Pitane (Aiolis)

Siedlung in der Türkei

Pitane (altgriechisch Πιτάνη) war eine antike Stadt mit zwei Häfen in der mysischen Aiolis beim heutigen Çandarlı in der Türkei.

Kouros aus Pitane, heute Archäologisches Museum Bergama

Geschichte Bearbeiten

Pitane galt als sagenhafte Gründung der Amazones und wurde, gemäß Diodor, nach der Amazone Pitane benannt.[1]

Die Stadt war Mitglied im Attisch-Delischen Seebund. Im Jahr 336 v. Chr. belagerte Parmenion Pitane vergeblich.[2] Für 380 Talente kaufte sich Pitane 281 v. Chr. von Antiochos I. Land hinzu und blieb bis 133 v. Chr. freie Stadt im Pergamenischen Reich. Im Ersten Mithridatischen Krieg floh Mithridates VI. nach Pitane und wurde dort von Gaius Flavius Fimbria eingeschlossen. Auf Anweisung Sullas ließ ihn der Flottenkommandant Lucullus zur See entkommen. In der römischen Kaiserzeit erlitt Pitane bei einem Erdbeben schwere Schäden.[3]

In christlicher Zeit war die Stadt Suffraganbistum von Ephesos, darauf geht das Titularbistum Pitanae zurück.

Archäologie Bearbeiten

Pitane lag auf einer Halbinsel, auf der später ein venezianisches Kastell errichtet wurde. Die Grabungen des Archäologen Ekrem Akurgal in den Jahren 1959 bis 1965 blieben unveröffentlicht.[4] In der Stadt selbst wurde bisher offiziell noch nicht gegraben, daher gibt es bis auf Keramik kaum archäologische Funde von dort. Reste der Stadtmauer sind zu erkennen, außerdem die Lage des Theaters und eines vermutlichen Stadions. Grabungen in den Nekropolen erbrachten Keramikfunde aus der mykenischen, protogeometrischen, geometrischen, orientalisierenden und archaischen Zeit.

Eine Sorte von roter Keramik (Eastern Sigillata), die zwischen dem 1. und dem frühen 4. Jahrhundert dort produziert wurde, wird als Çandarlı- bzw. Pitane-Ware bezeichnet und wurde besonders in Pergamon verwendet.[5]

Ein Kouros aus Pitane aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ist im Archäologischen Museum Bergama ausgestellt.

Personen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Stadt und Landschaft (= Altertümer von Pergamon Band 1, 1). Berlin 1912, S. 99–100 (Digitalisat).
  • Siegfried Loeschcke: Sigillata-Töpfereien bei Tschandarli. Bericht über die Ergebnisse einer Versuchsgrabung im Jahre 1911. In: Athenische Mitteilungen 37, 1912, S. 344–407 (Digitalisat).
  • Josef Keil: Pitane. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XX,2, Stuttgart 1950, Sp. 1841–1843 (Digitalisat).
  • Ekrem Akurgal: Pitane (Candarli) Turkey. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • George Ewart Bean: Kleinasien. Band 1. Die ägäische Türkei von Pergamon bis Didyma. 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1987, ISBN 3-17-009678-8, S. 114–117.
  • Elmar Schwertheim: Pitane. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 1051–1052.
  • Yasemin Tuna-Nörling: Die attisch-schwarzfigurige Keramik und der attische Keramikexport nach Kleinasien. Die Ausgrabungen von Alt-Smyrna und Pitane (= Istanbuler Forschungen Band 41). Wasmuth, Tübingen 1995, ISBN 3-8030-1762-9.
  • Eric Laufer: Die urbanistische Entwicklung von Kane und Pitane. Ergebnisse des Kane Regional Harbour Survey 2014–2015. In: Urbanism and architecture in ancient Aiolis. Proceedings of the International Conference from 7th–9th April 2017 in Çanakkale (= Asia Minor Studien Band 95). Habelt, Bonn 2020, S. 217–232.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Pitane – Sammlung von Bildern
Münzen

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Diodor 3, 55, 6; Otto Höfer: Pitane 2. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,2, Leipzig 1909, Sp. 2513 (Digitalisat).
  2. Diodor 17, 7, 9.
  3. Orosius 7, 12.
  4. Ekrem Akurgal: Çandarlı (Pitane) Kazısı. In: Türk Arkeoloji Dergisi 10, 1, 1960, S. 5–6 (Digitalisat).
  5. Eastern Sigillata C (Çandarli) aus Illion (Troja); Çandarlı Ware beim Levantine Ceramics Project.
  6. Tiziano Dorandi: Métrodore de Stratonicée. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 4, Paris 2005, S. 518; John Glucker: Antiochus and the Late Academy. Göttingen 1978, S. 113 und Anm. 53 ist hinsichtlich der Lesung des Namens Metrodoros von Pitane anderer Meinung.

Koordinaten: 38° 56′ N, 26° 56′ O