Christoph starben früh ohne bekannte Nachkommen. Die Tochter Anna Catharina heiratete Jobst von Schledorn, Eva Heinrich Ernst von Bruch, daher wurde das Gut später auch Bruch'sches Gut genannt.

Stamm Lenhausen-Stockum Bearbeiten

 
Schloss Lenhausen

Linie Plettenberg-Lenhausen (katholisch) Bearbeiten

 
Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg (1644–1706)

Heidenreich von Plettenberg (* um 1450; † 1485), der zweite Sohn des Heidenreich von Plettenberg zu Bamenohl, wurde auf der Waldenburg geboren und war Miterbe von Gut Finnentrop. 1457 erwarb er das Schloss Lenhausen von Heinrich von Lenhausen, der kinderlos geblieben war. Er heiratete Adelheid von Wrede und teilte 1483 seinen Besitz unter seinen beiden Söhnen auf. Lenhausen wurde in ein oberes und unteres Haus geteilt.

Heinrich von Plettenberg zu Lenhausen, das dritte Kind, heiratete 1575 Margarethe Agathe von Böckenförde und hatte mit ihr sieben Kinder.

  • Christian von Plettenberg zu Lenhausen (1576–vor 1646), ihr ältester Sohn erhielt das untere Haus und heiratete Anna Vogt von Elspe zu Borghausen und Bamenohl. Aus der Ehe gingen die Kinder Ida (* 1603, † 1671, Äbtissin des Stift Fröndenberg), Christian (1612–1687) und Bernhard (1618–1679) hervor, der 1643 Odila von Fürstenberg heiratete, die ihm neun Kinder gebar.
Ferdinand (1690–1737) wurde Premierminister unter dem Kölner Erzbischof und Kurfürsten Clemens August I. von Bayern und war wichtiger Unterstützer von Maria Theresia von Österreich bei der Thronfolge für die Habsburgischen Erblande. Er war Begründer der Linie Plettenberg-Wittem bzw. Mietingen, die später erlosch. Unter ihm wurde 1734 das monumentale Schloss Nordkirchen fertiggestellt, das bis 1833 im Familienbesitz blieb.
Sein Bruder Friedrich Bernhard Wilhelm erwarb 1710 das Schloss Hovestadt in Lippetal, das bis heute von der Familie bewohnt wird. 1733 verlegte die Familie ihren Hauptwohnsitz von Lenhausen dorthin. 1874 ließ sie das Obere Haus Lenhausen instand setzen. Seit 1927 nutzt ein Zweig der Familie es wieder als Familiensitz.

Der in Hovestadt geborene Bildhauer Bernhard von Plettenberg stammte aus dieser Linie. Die österreichische Mixed-Martial-Arts-Kämpferin und CrossFitterin Livia von Plettenberg trägt den Familiennamen durch Adoption.[13]

Linie Plettenberg-Wittem bzw. Plettenberg-Mietingen (erloschen) Bearbeiten

 
Kasteel Wittem

Ferdinand von Plettenberg-Lenhausen kaufte die Herrschaften Eys und Wittem, wurde 1724/25 zum „Graf von Plettenberg und Wittem“[14] erhoben und erlangte dadurch 1732 die Reichsstandschaft mit Sitz und Stimme im Kollegium der westfälischen Reichsgrafen. Dieser reichsständische Besitz ging 1801 durch den Frieden von Lunéville an Frankreich verloren. Er heiratete Bernardina Alexandrina von Westerholt-Lembeck (* 1695). Unter seinem Sohn Franz Joseph geriet die Familie in Konkurs, den sie erst durch den Verkauf von zahlreichen Gütern sowie Krediten von Verwandten beenden konnte. Sein Enkel Maximilian Friedrich stürzte die Familie kurz danach in einen zweiten Konkurs.[15]

Beim Reichsdeputationshauptschluss 1803 erhielt Maximilian Friedrich mit den Orten Mietingen und Sulmingen in Schwaben eine Entschädigung. Die beiden Orte wurden zur „Grafschaft Mietingen“ erhoben, die aber bereits 1806 mediatisiert wurde und als Standesherrschaft an das Königreich Württemberg fiel.[16] Graf Maximilian Friedrich von Plettenberg-Wittem zu Mietingen (1771–1813) war der letzte männliche Spross dieser Linie. Seine Tochter Maria aus der Ehe mit Maria Josephina geb. Gräfin von Gallenberg (1784–1839) heiratete 1833 den k.u.k. Kämmerer Nicolaus Graf von Esterházy de Galantha.

