Phenoxybenzamin ist ein Arzneistoff, der zur Gruppe der Alphablocker (α-Sympatholytika) gehört. Er wirkt peripher blutgefäßerweiternd und wird als Antihypertensivum bei Phäochromozytom eingesetzt.

Strukturformel
Struktur von Phenoxybenzamin
1:1-Gemisch der (R)- und der (S)-Form
Allgemeines
Freiname Phenoxybenzamin
Andere Namen
  • (RS)-N-Benzyl-N-(2-chlorethyl)-1-(phenoxy)-2-aminopropan (IUPAC)
  • (±)-N-Benzyl-N-(2-chlorethyl)-1-(phenoxy)-2-aminopropan
  • (RS)-Benzyl-(2-chlorethyl)-(β-phenoxyisopropyl)-amin
  • (±)-Benzyl-(2-chlorethyl)-(β-phenoxyisopropyl)-amin
  • Dibenzylin
Summenformel C18H22ClNO
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 200-446-8
ECHA-InfoCard 100.000.406
PubChem 4768
ChemSpider 4604
DrugBank DB00925
Wikidata Q419824
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C04AX02, G04BD20

Wirkstoffklasse

Alphablocker

Eigenschaften
Molare Masse 303,83 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

38–40 °C[1]; 137,5–140 °C (Hydrochlorid)[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Hydrochlorid

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​351
P: 201​‐​301+312+330​‐​308+313[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

In Deutschland findet Phenoxybenzamin auch als urologisches Spasmolytikum bei neurogenen Blasenentleerungsstörungen Anwendung. Auch bei Katzen wird der Wirkstoff zur besseren Blasenentleerung bei obstruktiver Feline Lower Urinary Tract Disease eingesetzt.[4]

Der Wirkstoff wird in racemischer Form als Hydrochlorid verwendet.[2]

Wirkmechanismus Bearbeiten

Phenoxybenzamin ist ein irreversibler Blocker von α1- und α2-Rezeptoren, wobei die Blockade auf einer Alkylierung des Rezeptors beruht.

Unerwünschte Wirkungen Bearbeiten

Die gravierendste Nebenwirkung von Phenoxybenzamin ist die orthostatische Hypotonie, die für Alphablocker charakteristisch ist. Im Tierversuch hat sich der Wirkstoff bei intraperitonealer Anwendung als carcinogen erwiesen.[2]

Herstellung Bearbeiten

Die Synthese von racemischem Phenoxybenzamin gelingt schrittweise ausgehend von 1-Phenoxypropan-2-ol. Zunächst wird die Alkoholfunktion mittels Thionylchlorid durch ein Chloratom substituiert, dann erfolgt eine nucleophile Substitution mit Ethanolamin. Das so erhaltene sekundäre Amin wird mit Benzylchlorid umgesetzt und anschließend die mit dem Ethanolamin eingeführte Alkoholfunktion analog zum ersten Schritt durch Thionylchlorid zum Chlorderivat umgesetzt. Dieses wird zunächst als Hydrochlorid erhalten, aus dem die freie Base mit Natronlauge freigesetzt wird.[1] Das als Ausgangsmaterial erforderliche 1-Phenoxypropan-2-ol ist aus den gängigen Industrieprodukten Propylenoxid und Phenol zugänglich.[5]

Stereoisomerie Bearbeiten

Phenoxybenzamin enthält ein Stereozentrum, es gibt also zwei Enantiomere, die (R)-Form und die (S)-Form. Alle Handelspräparate enthalten den Arzneistoff als Racemat.[6]

Enantiomere von Phenoxybenzamin
 
CAS-Nummer: 71799-91-2
 
CAS-Nummer: 71799-90-1

Handelsnamen Bearbeiten

Phenoxybenzamin ist in Deutschland und Österreich unter dem Namen Dibenzyran im Handel erhältlich. In den Vereinigten Staaten ist der Handelsname Dibenzyline.

Literatur Bearbeiten

  • T. Karow (Hrsg.): Pharmakologie und Toxikologie. Köln 2005, S. 68.
  • C. J. Estler (Hrsg.): Pharmakologie und Toxikologie. 4. Auflage. Schattauer, Stuttgart u. New York 1995, S. 69–71.
  • H. Hildebrandt (Hrsg.): Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 257. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Patent US2983719: Veröffentlicht am 1954, Erfinder: J. F. Kerwin, G. E. Ullyot.
  2. a b c Eintrag zu Phenoxybenzamin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 23. Juli 2019.
  3. a b Datenblatt Phenoxybenzamine hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 10. November 2021 (PDF).
  4. merckvetmanual
  5. A. R. Sexton, E. C. Britton: Synthesis and identification of propylene glycol phenyl ethers. In: J. Am. Chem. Soc. 70, 1948, S. 3606–3607.
  6. F. v. Bruchhausen, G. Dannhardt, S. Ebel, A. W. Frahm, E. Hackenthal, U. Holzgrabe (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis: Band 9: Stoffe P-Z, Springer Verlag, Berlin, Aufl. 5, 2014, S. 140, ISBN 978-3-642-63389-8.