Pearl (Film)

Film von Ti West (2022)

Pearl ist ein Horrorfilm von Ti West, der Anfang September 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere feierte, im September 2022 in die US-Kinos kam und am 1. Juni 2023 in die deutschen. Es handelt sich bei dem im Jahr 1918 und damit am Ende des Ersten Weltkriegs angesiedelten Film um das Prequel zu seinem Slasher X, der im Mai 2022 in die Kinos kam.

Film
Titel Pearl
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Ti West
Drehbuch Ti West,
Mia Goth
Produktion Jacob Jaffke,
Harrison Kreiss,
Kevin Turen
Musik Tyler Bates,
Timothy Williams
Kamera Eliot Rockett
Schnitt Ti West
Besetzung
Synchronisation
Chronologie
← X

Handlung Bearbeiten

Der Film spielt im Jahr 1918 am Ende des Ersten Weltkriegs. Pearl vermisst ihren Ehemann Howard, der im Krieg kämpft, während die tödliche Spanische Grippe die Welt heimsucht. Allein in den Vereinigten Staaten hat diese mehr als 615.000 Menschen getötet. Die Menschen bleiben daher lieber zu Hause, haben Bedenken, mit anderen zu interagieren, und tragen Masken, um sich vor einer Infektion zu schützen.

Pearl lebt in dem Bauernhaus unter der repressiven Herrschaft ihrer streng religiösen deutschen Mutter Ruth und hilft bei der Pflege ihres gebrechlichen Vaters, der nach einer Infektion mit der Spanischen Grippe stumm und gelähmt ist. Trotzdem hält Pearl an ihrem Traum fest, eine Tänzerin im Film zu werden.

Ihre ultrakonservativen Eltern missbilligen ihren Wunsch, ein Hollywood-Chorus-Girl zu werden. Ihr einzige wirkliche Möglichkeit, der ländlichen Tristesse gelegentlich zu entkommen, ist der Gang ins Kino in der Stadt. Eines Tages zeigt ihr ein Filmvorführer einen 'Schmuddelfilm' und deutet an, dass er solche auch gerne mit Pearl drehen würde. Bei einem Film wie Palace Follies, in dem die hübschen blonden Tänzerinnen ihre Schlüpfer anbehalten, könnte sie sich das vorstellen.[2][3][4][5]

Produktion Bearbeiten

Regie, Drehbuch und Realisierung Bearbeiten

 
Mia Goth ist in dem Prequel abermals in der Rolle von Pearl zu sehen

Regie führte Ti West, der gemeinsam mit seiner Hauptdarstellerin Mia Goth auch das Drehbuch schrieb. Zur Premiere seines Films X beim South by Southwest Film Festival erklärte West, dass er mit Kameramann Eliot Rockett in Neuseeland auch das Prequel mit dem Titel Pearl drehte.[6] West versuchte mit diesem, einige der Lücken zu füllen, die sich in X ergaben. So zeigt Pearl, dass die Hütte, in der das Massaker in X stattfindet, während des Ersten Weltkriegs eine Pension war. West plant, die beiden Filme zu einer Trilogie auszubauen: „Ich versuche, aus all dem eine Welt aufzubauen [...] Man kann keinen Slasher-Film ohne ein paar Fortsetzungen machen.“[7]

Besetzung und Synchronisation Bearbeiten

Goth war auch in diesem Film in einer Hauptrolle zu sehen und spielte darin bereits die auch im Sequel auftauchende Pearl.[8] Tandi Wright und Mathew Sunderland spielen ihre Mutter Ruth und ihren gebrechlichen Vater. Alistair Sewell spielt Pearls Ehemann Howard, der im Krieg dient.[3] Emma Jenkins-Purro spielt Pearls Schwägerin Mitsy und David Corenswet den Filmvorführer.[5]

Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und der Dialogregie von Kim Hasper im Auftrag der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH, Berlin. Friedel Morgenstern leiht in der deutschen Fassung Goth in der Rolle von Pearl ihre Stimme, Vera Teltz ihrer Mutter Ruth, Jodie Blank der Schwägerin Mitsy und Ricardo Richter dem Filmvorführer.[9]

