Petra Gössi

Schweizer Politikerin

Petra Gössi (* 12. Januar 1976 in Luzern; heimatberechtigt in Küssnacht SZ) ist eine Schweizer Politikerin und Juristin. Sie war von 2011 bis 2023 Nationalrätin und wurde 2023 in den Ständerat gewählt. Von 2016 bis 2021 war sie Präsidentin der FDP.Die Liberalen.

Petra Gössi (2019)

Leben Bearbeiten

 
Petra Gössi in der Runde der Parteipräsidenten am Wahltag, dem 20. Oktober 2019

Petra Gössi legte ihre Matura am Gymnasium Immensee ab und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bern. Die Juristin absolvierte ein Nachdiplomstudium Master of Economic Crime Investigation an der Hochschule Luzern und ist Unternehmens- und Strategieberaterin bei der Aeberli Treuhand AG in Zürich.

Gössi ist seit 2006 Mitglied der Geschäftsleitung der FDP.Die Liberalen des Kantons Schwyz. 2012 übernahm sie das Präsidium von Vincenzo Pedrazzini und übte dieses Amt bis 2016 aus.[1][2]

Von 2004 bis 2011 sass sie im Kantonsrat von Schwyz (Legislative), in dem sie ab 2008 als FDP-Fraktionschefin amtierte. Gössi gehörte seit den Parlamentswahlen 2011 und bis zur Wahl als Ständerätin 2023 dem Nationalrat an. Dort war sie Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben und der Aussenpolitischen Kommission. Zuvor war sie unter anderem auch in der Redaktionskommission, der Kommission für Rechtsfragen, der Finanzkommission und der Gerichtskommission der Vereinigten Bundesversammlung.[3]

Während der Delegiertenversammlung der FDP.Die Liberalen Schweiz vom 16. April 2016 wurde Gössi ohne Gegenstimme zur Parteipräsidentin der nationalen FDP gewählt.[4] Sie übernahm das Amt von Philipp Müller.[5] Am 24. März 2018 wurde sie erneut gewählt.[6] Im Juni 2021 gab Gössi bekannt, spätestens zum Ende 2021 als Parteipräsidentin zurückzutreten. Als Grund nannte sie den Wunsch, sich auf ihren eigentlichen Beruf zu konzentrieren.[7] Im August 2021 gab Thierry Burkart bekannt, dass er für die Nachfolge von Gössi kandidiere. Er trat als einziger Kandidat in das Rennen. Die FDP-Delegiertenversammlung wählte ihn am 2. Oktober 2021 zum neuen Parteipräsidenten.[8]

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2023 wurde Gössi in den Ständerat gewählt.[9][10] Sie ist dort Mitglied der Aussenpolitischen Kommission, der Geschäftsprüfungskommission und der Staatspolitischen Kommission.[3]

Gössi wohnt in Küssnacht.[11]

Politische Positionen Bearbeiten

Gössi setzt sich für einen föderalistischen und schlanken Staat ein, in dem die Menschen frei denken, arbeiten und leben können. Sie betont die Eigenverantwortung.[12] Sie hat die Haltung der FDP zur Umwelt- und Klimapolitik mit einem Positionspapier neu formuliert, das auf der Grundlage eines basisdemokratischen Diskurses entstand.[13] Die finanzielle Kulturförderung durch den Bund beurteilt sie skeptisch.[14] Für Aufsehen sorgte,[15] dass Gössi sich im Februar 2016 dagegen aussprach, Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in der Schweiz gelten zu lassen.[14] Sie stellte jedoch klar, dass die Einhaltung der Menschenrechte für sie selbstverständlich sei und sie sich lediglich daran störe, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte seine Kompetenzen eigenständig ausbaue. Sie stelle sich nicht hinter die Volksinitiative «Landesrecht vor Völkerrecht» der SVP.[16]

Im Verhältnis zur Europäischen Union vertritt Gössi die Parteilinie: Sie argumentiert gegen einen EU-Beitritt und dafür, energisch die bilateralen Verträge zu verteidigen, die der «Garant für das Erfolgsmodell Schweiz» seien.

