Parlamentswahl in Slowenien 2022

Wahl des Unterhauses der slowenischen Legislative
2018Parlamentswahl in Slowenien 20222026
Ergebnis (in %)[1]
 %
40
30
20
10
0
34,45
23,48
6,86
6,69
4,44
3,72
3,41
2,86
2,61
11,48
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
 %p
 35
 30
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
+34,45
−1,44
−0,30
−3,24
−4,89
−8,88
−10,64
+2,86
−2,50
−5,42
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
g 2018: SMC, SLS, AČZS, GAS und Vereinigte Rechte

Die Wahl zur Nationalversammlung in Slowenien 2022 fand am 24. April 2022 statt. Gewählt wurden die 90 Abgeordneten des Parlamentes.

Sitzverteilung
      
Insgesamt 90 Sitze
  • L: 5
  • SD: 7
  • GS: 41
  • Minderheiten: 2
  • NSi: 8
  • SDS: 27

Die regierende Slovenska demokratska stranka (SDS, Slowenische Demokratische Partei), geführt von Ministerpräsident Janez Janša, wurde von Robert Golob und seiner Gibanje Svoboda (GS, Freiheitsbewegung) besiegt. Den dritten Platz erreichte Nova Slovenija (NSi, Neues Slowenien), gefolgt von den Socialni demokrati (SD, Sozialdemokraten) und Levica (L, Linke), die beide Verluste erlitten. Die Lista Marjana Šarca (LMŠ, Liste Marjan Šarec) und die Stranka Alenke Bratušek (SAB, Partei von Alenka Bratušek) fielen beide unter die Vier-Prozent-Hürde und gewannen keine Sitze, ebenso schieden die Slovenska nacionalna stranka (SNS, Slowenische Nationale Partei) sowie die Demokratična stranka upokojencev Slovenije (DeSUS, Demokratische Pensionistenpartei Sloweniens) aus der Nationalversammlung aus. Die Wahlbeteiligung erreichte 70 %, eine deutliche Erhöhung gegenüber den beiden vorhergehenden Wahlen (2018: 53 %, 2014: 52 %).[2]

International wurde die Wahl als Niederlage für Janša und den Rechtspopulismus bezeichnet, da Janša als Unterstützer des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und Verbündeter des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán gilt.[3][4]

Vorgeschichte Bearbeiten

Nach der Parlamentswahl 2018 bildeten nach längeren Verhandlungen fünf liberale und Mitte-links-Parteien eine Minderheitsregierung unter Marjan Šarec mit Unterstützung von Levica. Am 27. Januar 2020 verkündete Šarec seinen Rücktritt als Ministerpräsident, nachdem Levica ihre Duldung der Minderheitsregierung beendet hatte und es zunehmend schwierig geworden war, Mehrheiten für Gesetzesbeschlüsse zu finden.[5]

Aus Furcht vor Neuwahlen schlossen sich Stranka modernega centra und DeSUS mit der konservativen Opposition bestehend aus SDS und Neues Slowenien zusammen, um eine neue Regierung mit Janez Janša (SDS) als Premierminister zu bilden, was von beiden vor der Wahl noch kategorisch ausgeschlossen worden war. Diese Koalition schloss später ein Abkommen mit der nationalistischen SNS. Nachdem Karl Erjavec zum neuen Parteivorsitzenden von DeSUS gewählt worden war, verließ diese die Koalition, die Fraktion unterstützte jedoch weiterhin die Regierung.

Es gab einige Veränderungen im Parteiensystem. So verschmolz SMC mit der kleinen Gospodarsko aktivna stranka (GAS) zu Konkretno und schloss sich mit der Slovenska ljudska stranka, Zeleni Slovenije und kleineren Parteien und Bewegungen zu Povežimo Slovenijo zusammen. Auch die Partei von Ex-Ministerin Aleksandra Pivec Naša dežela wurde in Umfragen gelistet. Im Mai 2021 wurde die Partei Stranka zelenih dejanj („Grüne Aktionspartei“) gegründet, die sich später in Gibanje Svoboda („Freiheitsbewegung“) umbenannte. Ab etwa der Jahreswende 2021/22 erlebte die Partei einen steilen Aufstieg in den Meinungsumfragen und erreichte kurz vor der Wahl ähnliche Zustimmungswerte wie die bis dahin führende SDS.