Filmmusik und Veröffentlichung Bearbeiten

Die Filmmusik komponieren Tyler Bates, der Leadgitarrist der Band Marilyn Manson, und Timothy Williams.[10] Das Soundtrack-Album mit insgesamt 19 Musikstücken soll am 23. September 2022 von A24 Music als Download veröffentlicht werden.[11]

Die Premiere des Films erfolgte am 3. September 2022 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig.[12] Ab 13. September 2022 wurde er beim Toronto International Film Festival vorgestellt.[13] Der Start in den US-Kinos erfolgte am 16. September 2022. Im Oktober 2022 wurde der Film beim Sitges Film Festival gezeigt. Im April 2023 soll er beim Fantasy Filmfest im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights gezeigt werden.[14] Am 1. Juni 2023 kam er in die deutschen Kinos. Im Juli 2023 wird Pearl beim Neuchâtel International Fantastic Film Festival vorgestellt.[15]

Rezeption Bearbeiten

Altersfreigabe Bearbeiten

In den USA erhielt der Film von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[16] In Deutschland erhielt der Film von der FSK keine Jugendfreigabe.

Kritiken Bearbeiten

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 92 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,7 von 10 möglichen Punkten.[17] Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 73 von 100 möglichen Punkten.[18]

William Bibbiani von The Wrap schreibt, die überwältigend farbenfrohe Arbeit von Kameramann Eliot Rockett verleihe der alptraumhaften Gewalt im Film eine ansprechende Technicolor-Ästhetik in jeder Szene und Einstellung. Ti West und Mia Goth, die gemeinsam am Drehbuch arbeiteten, kritisierten mit Pearl auch eine Unterhaltungsindustrie, die Sex unter dem Deckmantel der körperlichen Ertüchtigung verkauft, womit Bibbiani die Tanzfilme meint, die eine frühe Form von Pornografie darstellten. Pearl sei nicht nur selbst großartig, der Film werte auch seinen Vorgänger X auf.[4]

Peter Osteried, Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, erklärt in seiner Kritik, Pearl habe etwas Märchenhaftes, und die Hauptfigur sei eine Art verdrehte Version von Dorothy aus Der Zauberer von Oz. Die ausdrucksstarken Farben unterstützten dieses Feeling noch. Der Film selbst sei vor allem ein psychologisches Drama, eines über familiären Missbrauch, aber auch eines über einen zutiefst verstörten Menschen: "In Pearl schlummert alles, was einen Serienkiller ausmacht. Es brauchte nur noch den einen Schubs, um sie endgültig in den Abgrund zu stoßen." Die letzte Einstellung des Films wirke lange nach und wecke Reminiszenzen an die Filme, die auf Basis der Morde von Ed Gein geschahen. Der Film gehöre ganz Mia Goth, die den Südstaaten-Akzent meistere, eine atemberaubende Tanzeinlage abliefere und es versteht, den Wahnsinn ihrer Figur greifbar zu machen.[19]

Auszeichnungen Bearbeiten

Chicago Film Critics Association Awards 2022

Critics’ Choice Super Awards 2023

  • Auszeichnung als Beste Schauspielerin in einem Horrorfilm (Mia Goth)
  • Auszeichnung als Bester Filmbösewicht (Mia Goth)
  • Nominierung als Bester Horrorfilm[21]

Dorian Awards 2023

  • Auszeichnung als Extravagantester Film des Jahrs
  • Nominierung für die Beste schauspielerische Leistung (Mia Goth)[22]

Fangoria Chainsaw Awards 2023

Independent Spirit Awards 2023

  • Nominierung als Beste Hauptdarstellerin (Mia Goth)
  • Nominierung für die Beste Kamera (Eliot Rockett)[24]

Neuchâtel International Fantastic Film Festival 2023

  • Nominierung im Internationalen Wettbewerb
  • Auszeichnung mit dem Imagining The Future Award für das beste Produktionsdesign im Internationalen Wettbewerb[15][25]

Online Film Critics Society Awards 2023

Saturn-Award-Verleihung 2024

Sitges Film Festival 2022

  • Nominierung im Oficial Fantàstic Competition
  • Auszeichnung als Beste Schauspielerin (Mia Goth)
  • Auszeichnung für die Beste Regie (Ti West)[27][28]

