Pfeiffer Vacuum

deutscher Hersteller von Vakuumtechnik und -komponenten

Die Pfeiffer Vacuum Technology AG ist ein börsennotierter Maschinenbaukonzern, der international insbesondere im Geschäftsfeld Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Vakuumpumpensystemen und -komponenten agiert (Vakuumerzeugung, -messung und -analyse). Der Konzern ist überwiegend exportorientiert (Anteil etwa 70 %) und hat mehr als 20 Tochtergesellschaften weltweit.

Pfeiffer Vacuum Technology AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006916604
Gründung 1890 in Wetzlar
Sitz Aßlar, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Wolfgang Ehrk
Mitarbeiterzahl 3.717 (2022)[1]
Umsatz 916,7 Mio. Euro (2022)[1]
Branche Maschinenbau
Website group.pfeiffer-vacuum.com
Stand: 31. Dezember 2022

Die Kapitalmehrheit wird seit 2017 von der Busch-Gruppe gehalten.

Geschichte Bearbeiten

Das Unternehmen wurde 1890 in Wetzlar von Arthur Pfeiffer gegründet. 1908 erfand er die Öl-Luftpumpe. Bis 1926 avancierte Pfeiffer damit zum führenden Unternehmen der Vakuumtechnik.

Während des NS-Herrschaft profitierte die Pfeiffer Apparatebau GmbH von vielfältigen Spezialaufträgen der Luftwaffe und wuchs beständig.[2] In den Werken wurden unter anderem mechanische Steuerungen für die V1 und V2 sowie Bordgeräte für den Bomber JU 88 hergestellt.[3]:173[4]:392 Wegen der zunehmenden Bombardierungen durch die Alliierten wurden Teile der kriegswichtigen Rüstungsproduktion ab 1943 nach Kufstein in Tirol verlegt.[5]:60 Für die Kriegsproduktion wurden von der Pfeiffer Apparatebau GmbH am Firmenstandort in Wetzlar mehrere Zwangsarbeiterlager errichtet.[6] Zu Höchstzeiten in 1945 wurden zusätzlich zu 1131 regulär Beschäftigten mindestens 394 Zwangsarbeiter eingesetzt.[4]:394–395

1958 gelang zudem die Erfindung der Turbomolekularpumpe (Turbopumpe), ihr Anteil am Konzernumsatz liegt heute bei über 40 %, hier ist das Unternehmen Weltmarktführer. 1969 wurde das bis dahin familiengeführte Unternehmen Teil der liechtensteinischen Balzers-Gruppe.[7] 1974 erfolgte der Umzug unmittelbar hinter die Stadtgrenze von Wetzlar ins benachbarte Aßlar.

1991 wurde Pfeiffer wieder unabhängig und ging im Juli 1996 an die New Yorker Börse. Damit war das Unternehmen der erste deutsche Mittelständler, der diesen direkten Schritt wagte. Erst zwei Jahre danach, im April 1998, ging Pfeiffer Vacuum auch an die Deutsche Börse in Frankfurt am Main, im Segment Neuer Markt (heute TecDAX). Am 4. Oktober 2007 wurde wegen des geringen Handelsvolumen an der NYSE mit durchschnittlich 3,6 % des weltweiten Handelsvolumen die Notierung an selbiger beendet.[8]

Im Januar 2010 übernahm „Pfeiffer Vacuum“ den Vakuumkomponentenbauer „Trinos Vakuum-Systeme“ mit Sitz in Göttingen. Ende 2010 schloss Pfeiffer Vacuum den Erwerb des Geschäftsbereichs Vakuumtechnologie des Alcatel-Lucent-Konzerns „adixen“ ab.