Wahlsystem Bearbeiten

 
Die 8 Wahlkreise Sloweniens:
1 Kranj (Krainburg)
2 Postojna
3 Ljubljana, Center (Laibach-Zentrum)
4 Ljubljana, Bežigrad (L.-Bežigrad)
5 Celje (Zilli)
6 Novo mesto
7 Maribor (Marburg a. d. Drau)
8 Ptuj

Die Nationalversammlung wird in Slowenien nach dem Verhältniswahlverfahren gewählt. Zu vergeben sind insgesamt 90 Sitze, von denen je einer für die ungarische und italienische Minderheit reserviert ist. Das Land ist in 8 Wahlkreise unterteilt, die wiederum in 11 Wahldistrikte zerfallen. Die Mandate werden in jedem der 8 Wahlkreise nach dem Droop-Quotensystem verteilt. Auf nationaler Ebene erfolgt eine Angleichung nach dem D’Hondt-Verfahren. Es gibt eine Sperrklausel von vier Prozent, die sowohl auf Ebene der Wahlkreise als auch national gilt. Die Legislaturperiode beträgt vier Jahre.[6]

Parteien und Kandidaten Bearbeiten

Logo Partei Ausrichtung Parteivorsitzender Sitze
2018
Sitze
vor der Wahl
(Stand Februar 2022)
  Slovenska demokratska stranka (SDS)
Slowenische Demokratische Partei
Nationalkonservatismus Janez Janša
25/90
26/90
  Lista Marjana Šarca (LMŠ)
Liste Marjan Šarec
Liberalismus Marjan Šarec
13/90
14/90
  Socialni demokrati (SD)
Sozialdemokraten
Sozialdemokratie Tanja Fajon
10/90
13/90
Povežimo Slovenijo (PoS)
Konkretno (K)
Slovenska ljudska stranka (SLS)
Zeleni Slovenije (ZS)
Nova ljudska stranka Slovenije (NLS)
Nova socialdemokracija (NSD)
Zentrismus
Liberalismus
Agrarismus
Grüne Politik
Konservatismus
Christlicher Sozialismus
10/90
4/90
  Levica (L)
Linke
Ökosozialismus Luka Mesec
9/90
7/90
  Nova Slovenija (NSi)
Neues Slowenien
Konservatismus Matej Tonin
7/90
7/90
  Stranka Alenke Bratušek (SAB)
Partei von Alenka Bratušek
Linksliberalismus Alenka Bratušek
5/90
6/90
  Demokratična stranka upokojencev Slovenije
Demokratische Pensionistenpartei Sloweniens
Interessen der Rentner Ljubo Jasnič
5/90
5/90
  Slovenska nacionalna stranka (SNS)
Slowenische Nationale Partei
Ultranationalismus Zmago Jelinčič
4/90
3/90
  Gibanje Svoboda (GS)
Freiheitsbewegung
Grün-Liberalismus Robert Golob neu
2/90
Naša dežela (ND)
Unser Land
Grüner Liberalismus Aleksandra Pivec neu
1/90
Vertreter nationaler Minderheiten
2/90
2/90

