Patrick Collon

belgischer Orgelbauer

Patrick Collon (* 11. Dezember 1942 in Ixelles/Elsene[1]) ist ein belgischer Orgelbauer, der durch Orgelneubauten in historischer Bauweise hervorgetreten ist. Collon hat Orgeln in verschiedene westeuropäische Länder geliefert und historische Instrumente restauriert.

Leben und Werk Bearbeiten

Patrick Collon wurde 1942 als Sohn einer englischen Mutter und eines belgisch-russischen Vaters geboren. Er besuchte das Eton College und erlernte von 1960 bis 1963 den Orgelbau bei Wilhelm Zika in St. Florian (Linz-Land). Zusammen mit Gerald Woehl besuchte er ab 1964 die Meisterschule in Ludwigsburg. Collon machte sich im Jahr 1967 mit einer eigenen Orgelbaufirma im belgischen Laken unter dem Namen „Manufacture d’orgues de Bruxelles“ selbstständig. Sein Betrieb fertigt Orgeln hinter schlichten, kubusförmigen Prospekten. Collon entwickelte den neobarocken Orgelbau mit deutschen und später iberischen Einflüssen zu einem eigenen Stil weiter. Die Instrumente orientieren sich vielfach am klassischen italienischen, französischen oder spanischen Stil des 18. Jahrhunderts, ohne bestimmte historische Vorbilder zu kopieren.[2] Seine Herforder Orgel von 2004 vereint verschiedene nationale Stilrichtungen.[3] Neben Orgelneubauten hat Collon Restaurierungen historischer Orgeln durchgeführt.[4] Im Jahr 2012 umfasste die Werkliste 141 Instrumente, zum größten Teil Neubauten, von denen 60 ins Ausland geliefert wurden. Damit ist Collon der produktivste belgische Orgelbauer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.[5]

Werkliste (Auswahl) Bearbeiten

Die Liste führt einige Neubauten an.

Die römische Zahl bezeichnet die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal und die arabische Zahl die Anzahl der klingenden Register.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Anmerkungen
1975 Uccle/Ukkel Sint-Marcuskerk II/P 28
1976 Jette Clarakerk II/P 20
1977 Antwerpen Königliches Konservatorium Antwerpen II/P 28
1977 Brüssel Kathedrale St. Michael und St. Gudula, Chororgel
 
II/P 28
1980 Paris (16. Arrondissement) Église Saint-Georges II/P 24 [6]
1986 Nivelles Stiftskirche St. Gertrud III/P 40
1987–1990 Essen-Huttrop St. Bonifatius
 
III/P 32 umgesetzt aus St. Michael am Wasserturm; orientiert am klassischen französischen Orgelbau, ergänzt um Horizontaltrompeten und romantischem SchwellwerkOrgel
1992 Berlin Lindenkirche
 
I/P 11 im Stil einer italienischen Orgel → Orgel
1993 Oberhausen St. Michael II/P 27
1993 Schleckheim Heilige Dreifaltigkeit I 9
1995 Attersee am Attersee Pfarrkirche Abtsdorf
1996 Großburgwedel St. Petri II/P 28 in Anlehnung an den klassisch-französischen Orgelbau
1997 Kempen-Kamperlings St. Josef II/P 26
1998 Leipzig Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig, Kammermusiksaal II/P 26 mit hängenden Trakturen, im klassisch-französischen Stil[7]
1998 Nußdorf am Attersee Pfarrkirche Nußdorf am Attersee
 
I/P in der Bauart einer spanischen Barockorgel mit geteilten Registern
1998/1999 Münster Erlöserkirche II/P 37 vereint französische, süddeutsche, mitteldeutsche, italienische und spanische Elemente[8]
1998–2001 Hannover-Calenberger Neustadt Neustädter Kirche
 
I/p 18 in der Bauart einer spanischen Barockorgel mit geteilten Registern → Orgel und → Orgelbeschrieb
2004 Herford Marienkirche
 
II/P 32
2012 Wien Universität für Musik und darstellende Kunst

Konzert-, Unterrichts- und Übungsorgel

 
II/P 24

Literatur Bearbeiten

  • Winfried Berger: Die Patrick-Collon-Orgel in der Erlöserkirche zu Münster. Ardey-Verlag, Münster 1999, ISBN 3-87023-127-0.
  • Malou Haine: Collon, Patrick. In: Malou Haine, Nicolas Meeùs (Hrsg.): Dictionnaire des facteurs d'instruments de musique en Wallonie et à Bruxelles du 9. siècle à nos jours. Mardaga, Lüttich 1986, ISBN 2-87009-250-4, S. 93–94, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Otto Wolfgang: Die Orgeln in der Kirche St. Marien. Festschrift anlässlich der Einweihung der Patrick-Collon-Orgel. Sievert, Bielefeld 2004.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malou Haine: Collon, Patrick. 1986, S. 93, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  2. orgelmusik.at: Interview mit Roman Summereder (Memento vom 11. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 6. Mai 2019.
  3. Vita auf FOLIA Europäische Orgelstiftung, abgerufen am 6. Mai 2019.
  4. Homepage: Restaurierungen, abgerufen am 6. Mai 2019.
  5. Orgelkunst: Patrick Collon 70 jaar (niederländisch), abgerufen am 6. Mai 2019.
  6. Orgel in Paris, abgerufen am 6. Mai 2019.
  7. Orgel in Leipzig, abgerufen am 6. Mai 2019.
  8. Orgel in Münster, Erlöserkirche, abgerufen am 6. Mai 2019.