Am 30. September 2015 wurde bekannt, dass die Busch-Gruppe, ein familiengeführter Wettbewerber, über eine Beteiligungsgesellschaft gut 15 % der Anteile an Pfeiffer Vacuum übernommen hatte. Beide Unternehmen betonten jedoch, ihre Eigenständigkeit beibehalten zu wollen.[9] Dennoch erhöhte Busch bis Oktober 2015 seinen Anteil über die Sperrminorität hinaus auf 27 %.[10] Die Beteiligung wurde später auf knapp 30 % ausgebaut, im Januar 2017 erfolgte ein erstes öffentliches Übernahmeangebot, das abgelehnt wurde. Im April 2017 überschritt Busch die Marke von 30 % und legte ein verbessertes Angebot vor, das Pfeiffer Vacuum ebenso ablehnte. Nach Ablauf der Übernahmefristen hielt Busch über 35 % der Pfeiffer-Aktien (Stand Ende Juni 2017).[11] Seit Anfang November 2018 hält die Busch SE mit 50,02 % die absolute Mehrheit der Aktien.[12] Die Übernahme wurde von Pfeiffer Vacuum als feindliche Übernahme betrachtet.[13][14][15] Die Belegschaft von Pfeiffer Vacuum befürchtete zudem schlechtere Arbeitsbedingungen, da die Busch-Gruppe nicht dem IG Metall-Tarifvertrag beigetreten ist und deutlich längere Arbeitszeiten hat.[13]

Aktionärsstruktur Bearbeiten

(Stand: 31. Dezember 2023):

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Geschäftsbericht 2022. (PDF) Pfeiffer Vacuum Technology AG, abgerufen am 9. Juli 2023.
  2. Cyrill Stoletzky: Die Region in der NS-Kriegswirtschaft. Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill, abgerufen am 27. November 2020.
  3. Geck, Stefan, 1970-: Dulag Luft/Auswertestelle West : Vernehmungslager der Luftwaffe für westalliierte Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg. Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-57791-2, S. 544 (google.de [abgerufen am 27. November 2020]).
  4. a b Karsten Porezag: Zwangsarbeit in Wetzlar : der "Ausländer-Einsatz" 1939–1945 : die Ausländerlager 1945-1949. K. Porezag, Wetzlar 2002, ISBN 3-9807950-1-2 (google.de [abgerufen am 27. November 2020]).
  5. Rolf Steininger, Sabine Pitscheider: Tirol und Vorarlberg in der NS-Zeit. Studien Verlag, Innsbruck 2002, ISBN 3-7065-1634-9, S. 466 (google.de [abgerufen am 27. November 2020]).
  6. Wetzlar erinnert e.V.: Gedenktafeln zu Zwangsarbeiterlagern in Wetzlar. Abgerufen am 27. November 2020.
  7. Pfeiffer Vacuum hat den Schlüssel zum Erfolg (Memento des Originals vom 3. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.giessener-allgemeine.de, Gießener Allgemeine, 21. April 2010.
  8. Pfeiffer Vacuum: Quartalsfinanzbericht, 3. Quartal 2007. (PDF; 671 KB) In: deutsche-boerse.com. Pfeiffer Vacuum Technology AG, Asslar, 5. November 2007, S. 4, abgerufen am 5. Mai 2023.
  9. Pfeiffer Vacuum pocht nach Einstieg von Busch auf Eigenständigkeit, www.finanzen.net, 30. September 2015.
  10. Busch kauft weitere Pfeiffer-Aktien. In: Econo. econo Verlags-GmbH, Villingen-Schwenningen, 19. Oktober 2015, abgerufen am 5. Mai 2023.
  11. Busch hält über 35 Prozent der Pfeiffer-Aktien. Abgerufen am 13. Dezember 2018.
  12. Übernahme der Mehrheit durch die Busch SE. (PDF) Abgerufen am 13. Dezember 2018.
  13. a b n-tv NACHRICHTEN: Familie Busch lehrt Pfeiffer das Fürchten. Abgerufen am 22. März 2024.
  14. Baden-Württemberger Busch feuert überraschend mittelhessischen Pfeiffer-Vacuum-Chef Bender. 29. November 2017, abgerufen am 22. März 2024 (deutsch).
  15. Uwe Marx: Die Aktie von Pfeiffer Vacuum im Blick. In: FAZ.NET. 1. Dezember 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 22. März 2024]).

Koordinaten: 50° 34′ 59,74″ N, 8° 28′ 25,14″ O