Peter Deuflhard

deutscher Mathematiker

Peter Jochen Deuflhard[1] (* 3. Mai 1944 in Dorfen, Oberbayern; † 22. September 2019 in Berlin)[2] war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer in Heidelberg und Berlin.

Leben Bearbeiten

Peter Deuflhard wurde als Sohn von Charlotte Deuflhard (* 1923), geborene Reese, und Karl-Ludwig Deuflhard, einem ab 1948 in Isen eine Praxis[3] betreibenden Arzt, im bayerischen Dorfen geboren.[4] An der TU München studierte er von 1963 bis 1968 Physik und an der Universität München von 1968 bis 1969 Mathematik. An der TU München arbeitete er von 1973 bis 1978. Nach dem Diplom in Physik an der TH München und Promotion (1972) in Mathematik zum Dr. rer. nat. bei Roland Bulirsch über Newton-Verfahren, ein Teilgebiet der Numerischen Mathematik, an der Universität zu Köln, wo Deuflhard von 1969 bis 1973 tätig war, habilitierte er sich 1977 an der TU München mit einer Arbeit über Schießverfahren, ebenfalls ein Gebiet der Numerischen Mathematik. Im Jahr 1979 folgte er einem 1978 ergangenen Ruf auf eine Professur für Numerische Mathematik an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1986 zog er mit seiner damaligen Ehefrau, der Kulturmanagerin Amelie Deuflhard, geborene Böck, nach Berlin[5] und begann dort seine Tätigkeit alw Professor für Wissenschaftliches Rechnen an der Freien Universität Berlin und als Gründer und Leiter des Zuse-Instituts Berlin. Einen Ruf an die Technische Hochschule Aachen lehnte er 1995 ab.

Er war zweimal verheiratet. 1973 hatte er Gisela Knott, später Amelie Böck (* 1959), die Urenkelin des Politikers Joseph Frings,[6] geheiratet. Mit dieser hatte er vier Kinder.[7][8][9]

Werk Bearbeiten

Peter Deuflhards Tätigkeits- und Forschungsschwerpunkte lagen auf dem Gebiet der numerischen Mathematik sowie der mathematischen Modellierung mit den Anwendungsschwerpunkten Medizintechnik, Biotechnologie und chemische Verfahrenstechnik. Er war einer der Gründer des DFG-Forschungszentrums MATHEON, an dem alle Berliner Universitäten und mathematischen Forschungsinstitute beteiligt sind.

Im Laufe seiner Tätigkeit wurden ihm unter anderem 1994 die Gerhard-Damköhler-Medaille (für grundlegende Arbeiten zur chemischen Reaktionstechnik), der Ehrendoktor der Universität Genf und 2007 der ICIAM-Maxwell-Preis für grundlegende Beiträge zur angewandten Mathematik verliehen. Ab 2001 war Deuflhard Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).

Peter Deuflhard war Mitherausgeber einiger internationaler mathematischer Zeitschriften. Seine Bücher Numerische Mathematik I und II gehören im deutschsprachigen Raum zu den Standardlehrbüchern über numerische Mathematik.

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • mit Andreas Hohmann: Numerische Mathematik I. Eine algorithmisch orientierte Einführung. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 2002.
  • mit Folkmar Bornemann: Numerische Mathematik II. Gewöhnliche Differentialgleichungen. 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin / New York 2002.
  • mit Folkmar Bornemann: Scientific Computing with Ordinary Differential Equations. Springer, New York 2002, ISBN 978-0-387-21582-2.
  • Newton Methods for Nonlinear Problems. Affine Invariance and Adaptive Algorithms. 2. Auflage. Springer, 2006 (= Computational Mathematics. Band 35).
  • mit Martin Weiser: Numerische Mathematik III. Adaptive Lösung partieller Differentialgleichungen. De Gruyter, Berlin 2011.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Advanced Grant Panel 2018, Members of the ERC Peer Review Panel. European Research Council, 16. Mai 2019, abgerufen am 17. Februar 2022 (englisch).
  2. Nachruf. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 28. September 2019.
  3. Reinold Härtel: Die Anfänge der St. Zeno-Apotheke. In: Isener Marktbote. Januar 2010, S. 1 (Digitalisat).
  4. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 1985, S. 217.
  5. Maike Schiller: Kampnagel-Chefin Amelie Deuflhard ist Mutter Courage. In: Abendblatt-Serie. 27. August 2015.
  6. alt.mohr-rautenstrauch.de.
  7. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 1985, S. 217.
  8. Dagmar Drüll: Deuflhard, Peter. 2009, S. 157.
  9. Klaus Witzeling: Eine Frau mit drei Leben. In: Hamburger Abendblatt vom 2. März 2013.