Linie Plettenberg-Stockum (protestantisch) Bearbeiten

 
Widerstandskämpfer Kurt Frhr. von Plettenberg (1891–1945)

Hermann von Plettenberg, Eigentümer des Oberen Hauses in Lenhausen, kaufte 1494 das Rittergut Stockum von den Brüdern Friedrich und Ewert von Neheim und begründete so die Linie zu Lenhausen und Stockum, deren Mitglieder bereits seit dem Dreißigjährigen Krieg häufig Karriere im Militärdienst gemacht hatten. Sie gehörten zum protestantischen Teil der Familie und verlegten ihren Lebensmittelpunkt später nach Bückeburg, dem Sitz des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe, und nach Berlin.

Aus dieser Linie stammten auch:

  • Mauritz Henrich von Plettenberg (* 1668), Herr zu Nieder-Lenhausen, Finnentrop und Stockum, Generalmajor der Infanterie in holländischen Diensten, sein Sohn

Plettenberg in den Niederlanden (erloschen) Bearbeiten

Die ersten beiden 1591/92 nachweisbaren van Plettenberg, Hauptmann Willem (* um 1540; † vor 23. Februar 1611) und Johann, führten noch den Zusatz von Lenhausen. Schwennicke vermutet, dass die beiden Brüder von Wilhelm von Plettenberg, genannt von Engstfeld, abstammen.[17]

1661 wurde Hans Willem (* um 1646; † 10. März 1698 in Sluis) als Freiherr von Plettenberg und Lenhuisen in den Stand eines H.R. Rijksbaron erhoben. Sein Nachkomme Henrik Casimir (* 1697; † 1740) war Oberst in der Oranier-Garnison in Leeuwarden. Mit Dekret vom 22. Oktober 1814 wurde ein Nachkomme Hans Willems durch Souverein Besluit als zum Adel Frieslands zugehörig anerkannt. 1825 wurden zwei weitere Familienmitglieder in den Ritterstand berufen.

Aus der Linie stammt auch der Gouverneur der Kapkolonie Joachim van Plettenberg (1771–1785), sowie vermutlich die Maler Matthieu van Plattenberg (1607–1660) und sein Sohn Nicolas de Plattemontagne (1631–1706). Die letzte Namensträgerin, Elisabeth Mechteld Baroness van Plettenberg, starb am 7. Juni 1929 in Den Haag.

Plettenberg im Baltikum (erloschen) Bearbeiten

 
Wolter von Plettenberg, Deutschordensmeister von Livland

Im 15. und 16. Jahrhundert stellte die Familie mehrere Mitglieder des Deutschen Ordens in Livland. So wird Walter von Plettenberg 1422 als Komtur von Dobeln genannt. Godert von Plettenberg war 1450 Landmarschall von Livland.

Wolter von Plettenberg, der bekannteste von ihnen, geboren auf Burg Meyerich, wurde 1494 Landmeister in Livland und besiegte 1502 ein zahlenmäßig überlegenes Heer des Moskauer Großfürsten Iwan III. in der Schlacht am Smolinasee. 1525 wurde er von Kaiser Karl V. für sich und seine Nachfolger in den Reichsfürstenstand mit Sitz und Stimme auf den Reichstagen erhoben.

In Kurland heiratet Heinrich von Plettenberg aus Linden 1625 Elisabeth von Manteuffel a.d.H. Schönwerder (* ~1610), Tochter des Kanzlers Michael von Manteuffel, Erbin von Grafenthal, Schönwerder und Mißhof (Dzimtmisa). 1745 wird Heinrich Ernst von Plettenberg erwähnt, Oberstleutnant und polnischer Geheimer Rat, Erbherr von Samiten (Zemīte), ebenso sein Bruder George Friedrich von Plettenberg, Regierungsrat und Erbherr auf Linden (Linde), Meddum (Medumi), Kalkuhnen (Kalkūne) und Berkenhagen (Birkineļi) als Söhne eines Heinrich Gerhard von Plettenberg erwähnt.

Wappen Bearbeiten

Das Stammwappen ist gespalten, heraldisch rechts gold, links blau. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken eine blaue und eine goldene Reiherfeder.[18] Eine Ähnlichkeit mit dem Wappen des Adelsgeschlechts Vogt von Elspe ist erkennbar.

