Peter Bohley (Biochemiker)

war ein deutscher Biochemiker

Peter Bohley (* 31. Oktober 1935 in Sulzbach-Rosenberg; † 5. November 2020 in Tübingen)[1][2] war ein deutscher Biochemiker. Er war ein Schwager von Bärbel Bohley.[3]

Leben und Wirken Bearbeiten

Bohley wuchs mit sechs Brüdern in der früheren DDR auf. Seine Erziehung war durch eine pazifistische Grundhaltung geprägt.[1] Bohley und seine Brüder verweigerten den Wehrdienst und kamen hierdurch mit den Staatsorganen der DDR in Konflikt.[4]

1959 nahm Bohley das Studium der Medizin an der Universität Halle auf und promovierte in diesem Fachgebiet.[4] Bohley gründete 1973 in Halle einen Lesekreis, der vom Ministerium für Staatssicherheit beobachtet wurde und den Namen „Freitags-Kreis“ erhielt. An diesem Lesekreis, den Bohley bis 1983 veranstaltete, nahmen zahlreiche Intellektuelle, u. a. der Maler Ludwig Ehrler, teil. Der Lesekreis beschäftigte sich mit der bürgerlich-klassischen Literatur. Mit der Eröffnung des Operativen Vorgangs „Ring“ 1979 versuchte das Ministerium für Staatssicherheit den Lesekreis zu zersetzen.[4] Die Ermittler gingen von einer „verfestigte(n) politisch-negative(n) Grundhaltung zur DDR und der gesamten sozialistischen Entwicklung“[4] aus. Bohley gehörte „zu den renommiertesten DDR-Naturwissenschaftlern, weshalb er trotz Staatskritik und Beobachtung durch das MfS nicht verhaftet wurde“.[4]

Bohley habilitierte sich 1974 in dem Fachgebiet Biochemie. 1983 erhielt er wegen „pazifistischer Äußerungen“[1] Lehrverbot und reiste 1984 mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland aus.[4] Dort lehrte er seit 1986 als Professor für Biochemie an der Universität Tübingen.[4] Bohley kehrte seit 1990 regelmäßig an die Universität Halle zurück, um dort als Gastdozent Vorlesungen zu halten.[1]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • Erlebte DDR-Geschichte. Aufstand und Angst, Erfolge und Resignation. In: Jürgen Peiffer u. a. (Hrsg.): Erlebte Geschichte. Zeitzeugen berichten in einer Tübinger Ringvorlesung. Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 1994, S. 175–211, ISBN 3-928011-14-6.
  • „... Prof. Sigwart dauert mich“. Das vergebliche Ringen um Anerkennung des ersten deutschen Biochemikers Georg Carl Ludwig Sigwart (1784 - 1864). In: Bausteine zur Tübinger Universitätsgeschichte, Bd. 9 (1999), S. 7–28.
  • Aus der Literatur zum 17. Juni 1953. In: Franz Huberth (Hrsg.): Die DDR im Spiegel ihrer Literatur. Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 13–27, ISBN 3-428-11592-9.
  • Sieben Brüder auf einer fliegenden Schildkröte. Books on Demand, Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-2264-5 (über die Familiengeschichte Bohley).
  • Das Schloßlabor in der Küche von Hohentübingen (= Tübinger Besonderheiten, Bd. 2). Verl. Der Faire Kaufladen, Tübingen 2009, ISBN 978-3-9813050-1-2.
  • (als Hrsg. und Mitautor): Erlebte DDR-Geschichte. Zeitzeugen berichten. Chr. Links, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-789-2.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Nachruf auf berühmten Wissenschaftler – Hallenser Peter Bohley in Tübingen gestorben. In: Mitteldeutsche Zeitung. 11. November 2020, abgerufen am 11. November 2020.
  2. Nachruf Professor Dr. Peter Bohley. Abgerufen am 19. November 2020.
  3. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  4. a b c d e f g Prof. Dr. Peter Bohley, Baden-Württemberg (Tübingen). In: Zeitzeugenbüro. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, abgerufen am 14. November 2020.