In gesellschaftspolitischen Fragen vertritt sie eine eher konservative Auffassung.[17][18] So wendet sie sich gegen die Legalisierung weicher Drogen und gegen die Erlaubnis für aktive Sterbehilfe, spricht sich jedoch für Pilotversuche zur Erprobung neuer Formen des gesellschaftlichen Umgangs mit dem Konsum von Cannabis aus. Ihre zunächst ablehnende Position zur Heirat und zur Stiefkind-Adoption von gleichgeschlechtlichen Paaren[16][19] hat sie verlassen und unterstützt seither entsprechende Anliegen im Parlament[20] und die parlamentarische Initiative von Kathrin Bertschy, die dies erlauben will.[21]

Nach ihrer Wahl zur FDP-Parteipräsidentin im Jahr 2016 hat sie sich «eingemittet».[22] Sie vertritt eine liberale und reformorientierte Politik.[23]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Petra Gössi – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Roger Bürgler: Petra Gössi ist FDP-Präsidentin (Memento vom 3. Januar 2016 im Internet Archive; PDF; 833 kB). In: Schwyzer Freisinn. Nr. 3, 1. Juni 2012, S. 1.
  2. Personalie: Nachfolgerin für Petra Gössi als Präsidentin der FDP Schwyz. In: Luzerner Zeitung. 3. März 2016, abgerufen am 17. Juli 2018.
  3. a b Petra Gössi auf der Website der Bundesversammlung, abgerufen am 22. Februar 2024.
  4. Schweiz. Petra Gössi ist die neue FDP-Präsidentin. In: SRF. 16. April 2016, abgerufen am 6. September 2018.
  5. Müller kündigt überraschend Rücktritt als FDP-Präsident an. In: Tages-Anzeiger. 15. Dezember 2015, abgerufen am 6. September 2018.
  6. Michael Surber: Petra Gössi bleibt weitere zwei Jahre FDP-Präsidentin. In: Neue Zürcher Zeitung. 24. März 2018, abgerufen am 6. September 2018.
  7. Nach Abstimmungsniederlage. FDP-Präsidentin Petra Gössi tritt spätestens Ende Jahr zurück. In: SRF. 14. Juni 2021, abgerufen am 14. Juni 2021.
  8. Nachfolge von Petra Gössi. Thierry Burkart soll FDP-Präsident werden. In: SRF. 16. August 2021, abgerufen am 16. August 2021.
  9. Petra Gössi will in den Ständerat. In: Tages-Anzeiger. 14. Juli 2022, abgerufen am 27. April 2023.
  10. Reichmuth abgewählt – Petra Gössi gelingt Historisches. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 22. Oktober 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
  11. Person. Über mich. Website von Petra Gössi, abgerufen am 1. Oktober 2019.
  12. Standpunkte (Memento vom 17. Juli 2018 im Internet Archive). Website von Petra Gössi, abgerufen am 17. Juli 2018.
  13. Christina Neuhaus: FDP-Basis stützt Klimakurs von Petra Gössi klar. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. Juni 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019.
  14. a b Smartvote-Fragebogen Petra Gössi zur Nationalratswahl 2015 (Memento vom 17. Juli 2018 im Internet Archive), zitiert nach votez.ch, abgerufen am 5. April 2022.
  15. Martin Wilhelm: Wo steht Petra Gössi? In: Tages-Anzeiger. 8. Februar 2016, abgerufen am 15. Februar 2016.
  16. a b René Zeller: «Ich werde mich einmitten». In: Neue Zürcher Zeitung. 14. Februar 2016, abgerufen am 15. Februar 2016 (Interview).
  17. Raphaela Birrer: Warum es für Gössi schwer wird. In: Berner Oberländer. 10. Februar 2016, abgerufen am 15. Februar 2016.
  18. Betäubungsmittelgesetz. Änderung. In: Amtliches Bulletin. 10. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019.
  19. Matthias Halbeis: Petra Gössi über die Ausschaffung von Ausländern: «Die SVP spielte ein falsches Spiel». In: Blick. 20. Februar 2016, abgerufen am 29. Februar 2016 (Interview).
  20. Nationalrat. Abstimmungsprotokoll. Geschäft: 14.094-1 ZGB. Adoption. (PDF; 526 kB) Bundesversammlung, 30. Mai 2016, abgerufen am 20. April 2018.
  21. Ehe für alle. Bundesversammlung, abgerufen am 20. April 2018 (parlamentarische Initiative).
  22. Viktor Parma: Eine Schwalbe macht auf Sommer. In: Republik. 26. Juli 2018 (Porträt).
  23. Othmar von Matt: «Es tut der Politik gut, wenn die SVP verliert» (Memento vom 4. September 2019 im Internet Archive). In: Schweiz am Wochenende. 9. April 2016, abgerufen am 5. April 2022.
VorgängerAmtNachfolger
Philipp MüllerPräsidentin der FDP.Die Liberalen
2016–2021
Thierry Burkart