Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI.
Die Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. ist eine Hochschule der römisch-katholischen Kirche im Zisterzienserkloster Stift Heiligenkreuz bei Heiligenkreuz im Wienerwald.

Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. | |
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Gründung | 28. Januar 2007 |
Ort | Heiligenkreuz |
Bundesland | Niederösterreich |
Land | Österreich |
Rektor | Wolfgang Klausnitzer |
Studierende | 331 (2021/2022) |
Website | hochschule-heiligenkreuz.at |
GeschichteBearbeiten
Die Entwicklung des höheren theologischen Lehrbetriebs im Stift Heiligenkreuz hat eine lange Tradition, die weit in das Mittelalter zurückreicht. Seit 1802 gibt es dort eine kirchlich und staatlich anerkannte Einrichtung für die Priesterausbildung, ein Institutum Theologicum, das zunächst für den Bedarf der vier niederösterreichischen Zisterzienserstifte Zwettl, Neukloster, Heiligenkreuz und Lilienfeld eingerichtet wurde.
Das Institut in Heiligenkreuz war unausgesprochene Bestätigung dafür, dass sich die aus dem josephinischen Staatskirchentum hervorgegangenen aufklärerischen Generalseminarien nicht bewährt hatten. Der (personell veränderte) Kaiserhof befand inzwischen, dass theologische Bildung Herz, Seele und Verstand bedürfe, zukünftige Ordensmänner daher im Kloster besser aufgehoben wären.
Wie bei den vergleichbaren Hauslehranstalten der Stifte Klosterneuburg, Melk, Lilienfeld, Göttweig und St. Florian blieben im 19. Jahrhundert die Hörerzahlen unter 20. Ausschließlich Zisterzienser wurden zu Professoren ernannt. Mit dem Aufstieg der deutschsprachigen Theologie Mitte des 19. Jahrhunderts erhielten die Heiligenkreuzer Professoren langsam ein neues Profil. Statt nur aus staatlich approbierten Handbüchern vortragen zu dürfen, erlangten sie zunehmend wissenschaftliche Selbständigkeit, wichtige Bereiche der Ordensgeschichte, Bibelwissenschaft und Spirituellen Theologie erforschend.
Heiligenkreuzer Professoren erlangten Studienabschlüsse an Universitäten in Wien, Tübingen und Rom, ebenso folgten bald Lehraufträge außerhalb des klösterlichen Institutum Theologicum. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hat der Heiligenkreuzer Lehrbetrieb fast unverändert das Profil des ausgehenden 19. Jahrhunderts beibehalten, in dem Scholastik, Mediävistik und Bibelbewegung prägend waren.
Die Hörerschaft in Heiligenkreuz nahm rasch zu, als das Institutum Theologicum dem Bischof von Regensburg, Rudolf Graber, in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanum bekannt wurde. Er schickte Studenten (vor allem Spätberufene) nach Heiligenkreuz, um sie im Rahmen der Ordenshochschule, jedoch in einem Weltpriesterseminar wohnhaft, dem damaligen „Collegium Rudolphinum“ auf den Priesterberuf vorbereiten zu lassen. Bald folgten Seminaristen aus anderen Diözesen und Ordensgemeinschaften. Im Jahr 1976 erfolgte die Erhebung zur Philosophisch-Theologischen Hochschule.[1] 2007 wurde das Priesterseminar Rudolphinum der Verantwortung des Stiftes und einer Kommission österreichischer Bischöfe unterstellt und in Leopoldinum umbenannt.
Am Gedenktag des hl. Thomas von Aquin, dem 28. Januar 2007, wurde die Hochschule von Papst Benedikt XVI. in den Rang eines päpstlichen Athenaeums (päpstliche Hochschule) erhoben. Am 9. September 2007 besuchte Papst Benedikt XVI. das Stift und die nach ihm benannte Päpstliche Hochschule und lobte sie wegen der Verbindung von Theologie und Spiritualität als „profilierten Studienort“.
Im Oktober 2017 distanzierten sich Abt Maximilian Heim und Hochschulrektor Karl Wallner von dem in Heiligenkreuz lehrenden Gastprofessor Thomas Stark, nachdem dieser durch die Unterzeichnung einer Stellungnahme Papst Franziskus Häresie vorgeworfen hatte.[2]
HochschuleBearbeiten
Die Philosophisch-theologische Hochschule päpstlichen Rechtes ist vorwiegend der Ausbildung angehender Priester der Katholischen Kirche gewidmet. Sie ist derzeit die einzige aktive Ordenshochschule in Österreich und die einzige Hochschule im Zisterzienserorden. Sie ermöglicht ein staatlich und kirchlich anerkanntes Studium der katholischen Theologie und ist zugleich für Ordensgeistliche mit einem Priesterseminar verbunden.
Im Wintersemester 2021/2022 waren an der Hochschule 331 Hörer immatrikuliert, darunter 177 Ordensleute und Seminaristen sowie 154 Laien (einschließlich 58 Gasthörern), darunter 58 Frauen. 33 der Ordensleute sind Zisterzienser.[3]
Seit 2002 ist die Hochschule auch außeruniversitär in der kirchlichen Erwachsenenbildung tätig und unterstützt das Institut St. Justinus bei der Ausbildung von Katechisten.
StudienmöglichkeitenBearbeiten
- Studium Generale
- Zehnsemestriges Diplomstudium der Katholischen Theologie: Katholische Fachtheologie mit dem Abschluss Magister Theologiae.
- Zwölfsemestriges Studium im Dritten Bildungsweg für Studenten ohne Matura bzw. Abitur.