Umfragen Bearbeiten

 
Verlauf der Umfragen seit der letzten Wahl

Ergebnisse Bearbeiten

 
Gewählte Abgeordnete nach Wahlkreisen
 
Stimmenstärkste Partei nach Bezirken
Ergebnis der Parlamentswahl in Slowenien 2022
Partei Stimmen Sitze
Anzahl % +/− Anzahl % +/−
Gibanje Svoboda (GS) 410.769 34,45 Neu 41 45,56 Neu
Slovenska demokratska stranka (SDS) 279.897 23,48 −1,44 27 30,00 +2
Nova Slovenija (NSi) 81.794 6,86 −0,30 8 8,89 +1
Socialni demokrati (SD) 79.709 6,69 −3,24 7 7,78 −3
Levica (L) 53.234 4,44 −4,87 5 5,56 −4
Lista Marjana Šarca (LMŠ) 44.401 3,72 −8,88 0 0,00 −13
Povežimo Slovenijo (PoS)
Konkretno (K)
Slovenska ljudska stranka (SLS)
Zeleni Slovenije (ZS)
Nova ljudska stranka Slovenije (NLS)
Nova socialdemokracija (NSD)
40.612 3,41 −10,641 0 0,00 −101
Resni.ca 34.107 2,86 Neu 0 0,00 Neu
Stranka Alenke Bratušek (SAB) 31.117 2,61 −2,50 0 0,00 −5
Nestrankarska ljudska lista gibanja Zdrava družba (NLLGZD) 21.021 1,76 Neu 0 0,00 Neu
Naša prihodnost in dobra država (SNP in DD) 20.279 1,70 +0,18 0 0,00
Piratska stranka Slovenije (PSS) 19.480 1,63 −0,52 0 0,00
Naša dežela (ND) 17.846 1,50 Neu 0 0,00 Neu
Slovenska nacionalna stranka (SNS) 17.736 1,49 −2,68 0 0,00 −4
VESNA – zelena stranka (VESNA) 16.089 1,35 Neu 0 0,00 Neu
Za ljudstvo Slovenije (ZLS) 8.340 0,70 Neu 0 0,00 Neu
Demokratična stranka upokojencev Slovenije (DeSUS) 7.840 0,66 −4,27 0 0,00 −5
Lista Borisa Popoviča - Digitalizirajmo Slovenijo (LBP) 5.174 0,43 Neu 0 0,00 Neu
Domovinska liga - DOM (DOM) 2.117 0,18 Neu 0 0,00 Neu
ZOS - Zavezništvo Osvobodimo Slovenijo (Gibanje Zedinjena Slovenija - ZSI in Stranka slovenskega naroda - SSN; ZOS) 563 0,05 Neu 0 0,00 Neu
Gibanje Zedinjena Slovenija (ZSi) 168 0,01 −0,58 0 0,00
Minderheiten 2 2,22
Gesamt 1.192.293 100,00 90 100,00
Gültige Stimmen 1.192.293 99,08 +0,21
Ungültige Stimmen 11.080 0,92 −0,21
Wahlbeteiligung 1.203.373 70,92 +18,29
Nichtwähler 493.827 29,08 −18,29
Wahlberechtigte 1.697.200
Quelle: Nationale Wahlkommission[1]
1 
2018: SMC, SLS, AČZS, GAS und Vereinigte Rechte
Gewählte Abgeordnete nach Wahlkreisen
Nr Wahlkreis GS SDS NSi SD L Gesamt
1 Kranj (Krainburg) 05 03 1 0 2 11
2 Postojna (Adelsberg) 05 03 1 1 1 11
3 Ljubljana, Center (Laibach-Zentrum) 05 03 1 1 1 11
4 Ljubljana, Bežigrad (L.-Bežigrad) 05 03 1 1 1 11
5 Celje (Zilli) 05 03 2 1 0 11
6 Novo mesto (Rudolfswerth) 05 04 1 1 0 11
7 Maribor (Marburg a. d. Drau) 07 03 0 1 0 11
8 Ptuj (Pettau) 04 05 1 1 0 11
Summe 41 27 8 7 5 88

Regierungsbildung Bearbeiten

Unmittelbar nach Veröffentlichung der Wahlergebnisse kündigte Golob eine rasche Regierungsbildung unter seiner Führung an.[7] Mitte Mai 2022 wurden die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen bekanntgegeben: Die neue Regierung werde von fünf Parteien getragen, das Kabinett solle 19 Minister umfassen.[8] Neben Golobs GS sind sowohl die SD als auch Levica Teil der neuen Regierung. Die beiden ehemaligen Ministerpräsidenten Marjan Šarec und Alenka Bratušek, deren Parteien den Wiedereinzug ins Parlament verfehlten, wurden ebenfalls für Ministerämter nominiert. Daraufhin beantragte die unterlegene SDS von Regierungschef Janša am 18. Mai ein Referendum über die geplanten Änderungen des Regierungsgesetzes, mit dem die Ressortverteilung festgelegt wird. Die für Anfang Juni geplante Bildung der neuen Regierung verzögerte sich daher um etwa einen Monat.[9]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Izidi glasovanja. Slowenische Wahlkommission (Državna volilna komisija), abgerufen am 24. April 2022 (slowenisch).
  2. Katja Lihtenvalner: Slovenia's populist PM loses election to environmentalist party-election commission In: Reuters, 24. April 2022 (englisch). 
  3. Odzivi iz tujine: Slovenija obrnila hrbet desnemu populizmu. In: RTVSlo.si. 25. April 2022, abgerufen am 25. April 2022 (slowenisch).
  4. Opposition Slovenian liberal party on course for landslide win, say exit polls. In: The Guardian. 24. April 2022, abgerufen am 24. April 2022 (englisch).
  5. Marja Novak: Slovenian PM Sarec resigns, early election likely. In: reuters.com. 27. Januar 2020, abgerufen am 28. Januar 2020 (englisch).
  6. Elections. Staatliche Wahlkommission Sloweniens, abgerufen am 24. April 2022 (englisch).
  7. Slowenien: Erdrutschsieg für Freiheitsbewegung, Regierungschef Janša abgewählt. Der Standard, 25. April 2022, abgerufen am 19. Mai 2022.
  8. Adelheid Wölfl: Neue slowenische Regierung formiert sich rund um Robert Golob. Der Standard, 17. Mai 2022, abgerufen am 19. Mai 2022.
  9. Opposition bremst Regierungsbildung in Slowenien. Der Standard, 18. Mai 2022, abgerufen am 19. Mai 2022.