Parents Music Resource Center

Gremium zur Information von Eltern über verrohte Musiktexte

Das Parents Music Resource Center (kurz PMRC) ist ein 1985 in den USA gegründetes Gremium, das sich die Information von Eltern über eine eigens diagnostizierte Verrohung von Texten in der aktuellen Musik zum Ziel gesetzt hat. Dabei wird auf einen Trend zu sexuellen[1] und gewaltbezogenen Inhalten sowie die Verherrlichung von Alkohol- und anderem Drogenkonsum hingewiesen. Beanstandete Lieder wurden jeweils mit X (profane or sexually explicit ‚profan oder sexuell anstößig‘), O (occultokkult‘), D/A (drugs or alcohol ‚Drogen oder Alkohol‘) oder V (violent ‚gewalttätig‘) gekennzeichnet.[2]

Gründer waren die „Washington wives“: Tipper Gore (Frau von Al Gore), Susan Baker (Frau von Finanzminister James Baker), Pam Howar (Frau des Washingtoner Immobilienmaklers Raymond Howar) und Sally Nevius (Frau des Vorsitzenden der Washingtoner Stadtverwaltung John Nevius).[3] Die Bemühungen des PMRC wurden von der Sängerin Sheila Walsh und Pat Robertson unterstützt.[4]

Das PMRC regte eine freiwillige Selbstkontrolle der Recording Industry Association of America (RIAA) zusammen mit der Musikindustrie an. Es sollten Leitlinien und Bewertungssysteme ähnlich wie in der Filmindustrie etabliert werden. Ein weiterer Vorschlag betraf Warnhinweise auf dem jeweiligen Schallplattencover. Dieser Vorschlag wurde schließlich in Form des Parental-Advisory-Aufklebers für Tonträger mit als anstößig empfundenen Texten[5] realisiert.[6]

Filthy Fifteen Bearbeiten

So entstand auch die Liste der Filthy Fifteen (‚schmutzige fünfzehn‘) mit den 15 anstößigsten Liedern:

Künstler Liedtitel Inhalt
1 Prince Darling Nikki Sex/Masturbation
2 Sheena Easton Sugar Walls Sex
3 Judas Priest Eat Me Alive Sex
4 Vanity Strap on Robbie Baby Sex
5 Mötley Crüe Bastard Gewalt
6 AC/DC Let Me Put My Love into You Sex
7 Twisted Sister We’re Not Gonna Take It Gewalt
8 Madonna Dress You Up Sex
9 W.A.S.P. Animal (Fuck Like a Beast) Sex/Sprache
10 Def Leppard High ‘n’ Dry (Saturday Night) Drogenkonsum
11 Mercyful Fate Into the Coven Okkultismus
12 Black Sabbath Trashed Drogenkonsum
13 Mary Jane Girls In My House Sex
14 Venom Possessed Okkultismus
15 Cyndi Lauper She Bop Sex/Masturbation

Eine scharfe Kritik an den Zensurmaßnahmen des PMRC formulierte Dave Mustaine in dem Song Hook In Mouth, der 1988 auf dem Megadeth-Album So Far, So Good… So What! veröffentlicht wurde. Ebenso äußerte die britische Heavy-Metal Band Judas Priest in dem Song Parental Guidance auf dem Album Turbo Kritik, nachdem man mit dem Song Eat Me Alive auf dem Vorgängeralbum in die Filthy Fifteen aufgenommen wurde. Die amerikanische Performance-Künstlerin Karen Finley reagierte 1987 auf die Zensurmaßnahmen mit dem Titel Dear P.M.R.C. auf ihrem Album The Truth Is Hard To Swallow.[7] Auch Frank Zappa setzte sich in den 1980er Jahren vor dem Ausschuss gegen eine mögliche Indizierung seiner Texte zur Wehr.[8]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bill Holland: Washington Mothers Blast ‘Pornographic’ Rock Lyrics. In: Billboard, 11. Mai 1985.
  2. Niel Slaven: Electric Don Quixote: The Definitive Story of Frank Zappa. London: Omnibus Press 2009.
  3. Chastagner, Claude: The Parents' Music Resource Center: From Information to Censorship. In: Popular Music. Band 18, Nr. 2, S. 179–192.
  4. Jonathan Green and Nicholas J. Karolides: Encyclopedia of censorship. 1. Auflage. Facts On File, New York 2005, S. 625.
  5. Marc Spitz: Mick Jagger. Rebell und Rockstar. (Originaltitel: Jagger. Rebel, Rock Star, Rambler, Rogue, 2011) Aus dem Englischen von Sonja Kerkhoffs. Edel Germany, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8419-0122-4, S. 266.
  6. Parental Advisory Label Website der RIAA. Abgerufen am 11. April 2019.
  7. Karen Finley Discogs Karen Finley Discographie.
  8. Frank Zappa – Textprotokoll der Rede vor dem Ausschuss