Namensträger (chronologisch) Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Sekundärliteratur Bearbeiten

  • Albert K. Hömberg: Geschichtliche Nachrichten über Adelssitze und Rittergüter im Herzogtum Westfalen und ihre Besitzer/ H. 10. Kirchspiele Elspe, Förde, Kirchhundem, Kirchveischede, Oberhundem, Rahrbach und Schönholthausen (Kreis Olpe II). Historische Kommission für Westfalen, Münster 1975.
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1908. Verlagsanstalt München/Regensburg, 1908.
  • Sven Solterbeck: Blaues Blut und rote Zahlen. Westfälischer Adel im Konkurs 1700-1815. In: Internationale Hochschulschriften. Band 653. Waxmann Verlage, Münster 2018, ISBN 978-3-8309-3869-9, S. 455.
  • Wilhelm Voss: Fretter und seine alten Höfe, Abschrift 2012. Heimatbund Finnentrop, 1940 (heimatbund-finnentrop.de [PDF]).
  • Friedrich W. Schulte: Der Streit um Südwestfalen im Spätmittelalter: die Grafen von der Mark, die Erzbischöfe von Köln; im Blickpunkt: die Burg Schwarzenberg. Hrsg.: Heimatbund Märkischer Kreis. Mönnig, Iserlohn 1997, ISBN 3-922885-86-1, S. 232.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Plettenberg (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wilhelm Crecelius: Traditiones Werdinenses. Zweiter Teil. In: Bergischer Geschichtsverein (Hrsg.): Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Band 7. Marcus, 1871, DNB 199234175, ZDB-ID 210861-6, S. 9 (315 S., bsb-muenchen.de [abgerufen am 15. August 2017]).
  2. a b Urkunde des Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg. In: Findbuch des Klosters Oelinghausen - Urkunden. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, 1187, S. 10, abgerufen am 31. August 2022 (Signatur: A 118u / Kloster Oelinghausen / Urkunden, Nr. 10).
  3. Digitalisat der Urkunde des Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, 1187, abgerufen am 31. August 2022 (Latein).
  4. Abschrift der Urkunde des Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg. Johann Suibert Seibertz, 1187, abgerufen am 31. August 2022 (Latein, vgl. Seibertz, S. 129).
  5. Johann Diederich von Steinen: Theil 4, Stück 28. Historie von der Stadt Hattingen, Gericht Herbede, Gericht Heeren und Kirchspiel Curll. Peter Florenz Weddigen, 1760, S. 815, abgerufen am 29. Januar 2019.
  6. Abschrift der Urkunde vgl. Seibertz, S. 141f
  7. Albrecht v. Cossel, Hubertus Dittmar, Roland Siegert, Anja-Alexandra Jackowski: Die Kommendatoren der Rheinischen Genossenschaft des Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem 1852–2017. Hrsg.: Rheinische Genossenschaft des Johanniterordens. Wolfgang v. Meibom. 1855–1857. Freiherr Karl v. Plettenberg-Mehrum. Druckerei Kleinschmidt, Leverkusen 2017, S. 29.
  8. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1896. Orden und Ehrenzeichen. R. v. Decker (G. Schenck), Berlin 10. Dezember 1895, S. 46 (google.de [abgerufen am 14. Mai 2023]).
  9. Landesarchiv NRW, Findbuch
  10. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 205.
  11. Staatsarchiv Münster, Dep. v. Plettenberg-Lenhausen, Urk. 440 und Arch. Hovestadt Urk. 114.
  12. Gräfl. Plettenbergsches Archiv Heeren, Archivteil Bamenohl, Dr. Diestelkamp 70a. 57.
  13. Gottfried Graf Finck v. Finckenstein, Christoph Franke: Gräfliche Häuser Band XIX. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des Adels. Band 146. C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2009, ISBN 978-3-7980-0846-5, S. 287–322, S. 309.
  14. Johann Jacob Moser: Staatsrecht derer Reichsgräflichen Häuser von der Leyen, von Plettenberg und von Virmont. Vollrath, Leipzig 1744, S. 12
  15. Sven Solterbeck: Blaues Blut und rote Zahlen. Westfälischer Adel in Konkurs 1700–1815. Waxmann, Münster 2018, ISBN 978-3-8309-3869-9, S. 184–223.
  16. Georg Leopold von Zangen: Die Verfassungs-Gesetze deutscher Staaten in systematischer Zusammenstellung, Erster Teil, Leske, 1828, S. 238 (Google Books)
  17. Schwennicke: Stammtafeln XXIV, Vorwort ungezählte Seite 3
  18. Max von Spießen: Wappenbuch des westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, S. 47, 1. Band, Görlitz 1901–1903