- Lizentiat „Spiritualität und Evangelisation“
- Lizentiat „Pastoral und kirchliche Medienarbeit“
- Zusatzausbildung: Theologie des Leibes
- Zusatzausbildung: Leib-Bindung-Identität
Die Hochschule Heiligenkreuz verfügt nicht über das Promotions- oder Habilitationsrecht.
EinrichtungenBearbeiten
Organisatorisch ist die Hochschule Heiligenkreuz in folgende Institute gegliedert:
- Institut für Philosophie
- Institut für Biblische Wissenschaften
- Institut für Kirchengeschichte und Kirchenrecht
- Institut für Pastoraltheologie, Homiletik, Katechetik und Religionspädagogik
- Institut für Moraltheologie
- Institut für Ethik und Sozialwissenschaften
- Institut für Liturgiewissenschaft und Kirchliche Musik
- Institut für Spirituelle Theologie und Religionswissenschaft
- Institut für Dogmatik und Fundamentaltheologie
Ebenso befinden sich an der Hochschule Heiligenkreuz das Europainstitut für Cistercienserforschung, derzeitiger Leiter: Moses Hamm,[4] und das Europäische Institut für Philosophie und Religion, derzeitige Leiterin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.[5]
LeopoldinumBearbeiten
Für Priesteramtskandidaten aus den deutschsprachigen Diözesen, insbesondere jene, die im Dritten Bildungsweg studieren, existiert mit dem Leopoldinum ein überdiözesanes Priesterseminar in unmittelbarer Nähe zum Stift Heiligenkreuz.[6][7]
Leitung und LehrkörperBearbeiten
Großkanzler (lat. Magnus Cancellarius) ist der jeweils amtierende Abt von Heiligenkreuz, seit dem 10. Februar 2011 Maximilian Heim. Auch der Rektor und der Vizerektor, sowie ein großer Teil des Lehrkörpers, waren historisch Zisterzienser von Heiligenkreuz. Im Lehrkörper sind auch Ordenspriester, Ordensbrüder und -frauen anderer Ordensgemeinschaften, sowie Diözesanpriester und Laien vertreten.
Karl Wallner leitete die Hochschule von 1999 bis 2019, zunächst im Rang eines Dekans, dann als Rektor; sein Nachfolger als Rektor war Wolfgang Buchmüller (2019–2022).[8][9] Buchmüllers Amtszeit wurde nicht verlängert;[10] während seines Rektorats wurde eine außerordentliche Visitation der Hochschule vom Vatikan einberufen und durch den Kanzler der Erzdiözese Wien, Gerald Gruber, und Innsbrucker Kirchenrechtler Wilhelm Rees durchgeführt.[11] Nachfolger wurde Wolfgang Klausnitzer,[12][13] ein emeritierter deutscher Professor und Diözesanpriester, der zur Zeit der Ernennung 72 war und der erste Nichtzisterzienser ist, der die Agenden der Hochschule führte.
Bekannte DozentenBearbeiten
- Markus Stephan Bugnyar
- Immo Bernhard Eberl
- Peter Egger
- Augustinus Fenz OCist
- Rüdiger Feulner
- Johannes Hartl
- Ferdinand Holböck
- Leopold Janauschek OCist
- Matthäus Kurz OCist
- Franz Lackner OFM
- Andreas Laun OSFS
- Ludger Müller
- Wilhelm Anton Neumann OCist
- Abt Gregor Pöck OCist
- Robert Prantner
- Floridus Röhrig CanReg
- Friedrich Schipper
- Nivard Schlögl OCist
- Walter Schücker OCist
- Gero P. Weishaupt
- Abt Alois Wiesinger OCist
WeblinksBearbeiten
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ katholische-theologie.info – Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
- ↑ Heiligenkreuz distanziert sich von Papstkritik. Die Presse vom 21. Oktober 2017.
- ↑ Hörerstatistik für das WS 2021/22. In: Hochschule Heiligenkreuz. 1. Oktober 2021, abgerufen am 19. Mai 2022.
- ↑ Hochschule Heiligenkreuz: EUCist – Europainstitut für Cistercienserforschung. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
- ↑ Hochschule Heiligenkreuz: EUPHRat Europäisches Institut für Philosophie und Religion. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
- ↑ Hochschule Heiligenkreuz: Leopoldinum. Abgerufen am 25. Dezember 2021.
- ↑ Überdiözesanes Priesterseminar Leopoldinum Heiligenkreuz: Der Auftrag . Abgerufen am 25. Dezember 2021.
- ↑ Leitung. In: www.hochschule-heiligenkreuz.at. Abgerufen am 17. Juni 2020.
- ↑ Wolfgang Buchmüller neuer Rektor der Hochschule Heiligenkreuz. Artikel vom 30. Jänner 2019, abgerufen am 31. Jänner 2019.
- ↑ Ein Dank-Fest. In: Hochschule Heiligenkreuz. 8. Dezember 2022, abgerufen am 17. Januar 2023.
- ↑ Protokoll der Hochschulsitzung vom 7. Juni 2021, TOP 3: Bericht über die kanonische Visitation.
- ↑ Wir haben einen neuen Rektor. In: Hochschule Heiligenkreuz. 17. Januar 2023, abgerufen am 17. Januar 2023.
- ↑ Deutscher Theologe wird neuer Rektor der Hochschule Heiligenkreuz. Katholisch.de, 17. Januar 2023, abgerufen am 17. Januar 2023.
Koordinaten: 48° 3′ 19″ N, 16° 7′ 49″ O