Paul Carrière

deutscher Musikpädagoge und Komponist

Paul Heinrich Friedrich Carrière (* 26. November 1887 in Straßburg; † 29. Dezember 1929 in Lübeck) war ein deutscher Musikpädagoge und Komponist.

Leben Bearbeiten

Paul Carrière stammte aus einer hugenottischen Familie.[1] Er war ein Sohn des Hochschullehrers Justus Carrière und dessen Frau Sophie Marie, geb. von Hofmann; Moriz Carrière und Karl von Hofmann waren seine Großväter, Justus von Liebig sein Urgroßvater.

Nach dem Besuch des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin studierte er Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten München und Heidelberg. Nebenher erhielt er Musikunterricht, unter anderem bei Hermann Zilcher und Rudolf Siegel. Er wechselte ganz zur Musik und studierte an der Hochschule für Musik in Berlin, vor allem bei Paul Juon und Engelbert Humperdinck.

Danach wirkte er in Lübeck als Violin-, Gesangs- und Theorielehrer. Eine Zeitlang unterrichtete er auch an der Ernestinenschule. Er war Mitgründer des Lübecker Streichquartetts.

Im Juni 1914 hatte er in Berlin die Musiklehrerin Charlotte (Lotta) Emmi Martha, geb. Conti (1889–) geheiratet. Das Paar erwarb um 1920 ein Haus in Stawedder (heute Ortsteil von Sierksdorf) nahe der Ostsee. Hier nahmen sie auch Sommergäste auf, und häufig kam auch die Berliner Verwandtschaft wie Max Delbrück[2] und Emmi Bonhoeffer zu Besuch. Emmi Bonhoeffer erinnert sich: „Sie lebten von dem Unterricht, den sie gaben, er Geige, sie Klavier, materiell sehr ärmlich, aber es war ein unglaublich reiches Haus an Güte, Humor, Menschlichkeit. Stawedder war unser zweites Zuhause.“[3]

Nach Paul Carrieres frühem Tod zog Lotta Carriere die drei Kinder des Paares, den späteren Arzt Justus Alfred Carrière (1915–) und seine Schwestern Johanna Sophie (1916–) und Agnes (1925–2017)[4] allein auf. Im letzten Kriegsjahr 1944/45 nahm sie dazu die drei Kinder von Emmi und Klaus Bonhoeffer auf.

Werke Bearbeiten

  • mit Waldemar von Baußnern, Hans-Georg Görner [u. a.]: Singe Dich, Seele, in Gott hinein! Choralbuch: Mit neuen Choralweisen, Berlin: Trowitzsch & Sohn 1928
  • (posthum) Legenden. Lübeck: Heiner Hofmann 1930 (= Die schöne Pforte 1)

Kompositionen Bearbeiten

  • Lieder der jungen Mutter für 1 Singstimme und Klavier. Lübeck: H. Hofmann 1930.
  • Kyrie für Knaben- oder. Frauenchor. Lübeck: Westphal 1931
  • Klavier-Quartett (Quartett für Klavier, Violine, Viola und Cello). Vervielfältigte Partitur, Stadtbibliothek Lübeck

Literatur Bearbeiten

  • Johann Hennings: Musikgeschichte Lübecks I: Die weltliche Musik. Kassel und Basel: Bärenreiter 1951, S. 271

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zum Familienhintergrund siehe Eva Haberkorn: Familienarchiv Carrière – Liebig (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Bestand O 12;. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: Oktober 2010, abgerufen am 20. September 2016.
  2. Peter Fischer: Licht und Leben: ein Bericht über Max Delbrück, den Wegbereiter der Molekularbiologie. Konstanz: Universitätsverlag 1985 ISBN 9783879402755, S. 32
  3. Emmi Bonhoeffer: Essay, Gespräch, Erinnerung. Hrsg. von Sigrid Grabner und Hendrik Röder, Lukas Verlag Berlin 2004 ISBN 3-936872-31-7. S. 77
  4. Traueranzeige, abgerufen am 15. Oktober 2020