Fortsetzung Bearbeiten

Im dritten und letzten Teil von Wests Retro-Slasher-Trilogie mit dem Titel MaXXXine (2024) spielte Mia Goth erneut die Hauptrolle. Die Handlung ist in den 1980er-Jahren angesiedelt.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Freigabebescheinigung für Pearl. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 242127).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Heather Wixson: Exclusive: Ti West Talks 'Pearl', the Already-Completed X Prequel. In: fangoria.com, 14. März 2022.
  3. a b David Rooney: ‘Pearl’ Review: Ti West and Mia Goth’s ‘X’ Prequel Delivers More Technicolor Camp Than Horror. In: The Hollywood Reporter, 3. September 2022.
  4. a b William Bibbiani: 'Pearl' Film Review: Stunning Prequel Makes 'X' Even Better Than It Already Was. In: thewrap.com, 3. September 2022.
  5. a b Peter Debruge: 'Pearl' Review: In 'X' Prequel, Mia Goth Shows Where Her Repressed Antihero Went off the Rails. In: Variety, 3. September 2022.
  6. Rafael Motamayor: Ti West Has Already Finished Shooting A Prequel For His Slasher Film X. In: slashfilm.com, 14. März 2022.
  7. Eric Kohn: Ti West Shot a Secret Horror Prequel to A24 Slasher Movie 'X' with Mia Goth, Reveals Plans for a Trilogy. In: indiewire.com, 14. März 2022.
  8. Mike Fleming Jr: A24’s ‘X’ Has Shot A Prequel, Ti West Reveals At Pic’s SXSW Premiere. In: deadline.com, 14. März 2022.
  9. https://www.synchronkartei.de/film/55507
  10. Tyler Bates & Timothy Williams Scoring Ti West’s 'Pearl'. In: filmmusicreporter.com, 25. Mai 2022.
  11. 'Pearl' Soundtrack Album Details. In: filmmusicreporter.com, 14. September 2022.
  12. Pearl. In: labiennale.org. Abgerufen am 23. August 2022.
  13. Pearl. In: tiff.net. Abgerufen am 23. August 2022.
  14. Heike Angermaier: Fantasy Filmfest Nights mit „Gold“ & „Pearl“s. In: Blickpunkt:Film, 29. März 2023.
  15. a b Pearl. In: nifff.ch. Abgerufen am 27. Juni 2023.
  16. Pearl. In: upcominghorrormovies.com. Abgerufen am 26. Juli 2022.
  17. Pearl In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 9. Mai 2023.
  18. Pearl. In: Metacritic. Abgerufen am 17. Oktober 2022.
  19. https://www.programmkino.de/filmkritiken/pearl/
  20. Brian Tallerico: Everything Everywhere All at Once Leads Chicago Film Critics Nominations. In: rogerebert.com, 12. Dezember 2022.
  21. Patrick Hipes: ‘The Batman’ Leads Nominations For The Critics Choice Super Awards In: Deadline.com am 22. Februar 2023, abgerufen am 22. Februar 2023.
  22. Patrick Hipes: ‘Everything Everywhere All At Once’, ‘Tár’ Lead Dorian Awards Nominations In: Deadline.com am 12. Januar 2023, abgerufen am 13. Januar 2023.
  23. Todd Gilchrist: Jordan Peele’s ‘Nope,’ Ti West’s ‘Pearl’ Lead Fangoria’s Chainsaw Award Nominations In: Variety am 27. Januar 2023, abgerufen am 29. Januar 2023.
  24. Clayton Davis: Independent Spirit Awards Nominations: ‘Everything Everywhere’ Leads With Eight Noms In: Variety am 22. November 2022, abgerufen am 22. November 2022.
  25. Palmarès 2023. In: nifff.ch. Abgerufen am 11. Juli 2023. (Französisch)
  26. Erik Anderson: 2022 Online Film Critics Association (OFCS) nominations. In: awardswatch.com, 18. Januar 2023.
  27. Pearl. In: sitgesfilmfestival.com. Abgerufen am 21. September 2022.
  28. Palmarés de Sitges 2022: Ti West y Mia Goth se consagran con 'Pearl' (y 'Sisu' triunfa). In: 20minutos.es, 15. Oktober 2022. (Spanisch)